Haben Sie Sorgen, Probleme im Alltag? Ralf Nehmzow, der Leserbotschafter und Ombudsmann des Hamburger Abendblatts, vermittelt, hilft, engagiert sich für die Leser. Er schildert ihre Fälle und dokumentiert dazu die Reaktionen der Institutionen und Unternehmen. Er kümmert sich auch um redaktionelle Anliegen von Lesern.

Leserin vermisst Respekt

Renate W., 55, Postbedienstete aus Fischbek, schreibt dem Leserbotschafter: „Mir begegnet jeden Tag so viel Rücksichtslosigkeit. Beispielsweise neulich in der S-Bahn-Linie 1, Richtung Hauptbahnhof. Oft sind da sehr viele Sitzplätze frei, aber hinsetzen können sich viele Fahrgäste nicht, weil zwischen den Reihen das Gepäck abgestellt wird. Für mich ist es dann auch eine Selbstverständlichkeit, wenn ich stehende Personen sehe, ohne Aufforderung Platz zu machen. Es gibt viele Unarten: etwa die Füße auf die Sitze zu legen gehört auch dazu. Kaum einer traut sich, etwas zu sagen. Im täglichen Umgang ist die Achtung und auch ein nettes Miteinander kaum noch zu finden. Wäre das mal ein Thema?“

Der Leserbotschafter nimmt dazu Stellung: „Liebe Frau W., das Thema Umgang mit Mitmenschen, insbesondere auch in der Bahn, bewegt immer wieder viele Leser – und uns Journalisten. Ich denke aber, es ist gefährlich, einen einseitigen Schluss zu ziehen, dass das nette Miteinander generell immer schlechter werde. Ich erlebe auch Passanten, die beispielsweise sofort ihre Hilfe anbieten, wenn Senioren schweres Gepäck zu tragen haben, oder ihren Platz in der Bahn oder im Bus räumen. Aber Sie haben auch recht: Bisweilen hört man aus Gesprächen, dass Respekt fehlt, der Respekt etwa gegenüber Eltern oder einigen Berufen. Manchmal bemerke ich das auch in den sozialen Netzwerken, wo oft jede Hemmschwelle fällt, wenn sich Menschen äußern. Darüber haben wir auch immer wieder berichtet. Es ist wichtig, schon in der Erziehung Grundwerte zu vermitteln, eben auch Respekt und Höflichkeit. Das nette Miteinander sollte man einfach selbst vorleben. Also nicht resignieren und gegebenenfalls die Mitmenschen nett ansprechen, wenn es irgendwo hakt. Mit dem freien Sitzplatz in öffentlichen Verkehrsmitteln ist das so eine Sache: Es gibt auch die Geschichte eines Kollegen, der mal, damals über 60 Jahre alt, sauer reagiert haben soll, als ihm ein Passant im Bus höflich seinen freien Platz anbot. Mein Kollege soll zurückgeblafft haben: ,Bin ich schon so alt?‘“

So erreichen Sie den Leserbotschafter: Schicken Sie bitte Ihre Alltagsärger-Fälle, kurz skizziert, mit Ihrer Telefonnummer per E-Mail an: Leserbotschafter@Abendblatt.de oder an: Leserbotschafter Ralf Nehmzow, Chefredaktion Hamburger Abendblatt, Axel-Springer-Platz 1, 20350 Hamburg.