Lars Mittank, 28, Kraftwerker aus Wilhelmshaven, wird nach einem Urlaub in Bulgarien seit vier Wochen vermisst.

Wilhelmshaven. Wenn das Telefon zu Hause klingelt, sagt Sandra Mittank, stehen ihr jedes Mal die Haare zu Berge. In einer Gefühlslage zwischen Angst und Hoffnung greift sie dann nach dem Hörer. In der Hoffnung, ihr Sohn Lars könnte am anderen Ende der Leitung sein und sagen, dass er jetzt wieder nach Hause kommt. Und in der Angst, es könnte irgendjemand von den Behörden dran sein, der eine schlechte Nachricht überbringen muss.

Denn Lars Mittank, Kraftwerker aus Wilhelmshaven, ist verschwunden. Über einen Monat schon. Die letzten Lebenszeichen des 28-Jährigen sind die Aufnahmen einer Überwachungskamera auf dem Flughafen von Varna in Bulgarien vom Dienstag, 8. Juli, kurz nach 10 Uhr am Morgen. Zu sehen ist Lars Mittank, wie er fluchtartig das Flughafengebäude verlässt. Seither ist er weg – einfach weg.

Es entsteht ein Moment der Stille, wenn Sandra Mittank das erzählt. Wie kann das sein – einfach weg, spurlos verschwunden, ohne Lebenszeichen? Es ist ein Rätsel. Für die Mutter, die ganze Familie, die Freundin von Lars Mittank und seine Arbeitskollegen ein grausames Rätsel.

Die Fakten dazu sind mittlerweile alle überprüft, von Interpol, den bulgarischen Behörden, vom deutschen Auswärtigen Amt und der Privatdetektei Guetig, die im Auftrag der Kollegen von Lars Mittank und seiner Familie bis heute recherchiert.

Lars Mittank bricht Ende Juni mit ein paar Bekannten zu einem Trip an den Goldstrand in Bulgarien auf. Gemeinsam will man einen launigen Urlaub am Strand verleben. „Es war der erste Urlaub dieser Art für Lars“, sagt Sandra Mittank. Er sei nicht der Typ, der laufend solche Kumpel-Party-Trips mache. Beim Feiern gerät Lars Mittank als glühender Anhänger von Werder Bremen in einen Streit mit Bayern-München-Fans. Es kommt zur Auseinandersetzung. Lars erleidet einen Riss im Trommelfell. Eine Keilerei mit Folgen.

Denn während die Kollegen am Montag, 7. Juli, den gebuchten Rückflug nach Hause antreten, wird Lars Mittank nach der Diagnose eines Allgemeinarztes ins Krankenhaus nach Varna überwiesen. Der Mediziner hält ihn mit dem verletzten Trommelfell für nicht reisefähig.

„Ich war ständig über sein Handy in Kontakt mit Lars“, sagt Sandra Mittank. Am Montag erfährt sie, dass Lars im Krankenhaus von Varna nicht stationär aufgenommen wird. „Der Krankenhausarzt schickte ihn einfach wieder weg und sagte, er könne nicht mit dem Flugzeug fliegen. Er solle auf andere Weise nach Hause fahren.“ Lars Mittank entscheidet sich aber dafür, am nächsten Tag den Arzt auf dem Flughafen in Varna zu konsultieren, um doch noch grünes Licht für den am 8. Juli gebuchten Rückflug zu bekommen. Nun muss er die Nacht in Varna überbrücken. „Ein Taxifahrer bot ihm an, ihn in ein günstiges Hotel zu fahren. Lars nahm das an.“ Ein Fehler, wie sich herausstellen sollte.

Das sehr einfache Hotel steht in der Nähe eines Armenviertels in Varna. Lars rief seine Mutter an und berichtete, dass er sich unwohl in dem Hotel fühle. Er wolle jetzt nur noch weg aus Bulgarien. Noch in der Nacht gerät Lars Mittank offenbar in Panik. Er verlässt das Hotel und macht sich zum Flughafen auf. Am frühen Morgen haben Mutter und Sohn wieder Kontakt. „Ich hab es zum Flughafen geschafft“, sagte der 28-Jährige. Nach Absprache mit seiner Mutter geht er beim Flughafenarzt zu einer letzten Untersuchung. „Lars erzählte, er sehe ganz schmuddelig aus von der Nacht, er wolle sich vorher noch waschen, damit der Arzt keinen schlechten Eindruck bekomme.“ Im Behandlungsraum des Arztes angekommen, überschlagen sich dann offenbar die Ereignisse. Lars Mittank gerät offenbar erneut in Panik. Sandra Mittank: „Laut dem Arzt lief Lars irgendwann wie von der Tarantel gestochen aus der Praxis und aus dem Flughafengebäude.“ Sein Pass, sein Handy, sein komplettes Reisegepäck blieben zurück. Keiner hat Lars Mittank seither mehr gesehen.

Aber alle, die Lars kennen, lieben und schätzen, suchen ihn jetzt. Die Eltern und seine Freundin, die Kollegen von GDF Suez, die Freunde, die unter „Findet Lars Mittank!“ eine Facebook-Gruppe eröffnet haben und alle Neuigkeiten zu dem Fall sammeln. Sandra Mittank fuhr sieben Tage nach Varna, um die letzten Wege ihres Sohnes gemeinsam mit Privatdetektiven abzugehen und Fakten zu checken. Gemeinsam brachten sie bulgarische TV-Sender und Zeitungen dazu, über die Suche zu berichten. Überall in Varna hängen die Flyer mit dem Portrait von Lars und den Kontaktdaten. Lars Mittanks Arbeitgeber GDF-Suez und Sandra Mittank sorgten auch dafür, dass sich die deutsche Botschaft und das Auswärtige Amt in die Ermittlungen einschalteten und die bulgarischen Behörden bei der Aufklärung des Falls unterstützten. „Der Honorarkonsul von Varna steht mit den Behörden in Bulgarien und dem Auswärtigen Amt im ständigen Austausch“, sagt Johanna Staudenmaier-Wenzel, Sprecherin des Auswärtigen Amtes. Die von Sandra Mittank eingesetzte Detektei ist derzeit wieder in Bulgarien unterwegs. Sandra Mittank: „Sie wollen Lars auf jeden Fall finden. Die Detektive sind auch alle Eltern, und der Fall geht ihnen sehr nahe.“

Nach über vier Wochen des Wartens setzt Sandra Mittank auf die Hoffnung, dass Lars derzeit irgendwie auf dem Landweg versucht, das Land zu verlassen. Die Mutter vermutet, dass ihr Sohn jegliches Vertrauen in Menschen, Ärzte und die Polizei verloren hat und sich ganz auf sich allein gestellt fühlt. Sandra Mittank: „Er ist ein Naturbursche, ein Angler, er kennt sich aus im Wald. Der könnte da überleben. Vielleicht ist er irgendwo auf dem Balkan unterwegs, zurück nach Hause.“

Hinweise auf den Verbleib von Lars Mittank an die Detektei Guetig, Telefon 0151/41 94 59 17 oder unter info@detektei-guetig.com per E-Mail.