Zu Rot-Rot-Grün in Thüringen

25 Jahre nach dem Mauerfall soll zum ersten Mal ein Politiker aus der Nachfolgepartei der SED zum Ministerpräsidenten eines Bundeslandes werden, eines ostdeutschen noch dazu. Das ist das Unerhörte für einstige Kämpfer gegen die SED. Das ist aber auch das Unerhörte für die ganze SPD: sich als Juniorpartner der feindlichen Bruderpartei anzuschließen. Es ist aber zugleich auch ein gutes Signal. Es zeigt, wie weit das Land vorangekommen ist auf dem Weg zur Normalität. FRANKFURTER RUNDSCHAU

So kann man es sehen: ein Signal. Nur wofür? Für eine fällige Normalisierung in der politischen Landschaft, nach so vielen Wahlen in der neuen deutschen demokratischen Republik, in denen die Linke gut abschnitt? Ist sie einfach mal dran? Oder ist es vielleicht ganz anders, ist es die Relativierung eines Wählerwillens, weil die Linke doch gar nicht gesiegt hat? Tatsache ist: Die CDU stellt die deutlich stärkste Fraktion, die Wähler wollen bis heute mit mehr als zwei Dritteln eine Große Koalition der CDU mit der SPD in Thüringen, Rot-Rot-Grün hat eine Stimme Mehrheit. Wie Schwarz-Rot. DER TAGESSPIEGEL

Was aber einer SPD passieren kann, die ein Bündnis mit der Linken nicht ausschließt, ist vielleicht die wichtigste Lektion, die Gabriel aus der Landtagswahl in Thüringen lernen kann: minus sechs Prozent. Das wirkliche Signal von Erfurt ist für die SPD kein Aufbruch-, sondern ein Warnsignal: Rot-Rot-Grün im Bund, das ist wirklich ein Ding der Unmöglichkeit. SÜDDEUTSCHE ZEITUNG