Zu den Maut-PlänenDamit wirklich nur die Ausländer zahlen, erhalten hiesige Autofahrer in Zukunft millionenfach die Vignette per Post. Die Kfz-Steuer muss dazu abermals reformiert werden, und scharfe Kontrollen braucht diese Maut auch, der Anreiz zu Missbrauch und Fälschertum ist zu groß. So entsteht ein Bürokratie-Koloss, der an den Problemen der deutschen Infrastruktur kein Jota ändert. Wenn Dobrindt Pech hat, bekommt er noch nicht mal das Geld zusammen, das er sich von seiner Ausländer-Maut verspricht. Das wäre dann wirklich schon tragisch.

Süddeutsche Zeitung

Wie stellt sich der CSU-Mann eigentlich den Alltag vor im größten Land Europas, in dem Land mit den meisten Nachbarn, in dem Land, das wie kein anderes angewiesen ist auf das unkomplizierte Hin und Her an seinen Grenzen? Wenn der Minister mit seinem Vorhaben durchkommen sollte, werden die Niederlande und Belgien nachziehen; das Europa der offenen Grenzen würde zu Grabe getragen. Womöglich ist sich die CSU durchaus bewusst, dass sie sich während des Wahlkampfs in dieser Sache verrannt hat. Nun will sie trotzdem zeigen, was sie kann. Seehofer benötigt dringend einen Beweis, dass seine bundespolitische Durchsetzungskraft noch nicht erloschen ist. Darum muss Dobrindt die Maut, die außer der CSU niemand braucht, jetzt durchpauken. Beide wissen wahrscheinlich längst, dass ihr Monster politisch und europarechtlich keine Chance hat. Und das wäre ihnen auch recht. Sie könnten dann mal wieder eine schöne Kampagne gegen die EU fahren.

Aachener Zeitung