Zu 100 Tage Große Koalition

Vor allem die SPD-Minister zeigen einen erfrischenden Willen zum Regieren – Mindestlohn, Rentenkonzept, Energiepolitik oder Frauenquote. Auf diesen Feldern hat die Koalition schnell Pflöcke eingerammt. Eine Koalition strenger Haushaltsdisziplin ist Schwarz-Rot jedoch nicht. Die Rente mit 63 schafft Milliardenlasten in der Zukunft, die aktuell prall gefüllten Sozialkassen züchten eine gefährliche Illusion. Dasselbe gilt für andere kostspielige Projekte wie die Mütterrente. Wichtige sozialpolitische Reformfelder wie die Pflege sind dagegen bislang klar unterbelichtet. Leipziger Volkszeitung

Regiert wird zulasten der künftigen Generationen, und die Hauptaufgabe, diese Gesellschaft angesichts der bevorstehenden demografischen Stürme wetterfest zu machen, bleibt liegen. Noch nicht mal die Kurzfristziele werden ja erreicht: Die ganzen Wohltaten schlagen sich auf der Umfrageseite der SPD nicht nieder. 100 Tage Große Koalition: Mehr Schein als Sein. General-Anzeiger (Bonn)

Es klingt makaber, aber für die Bundesregierung ist die Krim-Krise durchaus von Nutzen. Außenpolitische Extremsituationen lassen für Plänkeleien keinen Raum. Endlich. Insbesondere Horst Seehofer tat während der ersten 100 Tage alles, um die Große Koalition an die Grenzen des gegenseitigen Verständnisses zu bringen. Eitelkeiten und Populismus sind dem Bayern so nah wie einem Baby der Schnuller. Eine Koalition wird nie geräuschlos funktionieren. Doch das Knirschen und Quietschen muss ja nicht in den Ohren schmerzen. Pforzheimer Zeitung