Wende in Kiew? Opposition um Vitali Klitschko kann hoffen. Bundesaußenminister Steinmeier soll vermitteln. Die Stadt Lwiw erklärt sich für autonom.

Kiew. Hektische Krisendiplomatie zwischen Berlin und Moskau und innerhalb von Kiew. Am Donnerstag reisen drei EU-Außenminister inklusive Frank-Walter Steinmeier zu Gesprächen nach Kiew. Und der ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch tauscht seinen Armeechef aus. Es ist eine aufgeheizte Atmosphäre nicht nur auf dem Maidan-Platz in Kiew. Aber dann kam spätabends die Wende.

Die Europäische Union greift ein in den Konflikt in der Ukraine. Denn der seit Monaten anhaltende Machtkampf in Kiew ist eskaliert.

Lesen Sie hier den Liveticker.

+++ Inhaftierte Timoschenko ruft zum Aufstand auf+++

22.28 Uhr: Die inhaftierte ukrainische Oppositionsführerin Julia Timoschenko hat das Volk zum Aufstand gegen Präsident Viktor Janukowitsch aufgerufen. „Wir müssen die Diktatur beseitigen jetzt und für immer“, hieß es in einer Mitteilung. Die Ex-Regierungschefin betonte, Verhandlungen hätten keine Perspektive. „Jetzt trägt Janukowitsch für jeden umgebrachten oder verstümmelten Menschen persönlich die moralische Verantwortung.“ Timoschenko forderte, die Opposition müsse eine Delegation zum EU-Außenministertreffen an diesem Donnerstag schicken.

+++ Janukowitsch bietet Waffenstillstand an +++

22.05 Uhr: Nach blutigen Straßenschlachten in Kiew hat Präsident Viktor Janukowitsch nach Oppositionsangaben einen Waffenstillstand zugesagt. Das teilten die Regierungsgegner Arseni Jazenjuk und Vitali Klitschko am Mittwochabend nach einem Treffen mit dem Staatschef mit.

+++ Obama warnt Janukowitsch +++

21.15 Uhr: US-Präsident Barack Obama hat die Gewalt in der Ukraine scharf verurteilt und im Fall einer weiteren Eskalation mit Schritten der internationalen Gemeinschaft gedroht. „Es wird Konsequenzen haben, wenn Leute eine Linie überschreiten“, sagte Obama am Rande des Nordamerika-Gipfels im mexikanischen Toluca. Dazu gehöre, dass sich das ukrainische Militär nicht in Angelegenheiten einmischen dürfe, die von Zivilisten gelöst werden könnten.

+++ Janukowitsch trifft erneut Klitschko +++

21.02 Uhr: Der ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch hat sich am Mittwochabend erneut mit Oppositionsführern getroffen. Auch Ex-Boxweltmeister Vitali Klitschko habe an dem eilig anberaumten Gespräch teilgenommen, schrieb seine Sprecherin Oxana Sinowjewa über den Kurznachrichtendienst Twitter. Die Begegnung war aber schon bald wieder beendet, ohne dass Ergebnisse mitgeteilt wurden.

+++ Präsident Janukowitsch ernennt neuen Armeechef +++

19:35 Uhr: Präsident Viktor Janukowitsch ernennt Marinechef Admiral Juri Iljin zum neuen Armeechef. Sein Vorgänger, Generaloberst Wolodimir Samana, wurde zum Mitglied des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates ernannt. Eine Erklärung für den Wechsel und den Zeitpunkt gab es nicht.

+++ Merkel telefoniert mit Putin +++

19:15 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel sagt, sie sei mit Russlands Präsident Wladimir Putin in einem Telefongespräch einer Meinung gewesen, dass alles Notwendige getan werden müsse, um eine Eskalation der Gewalt in der Ukraine zu verhindern.

+++ Moskau stoppt Kredite an die Ukraine +++

18:22 Uhr: Die Auszahlung der zweiten russischen Kredit-Tranche in Höhe von zwei Milliarden Dollar an die Ukraine wurde „aus technischen Gründen“ bis Freitag verschoben, wie aus der ukrainischen Regierung verlautete.

