Zur Ukraine

Die Regierung in Kiew muss dringend etwas gegen die Separatisten tun, sie hat vielleicht schon zu lange gewartet. Unternimmt sie jetzt nichts, verliert sie jede Autorität – bei ihren eigenen Anhängern (die es auch im Osten gibt), bei den Polizisten und anderen Staatsdienern, die noch schwanken, bei jenen Teilen der Bevölkerung, die einfach nur Ruhe und Stabilität wollen. Der Vorstoß von Übergangspräsident Turtschinow, am Tag der Präsidentenwahl ein Referendum über eine Föderalisierung der Ukraine abhalten zu lassen, könnte politisch ein Ausweg sein. Aber es ist fraglich, ob Moskau sich darauf einlässt. Sogar in der Ostukraine könnten die prorussischen Kräfte nur dann einer Mehrheit sicher sein, wenn mit russischen Methoden abgestimmt wird. Frankfurter Allgemeine

Kiew steht vor einem kaum lösbaren Dilemma, wie es auf die von Russland gelenkten Provokationen in der Ostukraine reagieren soll. Einerseits kann die Regierung es den Russen nicht so leichtmachen wie auf der Krim. Andererseits sollte sie mit großer Vorsicht agieren, um Moskau keinen Vorwand zu liefern, zum Schutz der „russischen Ukrainer“ in das Land einzufallen. Hier ist ein Balanceakt gefragt, der jedes Land vor große Probleme stellen würde und der durch die Lage der Kiewer Regierung noch komplizierter wird. Bei den anstehenden Ukraine-Gesprächen wird Putin versuchen, seinen Vorteil auszuspielen und maximalen Gewinn daraus zu ziehen. Das auszubalancieren wird nur gelingen, wenn der Westen mehr Entschlossenheit als bisher auf seine Seite der Waage bringt. Die Welt