Ein Familienkrach von Joachim Mischke

In den letzten Wochen war es verdächtig ruhig gewesen rund um die zweite weltbekannte deutsche Großkulturbaustelle neben der Elbphilharmonie. Auch wenn die Sanierung des morschen Bayreuther Festspielhauses günstiger ist und womöglich weniger langwierig – hinter, also eher: vor den Kulissen bricht jetzt eine Streitrunde aus, die an die leckersten Scharmützel zwischen dem hiesigen Senat, den Architekten und Hochtief erinnert.

Mittendrin und vom Image her eine Mischung aus Beckmesser, Alberich und Loge: Gregor Gysi, Politiker und Anwalt mit facettenreicher Vergangenheit. Er will für die Kinder Wieland Wagners gegen den Stiftungsrat in den Ring, ganz ohne Nibelungen. Nike, Daphne und Wolf-Siegfried W. würden durch den neuen Mietvertrag für das Festspielhaus massiv benachteiligt, findet er.

Die Adresse Festspielhügel 1–2, 95445 Bayreuth ist für Gysi nichts Neues. Erst im Sommer hatte der „Ring“-Regisseur Frank Castorf den Halbschwester-Chefinnen Katharina und Eva W. mit Gysis juristischer Dresche gedroht, weil man eine Rolle umbesetzt hatte, ohne „Bitte, Bitte“ zu sagen. „Man wird hocherfreut sein, mich bei der Ratssitzung zu sehen“, orakelte Gysi, vorfreudig amüsiert. Wenn er sich da mal nicht täuscht. Denn nichts mögen die Wagner-Weichensteller aus der bayerischen Lokalpolitik weniger als einen Störer aus Preußen, der sich nicht an ihre lieb gewordenen Spielregeln halten will.