Zum Fall Hoeneß

Es ist gut möglich, dass Uli Hoeneß am FC-Bayern-Syndrom leidet. Der Club ist im deutschen Fußball die unerreichbare Nummer eins. Viel Erfolg ist schön, zu viel Erfolg kann den Kopf vernebeln. Der Club schwebt im Fußballhimmel, der Chef jonglierte mit horrenden Summen und tut es als Marotte ab, die er jetzt rasch, rasch wieder in Ordnung bringen möchte. Der König des Rasens fühlt sich als König des Lebens. Für Uli Hoeneß ist es Zeit, aufzuwachen. Das Urteil fällt bald. TAGES-ANZEIGER (ZÜRICH)

Einer, der 50 Millionen Steuern und damit 18,5 Millionen weniger zahlt, als er müsste, einer, der fünf Millionen spendet und damit 13,5 Millionen der Beute für sich behält, darf durchaus als Sozialschmarotzer angesprochen werden. Es ist ein Rätsel, warum dieses Wort vorzugsweise dann – vor allem im Milieu von Hoeneß – verwendet wird, wenn es darum geht, die Schwarzarbeit eines Hartz-IV-Empfängers zu geißeln. FRANKFURTER RUNDSCHAU

Im Netz und an den Stammtischen wurden die Urteile im Fall Hoeneß schon vor einem Jahr gefällt. Gelegentlich ist, wie im Fall Edathy, nur noch eine Seite zu vernehmen, und das Maß an Ekel und Hass reicht dann schon vor Sicherung der Beweise zur außergerichtlichen Höchststrafe. Köpfe müssen rollen im Saustall. Und die Politik tut dem Publikum gern den Gefallen. Welche Steuerabkommen Deutschland mit der Schweiz schließt, ob Selbstanzeigen auch in Zukunft Straffreiheit garantieren sollen – mit solchen Fragen hält man sich nicht gerne auf. NÜRNBERGER NACHRICHTEN