+++ Regierungsgegner stürmen Gebäude +++

18.57 Uhr: Nach dem Verlust ihres Hauptquartiers im Gewerkschaftshaus durch ein Feuer haben ukrainische Regierungsgegner in Kiew andere Gebäude besetzt. Aktivisten stürmten örtlichen Medien zufolge das Hauptpostamt, das Haus des Rundfunk- und Fernsehkomitees sowie das Agrarministerium. Für die bei den blutigen Straßenkämpfen verletzten Kämpfer hat das nah gelegene Michailowski-Kloster seine Räume zur Verfügung gestellt. Die Organisation Ärzte ohne Grenzen will Kliniken medizinische Ausrüstung zur Verfügung stellen.

+++ Militär darf Schusswaffen einsetzen +++

18.02 Uhr: Das ukrainische Militär kann nach eigener Darstellung an dem angekündigten landesweiten „Anti-Terror-Einsatz“ des Geheimdiensts SBU gegen radikale Regierungsgegner teilnehmen. Soldaten hätten unter anderem das Recht, Schusswaffen einzusetzen und Personen festzunehmen, teilte das Verteidigungsministerium mit. Beobachter sprachen davon, damit werde im Prinzip ein Ausnahmezustand im Land ermöglicht.

+++ Die Stadt Lwiw (Lemberg) erklärt sich für autonom +++

17.23 Uhr: Der ukrainischen Führung entgleitet die Kontrolle über den pro-europäischen Westen des Landes. Am Mittwoch erklärten Gegner von Präsident Viktor Janukowitsch die Großstadt Lwiw (Lemberg) für politisch autonom. Die Regionalversammlung von Lwiw warf der Regierung vor, in Kiew einen „offenen Krieg“ gegen die Demonstranten zu führen. Lwiw liegt unweit der Grenze zu Polen.

+++ Außenminister der EU sollen vermitteln +++

16.54 Uhr: Die Außenminister Deutschlands, Frankreichs und Polens wollen zur Beilegung der Krise nach Kiew reisen. Dort wollen sie sich mit Vertretern von Regierung und Opposition treffen, wie am Mittwoch aus Regierungskreisen in Paris bekannt wurde.

+++ Merkel schockiert über Bilder aus Kiew +++

16.20 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel bezeichnete in Paris bei einem Auftritt mit Präsident Francois Hollande die Bilder vom Unabhängigkeitsplatz (Maidan) als „schockierend“. „Wir werden alles in unserer Kraft Stehende dafür tun, damit ein politischer Dialog wieder in Gang kommt.“ Dabei gehe es um die Bildung einer Übergangsregierung und freie Wahlen. Dabei sei man auch zu Gesprächen mit Janukowitsch bereit. Voraussetzung sei allerdings, dass der Präsident „auch zu diesen Gesprächen zu Verfügung steht“.

+++ Staatssicherheit kündigt „Operation“ an +++

16.01 Uhr: Die ukrainische Staatssicherheit kündigt eine landesweite „anti-terroristische Operation“ an. Zahlreiche Verwaltungsgebäude seien in den vergangenen Stunden gestürmt worden. Dabei seien Waffen und Munitionsdepots „von extremistischen Gruppen“ geplündert worden, so die Behörden.

+++ Offenbar auch Journalist in Kiew getötet +++

15.36 Uhr: Bei gewaltsamen Auseinandersetzungen in Kiew ist nach Informationen von „Reporter ohne Grenzen“ auch ein Journalist getötet worden. Der 32-jährige Redakteur der ukrainischen Tageszeitung „Vesti“ sei am Dienstagabend auf dem Weg von der Arbeit nach Hause mit dem Taxi von einem Schlägertrupp angehalten, verprügelt und angeschossen worden und später seinen Verletzungen, sagte ROG-Pressereferent Christoph Dreyer dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Angreifer hätten nach Angaben der Zeitung auch Molotow-Cocktails auf das Taxi geworfen.

+++ ARD zeigt am Mittwoch Brennpunkt +++

15.28 Uhr: Die ARD zeigt an diesem Mittwoch einen „Brennpunkt“ zur Lage in der Ukraine. Die Sendung beginnt um 20.15 Uhr nach der Tagesschau und dauert 15 Minuten. Am Dienstag fiel der Brennpunkt aus, Die ARD-Korrespondentin Golineh Atai sollte Arnim Stauth ablösen, der wiederum für Ina Ruck die Stellung gehalten hatte, die bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi ist. Atai konnte nicht rechtzeitig in Kiew sein.

