Von dem Zwischenfall im leistungsstärksten Kernkraftwerk Europas gehe laut Energieminister Demtschischin keine Gefahr aus. Bundesregierung bemüht sich um nähere Informationen.

Kiew. Im Südosten der Ukraine hat sich nach Angaben von Ministerpräsident Arseni Jazenjuk ein Atomunfall mit noch unabsehbaren Folgen ereignet. Betroffen sei das landesweit größte Atomkraftwerk Saporoschje im Südosten, sagte Jazenjuk am Mittwoch in Kiew. Er habe Energieminister Wolodimir Demtschischin angewiesen, zur Aufklärung und den Folgen des technischen Defekts eine Pressekonferenz einzuberufen.

Der Minister beteuerte daraufhin, von dem Zwischenfall gehe keine Gefahr aus. „Es gibt keine Probleme mit den Reaktoren“, sagte Demtschischin in Kiew. Bis Freitag würden die Probleme behoben sein. Der Vorfall stehe in keinerlei Zusammenhang zur eigentlichen Stromerzeugung, sondern betreffe das Stromverteilungssystem des Kraftwerks.

Die Nachrichtenagentur Interfax berichtete, ein Reaktorblock mit einer Bruttoleistung von 1000 MW sei von dem Unfall betroffen. Die Akw-Leitung hatte von einer Abschaltung des dritten Blocks am 28. November berichtet. Erhöhte Radioaktivität sei nicht gemessen worden, hieß es.

Saporoschje gilt als leistungsstärkstes Kernkraftwerk Europas. Das Akw besteht aus sechs Reaktorblöcken mit einer Leistung von jeweils 1000 Megawatt. Nach Angaben derInternationalen Atom-Energie-Agentur IAEA ging der älteste Block 1984 ans Netz, der letzte 1995. Das AKW liegt rund 500 Kilometer südöstlich von Kiew am Fluß Dnepr.

In der Ukraine war es im April 1986 im Kernkraftwerk Tschernobyl zu einem der schlimmsten Atomkatastrophen weltweit gekommen. Seitdem müssen alle Zwischenfälle in AKWs an die IAEA gemeldet werden. Die Ukraine erzeugt fast 44 Prozent ihres Stroms aus Atomkraft. Zurzeit sind der IAEA zufolge 15 Kraftwerke in Betrieb und zwei im Bau.

Bei der IAEA in Wien war zunächst keine Stellungnahme zuerhalten. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks sagte in Berlin, die Bundesregierung verfüge nicht über ausreichende und gesicherte Informationen für eine Einschätzung. Die Regierung bemühe sich auf allen verfügbaren Kanälen, nähere Informationen zu erhalten.