Von der Fee und dem armen Bauernpaar, dem Fischer und seiner Frau, Johannes Mario Simmel und dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“

Vorweihnachtszeit ist Wunschzeit, da werden wir wie die Kinder und glauben an Zeiten, als das Wünschen noch geholfen hat …

Es gibt viele schöne Wunschgeschichten, meine liebste ist die von Johann Peter Hebel. Da kommt eine Fee zu einem armen Bauernehepaar am Oberrhein und sagt: „Ihr habt drei Wünsche frei, überlegt sie euch aber gut. Sobald sie ausgesprochen sind, sind sie vertan.“ Die beiden grübeln eine Woche, er auf dem Feld, sie auf dem Hof. Und als am Sonntag die Frau das Kraut zum kargen Mahl auf den Tisch trägt, entfährt es ihr: „Jetzt wär’s schön, wir hätten ein paar Würste.“ Wupp, ist der erste Wunsch perdu. Und dem jähzornigen Bauern entfährt der Fluch: „Ach, du dummes Weib, ich wünschte, die Würste hingen dir an der Nase!“ Und so müssen sie den dritten Wunsch für eine Nasenverschönerungs-OP verwenden. Und wenn sie nicht gestorben sind …

Im Märchen vom Fischer und seiner Frau, das die Brüder Grimm plattdeutsch erzählen, werden die Wünsche der Frau so maßlos – bis sie wieder in ihrer schäbigen Hütte sitzt. „Je mehr er hat, je mehr er will. Nie schweigen seine Wünsche still“ ist die Moral. Und wenn sich die schwangere Königin beim Nähen der Babywäsche eine Tochter wünscht, „weiß wie Schnee, rot wie Blut und schwarz wie Ebenholz“, ist das Märchen von der Angst vorm Kindbetttod und der bösen Stiefmutter geprägt.

Auch Witze handeln von Wünschen. Vom 30 Zentimeter großen Simmel, der nur klappte, solange man den Namen des Autors Johannes Mario Simmel kannte und wusste, was sich auf Pimmel reimte. Tempi passati. Karl Valentin wünschte sich, doppelt genäht hält besser: erstens ewige Gesundheit und zweitens einen guten Hausarzt. Ratiopharm nennt man so was.

In einem modernen Verjüngungswitz hatte sich die Frau eine einjährige Schiffsreise gewünscht und der 60-jährige Mann daraufhin, dass er sie mit einer 30 Jahre jüngeren Frau verbringen dürfe. Und simsalabim! Schon war er 90. Einer anderen Frau hatte Gott noch 20 Jahre gesundes Leben versprochen. Worauf sie zu einer umfassenden rundumerneuernden Schönheitsoperation geeilt war. Prompt geriet sie auf der Heimfahrt von der Klinik in einen tödlichen Unfall. „Du hast mir doch versprochen ...“, sagte sie vorwurfsvoll im Himmel. Und ER, entschuldigend: „Ich habe dich nicht wiedererkannt.“ Dumm gelaufen.

„Spiegel“-Reporter Cordt Schnibben wünschte sich, nachdem die Redaktion ihren Chefredakteur erfolgreich weggewünscht hatte: „Diesmal dürfen wir es nicht verkacken!“ Das wünsche ich mir, immer mal wieder, auch diesmal.

Karasek schreibt jeden Sonnabend im Hamburger Abendblatt