+++ Merkel und Hollande fordern jetzt doch Sanktionen +++

15.10 Uhr: Deutschland und Frankreich treten gemeinsam für Sanktionen gegen die Urheber der Gewalttaten in der Ukraine ein. Dies teilte Frankreichs Präsident François Hollande bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel in Paris mit: „Diejenigen, die sich für diese Taten zu verantworten haben, müssen wissen, dass sie auf jeden Fall sanktioniert werden.“

+++ Klitschko: Verteidigt den Maidan! +++

14.30 Uhr: Die Zahl der Toten und Verletzten auf dem Maidan in Kiew steigt. Präsident Janukowitsch hat nach Angaben von Oppositionspolitiker Vitali Klitschko abgelehnt, den Polizeieinsatz abzubrechen. Deshalb befürchten die Demonstranten den nächsten Ansturm. Klitschko forderte die Demonstranten auf, die „kleine Freiheitsinsel“ Maidan weiter zu verteidigen.

+++ IOC-Präsident Bach betroffen, aber streng bei Trauerflor +++

14.10 Uhr: Die Zuspitzung der politischen Lage in der Ukraine und die zahlreichen Todesopfer in Kiew haben auch bei den Olympischen Winterspielen im benachbarten Russland für Betroffenheit gesorgt. IOC-Präsident Thomas Bach bekundete den ukrainischen Olympia-Teilnehmern am Mittwoch seine Anteilnahme, allerdings untersagte das Internationale Olympische Komitee (IOC) den Sportlern das Tragen eines Trauerflors bei den Spielen von Sotschi.

+++ Ukrainische Behörden ermitteln wegen Umsturzversuchs +++

13.42 Uhr: Der ukrainische Staatsschutz kündigt Ermittlungen gegen Politiker wegen versuchter Machtübernahme an.

+++ Schröder steht nicht als Vermittler im Ukraine-Konflikt zur Verfügung +++

13.31 Uhr: Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder will nicht im Ukraine-Konflikt vermitteln. Eine Einzelperson könne dies nicht übernehmen, sagte er „Spiegel Online“. Nur die UN seien dazu in der Lage. Die EU könne dagegen unmöglich in dem Konflikt vermitteln, da sie „den Fehler gemacht“ habe, die Opposition einseitig zu unterstützen. Sie sei „nun selbst Partei“. Sanktionen gegen das Land lehnte Schröder ab.

+++ Uno-Menschenrechtskommissarin fordert unabhängige Untersuchung +++

13.23 Uhr: UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay fordert eine unabhängige Untersuchung der Vorgänge in der Ukraine. Geprüft werden soll, ob womöglich exzessive Gewalt angewendet wurde. Pillay rief zudem alle Beteiligten im ukrainischen Machtkampf zur maximalen Zurückhaltung auf.

+++ Demonstranten blockieren Grenzübergang +++

13.12 Uhr: Ukrainische Demonstranten blockieren nach Angaben des polnischen Grenzschutzes den Grenzübergang Korczowa.

+++ Ukraine fordert „maximale Objektivität“ bei Urteil über Konflikt +++

12.57 Uhr: Die ukrainische Regierung hat die internationale Gemeinschaft zu „maximaler Objektivität“ bei der Einschätzung der schweren Krise im Land aufgefordert. Die „Partner“ sollten ihr Urteil allein auf Basis „verlässlicher und bewiesener Fakten“ fällen, forderte das Außenministerium in Kiew am Mittwoch. Die Opposition habe die Demonstranten zum bewaffneten Kampf aufgerufen. Hingegen habe die Staatsführung stets ihren „Willen zu Kompromiss und Dialog“ demonstriert. „Daher ist die Opposition vollständig verantwortlich für den beispiellosen Ausbruch von Gewalt und Gesetzlosigkeit“, hieß es in der Mitteilung. Der Westen droht der Ukraine mit Sanktionen.

