Zum Prozess gegen Gauck

Joachim Gauck versteht sich als Mann des klaren Wortes. So hat er NPD-Anhänger hinreichend präzise als „Spinner“ bezeichnet. Nach dem Eindruck der Verhandlung dürften die Richter Gaucks Äußerungen als gerade noch im Rahmen durchwinken. Bei seinem rhetorischen Vermögen müsste er indes imstande sein, auf den verfassungsfeindlichen Charakter der NPD geschliffener hinzuweisen. Die Rechtfertigung seines Prozessvertreters, Gauck habe sich nur dem Sprachniveau seiner Zuhörer angepasst, ist die eigentliche Beleidigung – und zwar jener Berliner Oberstufenschüler.

Mannheimer Morgen

Gaucks klare Worte, ausgesprochen vor einer Schulklasse, mögen nicht sehr präsidial gewesen sein. Aber für einen Mann, der seine einzige Macht aus der Kraft der Rede schöpfen darf, ist es unabdingbar, deutliche Sätze zu sprechen.

Pforzheimer Zeitung

Zu Merkel in Israel

Das Motto der Veranstaltung hätte auch lauten können: Gemeinsamkeiten hervorkehren, Meinungsunterschiede klein halten. Hauptsache, die deutsch-israelische Freundschaft leidet nicht. Niemand pflegt sie so wie Angela Merkel, Israels wichtigste Fürsprecherin in Europa. Schon deshalb wird die Kanzlerin im Kabinett Netanjahu sehr geschätzt. Selbst den Konflikt um den Siedlungsbau nimmt man gelassen. Dahinter steckt eine gewisse Resignation Merkels, mit Kritik an Netanjahus Politik in den besetzten Gebieten noch etwas bewirken zu können.

Berliner Zeitung