+++ Merkel zu Spitzentreffen mit Hollande in Paris eingetroffen +++

12.32 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel ist am Mittag zu einem Spitzentreffen der deutschen und französischen Regierungen in Paris eingetroffen. Die von mehr als einem Dutzend Ministern begleitete Kanzlerin wollte dabei zunächst ein Vier-Augen-Gespräch mit Frankreichs Präsident François Hollande führen. Anschließend waren in großer Runde Diskussionen über Themen wie Sicherheit, Steuern und Energie- und Umpolitik geplant. Für eine Pressekonferenz am frühen Mittwochnachmittag wurde eine Stellungnahme von Hollande und Merkel zur Situation in der Ukraine angekündigt.

+++ Janukowitsch erklärt Trauertag für Todesopfer in Kiew +++

12.19 Uhr: Der ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch hat diesen Donnerstag (20. Februar) zum landesweiten Tag der Trauer für die Opfer der Straßenschlachten in Kiew erklärt. Zum Gedenken an die mindestens 25 Toten sollten an allen staatlichen Gebäuden in der Ex-Sowjetrepublik die Fahnen auf Halbmast gesenkt werden, ordnete Janukowitsch am Mittwoch an. Zudem sollten Konzerte und Sportveranstaltungen abgesagt werden. Fernseh- und Radiosender wurden aufgefordert, ihr Programm „angemessen“ zu ändern, hieß es nach Medienberichten in einer Mitteilung. Bei den Zusammenstößen wurden bisher nach Schätzungen auch mehr als 1000 Menschen verletzt.

+++ Sanktionen: Merkel hält sich noch bedeckt +++

12.12 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel hält sich vorerst noch bedeckt in der Sanktionsfrage. „Die Situation muss neu bewertet werden, aber das ist jetzt noch nicht soweit“, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Wirtz. Die Eskalation der Gewalt in der Ukraine erfülle Merkel mit tiefer Trauer.

+++ Hollande spricht sich für rasche Sanktionen aus +++

12.05 Uhr: Frankreichs Präsident Francois Hollande spricht sich für rasche Sanktionen gegen die ukrainische Führung aus. Er stimme hier mit dem polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk völlig überein, sagte Hollande in Paris. Tusk hatte angekündigt, andere EU-Staats- und Regierungschefs anzurufen, um sie zu Sanktionen zu bewegen.

+++ Steinmeier ruft zum Ende der Gewalt auf +++

11.50 Uhr: Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier ruft eindringlich zu einem Ende der Gewalt auf. „Der gestrige Ausbruch von Gewalt ist erschreckend, die hohe Zahl der Opfer ist furchtbar“, erklärte er. Jetzt dürfe es nicht zum Äußersten kommen, es brauche dringend eine Atempause. Zurzeit liefen Gespräche mit den EU-Partnern über die Möglichkeit, Sanktionen gegen die Verantwortlichen für die Gewalt zu verhängen.

+++ Merkel und Hollande geben Erklärung zur Lage in der Ukraine ab +++

11.41 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident François Hollande wollen am Nachmittag eine gemeinsame Stellungnahme zur Situation in der Ukraine abgeben. Nach Angaben aus dem Élysée-Palast werden sich die Spitzenpolitiker bei der Pressekonferenz zum deutsch-französischen Ministerrat in Paris äußern. Das Treffen beginnt am Mittag. Zuletzt verdichteten sich Hinweise darauf, dass die EU-Länder Sanktionen gegen Führung der Ukraine verhängen werden. Frankreichs Außenminister Laurent Fabius sagte am Morgen in Paris, dies sei „wahrscheinlich“. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hatte bereits am Dienstag Sanktions-Drohungen bekräftigt.

+++ EU-Außenminister zu Sondersitzung am Donnerstag einberufen +++

11.37 Uhr: Die Außenminister der Europäischen Union werden am Donnerstag bei einer Sondersitzung in Brüssel über Sanktionen gegen die politische Führung der Ukraine entscheiden. Dies teilte die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton am Mittwoch mit. Damit reagiert die EU auf die Gewalt der Regierung von Präsident Viktor Janukowitsch gegen die Demonstranten in Kiew.

Am Mittwoch waren bereits die Botschafter der 28 EU-Regierungen zu einer Sondersitzung in Brüssel zusammengekommen. Dabei ging es laut Ashton auch um die Vorbereitung von „restriktiven Maßnahmen gegen die Verantwortlichen für Unterdrückung und Menschenrechtsverletzungen“. Die EU prüfe „alle Optionen“ der Reaktion auf das Blutvergießen. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso zeigte sich zuversichtlich, dass es einen Sanktionsbeschluss geben werde.

Die „restriktiven Maßnahmen“ der EU könnten vor allem EU-Einreiseverbote für Janukowitsch und seine engsten Vertrauten sein. Dazu gehört stets auch das Einfrieren von Konten in der EU. Auch könnte die EU bestimmte Unternehmen auf eine „schwarze Liste“ setzen.

+++ Russland fordert die Oppositionsführer auf, den Dialog mit der Regierung zu suchen +++

11.32 Uhr: Russland fordert die Oppositionsführer in der Ukraine auf, dem Blutvergießen ein Ende zu setzen und sofort den Dialog mit der Regierung aufzunehmen. Russland werde seinen ganzen Einfluss dafür einsetzen, dass Frieden und Ruhe in der Ukraine wieder einkehrten, erklärte das Außenministerium.

+++ EU-Kommissionspräsident deutet Sanktionen an +++

11.20 Uhr: EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso deutet Sanktionen gegen die ukrainische Führung an. Er erwarte von der EU „gezielte Maßnahmen“ gegen diejenigen, die verantwortlich für die Gewalt in der Ukraine seien. Alle Seiten müssten die Gewalt beenden und zu einem ernsthaften Dialog zurückkehren.

+++ Ukrainischer Geheimdienst ermittelt wegen Staatsstreichs +++

11.11 Uhr: Nach den blutigen Straßenschlachten in Kiew hat der ukrainische Geheimdienst SBU Ermittlungen gegen „einzelne Politiker“ wegen versuchten Staatsstreichs aufgenommen. Namen nannte der SBU am Mittwoch in einer Mitteilung zunächst nicht. Zuvor hatte der kommissarische Regierungschef Sergej Arbusow der Opposition dasselbe Verbrechen vorgeworfen. Oppositionsführer Vitali Klitschko kündigt für Mittwoch ein weiteres Treffen der Opposition mit Präsident Viktor Janukowitsch an. Dieser wolle das Gespräch, „wir sind dazu bereit“, sagte Klitschko Bild-Online. Forderung der Opposition sei der Stopp des Polizeieinsatzes. „Es muss einen Waffenstillstand für Verhandlungen geben.“

+++ EU-Regierungen prüfen „alle Optionen“ zu Ukraine +++

11.04 Uhr: Die EU-Regierungen prüfen mögliche Sanktionen gegen die politische Führung der Ukraine. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton teitle am Mittwoch mit, sie habe das Politische und Sicherheitspolitische Komitee (PSK) der EU gebeten, „alle Optionen der Antwort“ auf die Lage in der Ukraine zu prüfen. Dazu gehörten auch „restriktive Maßnahmen gegen die Verantwortlichen für Unterdrückung und Menschenrechtsverletzungen“. In dem Komitee sind Botschafter aller EU-Regierungen vertreten. Das Gremium trat am Mittwochvormittag in Brüssel zu einer Sondersitzung zusammen.

+++ Putin will an seiner Linie der Nicht-Einmischung festhalten +++

10.57 Uhr: Russlands Präsident Wladimir Putin lässt erklären, dass seine Regierung im Ukraine-Konflikt an ihrer Linie der Nicht-Einmischung festhalten wird.

+++ Frankreich will die aktuelle Entwicklung mit Deutschland besprechen +++

10.51 Uhr: Frankreich will die Entwicklung in der Ukraine bei den Regierungskonsultationen mit Deutschland besprechen. Dabei werde es auch um Sanktionen gegen einzelne Personen gehen, kündigte Außenminister Laurent Fabius in Paris an.

+++ Sergej Bubka ruft seine Landsleute zur Beendigung der Gewalt auf +++

10.30 Uhr: Der Chef des Olympischen Komitees der Ukraine und frühere Stabhochsprung-Weltmeister Sergej Bubka ruft seine Landsleute zur Beendigung der Gewalt auf. „Dialog ist Kraft, Gewalt ist Schwäche“, schrieb er über den Kurznachrichtendienst Twitter aus Sotschi. Er wolle seinem Land den olympischen Frieden bringen, schrieb Bubka, der auch Berater von Präsident Viktor Janukowitsch ist.

+++ Kwasniewski: Sanktionen notwendig +++

10.03 Uhr: Der ehemalige polnische Präsident und Ukraine-Vermittler Aleksander Kwasniewski hält nach dem blutigen Sicherheitseinsatz in Kiew EU-Sanktionen gegen die Ukraine für nötig. „In gewissem Sinn ist der Maidan der ukrainische Tiananmen“, sagte er am Mittwoch im polnischen Rundfunksender RMF in Anspielung auf die Niederschlagung der chinesischen Studentenproteste in Peking 1989. „Man kann nicht viel machen, um das Blutvergießen zu stoppen. Diplomatisches Vorgehen ist wie ein Ruf in der Wüste“, sagte Kwasniewski.

Er halte auch persönliche Sanktionen gegen ukrainische Regierungsmitglieder und Oligarchen für richtig und hoffe auf eine schnelle Entscheidung aus Brüssel. „Nach dem, was geschehen ist, hat die EU meiner Ansicht nach keinen anderen Ausweg.“

„Ich fürchte, die dünne rote Linie ist überschritten“, meinte Kwasniewski zu den Bemühungen um eine politische Lösung. „Das dramatischste, schlimmste Szenario einer Situation, die außer Kontrolle gerät, wo die Regierung nicht verhandeln will und die Opposition nicht die Kraft hat, alle Aktionen zu beherrschen ... ist eingetreten.“

+++ Ukrainische Regierung wirft Gegnern „versuchten Staatsstreich“ vor +++

9.20 Uhr: Angesichts der blutigen Straßenschlachten in Kiew hat die ukrainische Führung ihren Gegnern einen versuchten Staatsstreich vorgeworfen. „Dies ist kein Ausdruck von Demokratie und einer gesellschaftlichen Einstellung der Menschen“, sagte der geschäftsführende Regierungschef Sergej Arbusow am Mittwoch zum Auftakt einer Kabinettssitzung in Kiew. „Dies ist eine Manipulation der Köpfe der Menschen und ein Versuch, gewaltsam die Macht zu ergreifen“, sagte Arbusow nach örtlichen Medien.

+++ Gysi bringt Gerhard Schröder als Vermittler in der Ukraine ins Spiel +++

8.35 Uhr: Linksfraktionschef Gregor Gysi hat seinen früheren politischen Widersacher, Altkanzler Gerhard Schröder (SPD), als Vermittler in der Ukraine-Krise vorgeschlagen. Man brauche jemanden, der einen guten Draht zu Russlands Präsidenten Wladimir Putin hat, sagte Gysi am Mittwoch im Deutschlandfunk. „Wie wäre es mit Gerhard Schröder?“ Ohne Moskau könne eine Lösung in der Ukraine nicht gefunden werden, sagte Gysi. Bis zum Morgen hatte es in Kiew bei blutigen Straßenkämpfen zwischen Regierungsgegnern und Sicherheitskräften mindestens 25 Tote gegeben. Die Wut der Demonstranten richtet sich gegen Präsident Viktor Janukowitsch, der ein gutes Verhältnis zu Russland einer Annäherung an die EU vorzieht.

+++ Mindestens 25 Tote bei blutigen Ausschreitungen in Kiew +++

7.50 Uhr: Bei den blutigen Straßenkämpfen in der Ukraine sind bisher mindestens 25 Menschen ums Leben gekommen. Das Innenministerium in Kiew teilte am Mittwoch mit, dass mindestens neun Polizisten bei den Ausschreitungen starben. Zudem sei mehr als ein Dutzend Demonstranten getötet worden. Ein Journalist der ukrainischen Tageszeitung „Westi“ wurde von unbekannten Maskierten erschossen. Das zentrale Gewerkschaftshaus am Maidan, das der Opposition als Hauptquartier diente, musste wegen eines schweren Brandes evakuiert werden. Etwa 40 Menschen wurden nach Darstellung des eigenen medizinischen Dienstes des Maidan in Sicherheit gebracht. Augenzeugen zufolge war die Lage am Morgen zunächst etwas ruhiger. Beide Seiten standen sich weiter gegenüber, mit gelegentlichen Zusammenstößen.

+++ Janukowitsch fordert Ende der Gewalt und droht der Opposition +++

7.25 Uhr: Nach der Gewalteskalation in der Ukraine hat Präsident Viktor Janukowitsch die Oppositionsführer aufgefordert, sich von radikalen Kräften zu distanzieren. Es sei noch nicht zu spät, den Konflikt und die Gewalt zu beenden, teilte Janukowitsch am frühen Mittwochmorgen mit. Einige Regierungsgegner hätten eine Linie überschritten, als sie ihre Anhänger aufgerufen hätten, mit Waffen auf den Unabhängigkeitsplatz zu ziehen. Es handle sich um Kriminelle, die vor Gericht gebracht würden. Sollten sich die Oppositionsführer nicht von diesen radikalen Kräften distanzieren, werde er einen anderen Ton anschlagen, fügte der Präsident warnend hinzu. Ein nächtliches Krisentreffen zwischen Janukowitsch und den Oppositionsführern war zuvor ohne Ergebnis zu Ende gegangen.

+++ Unruhen weiten sich auf westliche Städte in der Ukraine aus +++

6.50 Uhr: Die Unruhen in der Ukraine haben sich am späten Dienstagabend auf einige Städte im Westen des Landes ausgeweitet. In Stanislau und Lemberg besetzten Demonstranten nach Angaben der Polizei mehrere Verwaltungsgebäude der Regionalregierung. In Ternopil wurde das Polizeihauptquartier in Brand gesetzt, wie Medien berichteten. Nach Angaben eines Oppositionspolitikers besetzten Demonstranten zudem das Gebäude der Staatsanwaltschaft.

+++ Klitschko: Janukowitsch will Sturm auf Maidan fortsetzen +++

6.15 Uhr: Der ukrainische Staatschef Viktor Janukowitsch will nach Angaben von Oppositionsführer Vitali Klitschko die Erstürmung des Protestcamps auf dem Unabhängigkeitsplatz in Kiew fortsetzen. Janukowitsch habe einen Abbruch des Polizeieinsatzes abgelehnt und die Räumung des Platzes gefordert, berichtete Klitschko in der Nacht zum Mittwoch nach einem Treffen mit dem Präsidenten dem Fernsehsender Hromazke. Die Polizei hatte am Abend kurz nach Ablauf eines Ultimatums mit der Räumung des Unabhängigkeitsplatzes begonnen. Die Sicherheitskräfte setzten Wasserwerfer und Blendgranaten ein, um das Protestlager der Regierungsgegner zu räumen. Demonstranten griffen die Polizisten mit Brandsätzen an und zündeten Autoreifen an.

+++ Biden mahnt Ukraine zur Zurückhaltung +++

5.50 Uhr: US-Vizepräsident Joe Biden hat den ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch zur Mäßigung aufgefordert. In einem Telefongespräch am Dienstagabend habe Biden zudem seine tiefe Besorgnis ausgedrückt über die schweren Ausschreitungen in Kiew mit mindestens 18 Toten, teilte das Weiße Haus mit. Biden rief Janukowitsch demnach dazu auf, die Sicherheitskräfte der Regierung zurückzuziehen und „maximale Zurückhaltung zu üben“. Die USA verurteilten Gewalt auf beiden Seiten. Die Regierung habe jedoch eine besondere Verantwortung, die Situation zu deeskalieren. Die ukrainische Führung müsse auf die Klagen der Protestierenden eingehen und politische Reformen vorantreiben.

+++ Hauptquartier der Demonstranten in Kiew in Flammen +++

5.30 Uhr: Nach den blutigen Auseinandersetzungen zwischen prowestlichen Demonstranten und Sicherheitskräften in der Ukraine steht das Hauptquartier der Regierungsgegner in Kiew in Flammen. Aus den Fenstern in mehreren Stockwerken des von der Protestbewegung zu ihrem Stützpunkt gemachten Gewerkschaftshauses am Maidan loderten Flammen. Menschen wurden auf Tragen aus dem Gebäude gebracht.