Am Sonnabend wurde in Berlin die 49. Goldene Kamera der Fernsehzeitschrift „Hörzu“ verliehen. Unter den Geehrten: Die US-Schauspieler Gwyneth Paltrow, Diane Keaton und Matthew McConaughey. Moderiert wurde die Gala von Michelle Hunziker und Hape Kerkeling.

Berlin Matthew McConaughey hat sich nicht lang bitten lassen. Der Frauenschwarm, der für seine Leistung im Drama „Dallas Buyers Club“ auf einen Oscar hoffen kann, eilte auf die Bühne, nahm die verdutzte Diane Keaton vor jubelndem Publikum in den Arm und gab ihr einen Schmatzer. Davor hatte die Schauspielerin erzählt, dass es ihr „so viel Spaß“ gemacht habe, Kollegen wie Robert De Niro und Morgan Freeman zu küssen. Nur einer, der fehlte ihr noch: „Ich habe noch immer nicht Matthew McConaughey geküsst.“

Das änderte sich nun am Sonnabendabend bei der Fernsehgala zur 49. Goldenen Kamera in Berlin. Der Auftritt von Diane Keaton, die in der Kategorie Lebenswerk International ausgezeichnet wurde, war einer der Höhepunkte der Preisverleihung, die die Fernsehzeitschrift „Hörzu“ bereits zum 49. Mal ausrichtete. Ein Moment, der vereinte, was selbst auf hochkarätigen Veranstaltungen höchst selten ist: Stars, Emotionen, Spontanität. Keatons Freundin, US-Star Andie MacDowell („Und täglich grüßt das Murmeltier“), war als Überraschungsgast zur Preisübergabe eingeflogen worden und sang ein Loblied auf die Geehrte; Keaton selbst war sichtlich gerührt; die Standing Ovations des Publikums schienen kein Ende zu nehmen.

Komplimente regnete es auch weiterhin zuhauf. „Du bist ein Schatz“, sagte Moderatorin Bettina Böttinger zu Designer Guido Maria Kretschmer, bekannt durch die Vox-Sendung „Shopping Queen“. Er bekam den Preis für die beste Unterhaltung.

Schauspieler Friedrich von Thun beschrieb sein Gefühl in dem Moment, als er erfuhr, dass er die Laudatio für Diane Keaton halten solle: „Wie beim ersten Date. Herzklopfen pur.“ Horst Lichter wurde in einer Live-Schaltung aus Hamburg zum besten Fernsehkoch gekürt und verdrückte ein paar Tränchen. Gewinner im fiktionalen Fernsehfach waren die Schauspieler Thomas Thieme („Das Adlon“) und Nadja Uhl („Operation Zucker“) sowie Nico Hofmanns ZDF-Kriegsdrama „Unsere Mütter, unsere Väter“, das damit wohl endgültig mehr Preise hat als Darsteller im Dreiteiler.

Schauspielerin Heike Makatsch erzählte bei der Laudatio für Gwyneth Paltrow (beste Schauspielerin international) von einer früheren Begegnung. Paltrow, die sie vorher für „zart“ und elfenhaft“ gehalten hatte, sei damals „ganz schön derb“ und „richtig zum Anfassen“ gewesen. Ovationen gab es für Bruno Ganz, der den Preis für sein Lebenswerk erhielt. „Herzlichen Dank für dieses glitzerige Dings“, sagte der 72-Jährige mit der Goldenen Kamera in den Händen.

Grundsätzlicher wurde der als bester Schauspieler international ausgezeichnete Matthew McConaughey. „Danke!“, freute er sich auf Deutsch über den begehrten Preis (25 Zentimeter hoch, 900 Gramm und 18 Karat schwer), betonte: „Unsere Aufgabe als Schauspieler besteht darin, Menschlichkeit zu verkörpern.“ Für seine Darstellung als Aids-Kranker in „Dallas Buyers Club“ erhielt er zuletzt einen Golden Globe.

Als beste Nachwuchsdarstellerin wurde Emilia Schüle geehrt. Die Schauspielerin hatte im Dezember 2012 in einem zweiteiligen NDR-„Tatort“ eine minderjährige Zwangsprostituierte dargestellt. Vollkommen überwältigt nahm Schüle den – anders als die sonstigen Auszeichnungen — mit 20.000 Euro dotierten Preis entgegen, stammelte: „Ihr schickt mich jetzt nicht nach Diane Keaton auf die Bühne, oder?“

Das Duo Michelle Hunziker und Hape Kerkeling, der mittlerweile selten im Fernsehen auftritt, hatte sichtbar Spaß bei der Goldenen-Kamera-Moderation. Das Duo absolvierte mit einiger Selbstironie Gesangs- und Tanznummern. Kerkeling ließ sich auch Späße über sein Bäuchlein gefallen.

Beide neckten sich im Sprachmix, auf Italienisch, (Schweizer-)Deutsch, Englisch und verkniffen sich auch einen Seitenhieb auf Silvio Berlusconi nicht. Mit Italiens früherem Ministerpräsidenten auf der Bühne? Für die Schweizerin Hunziker, die im italienischen Fernsehen ein Star ist, ein Albtraum: So zeigte es ein Sketch. Zu Beginn trug Kerkeling eine goldene „Michelle“-Kette um den Hals – so wie einst Thomas Anders sein berühmtes „Nora“-Kettchen. Bei Anders sind diese Zeiten lange vorbei: Er kam mit Ehefrau Claudia zur Gala. Schließlich trällerten Hunziker und Kerkeling im holländischen Frau-Antje-Look „Ein Joint, ein guter Joint ...“ und sangen mit der Band Kool & the Gang deren Hit „Celebration“.

Erstmals wurde der Film- und Fernseh-Award der „Hörzu“ in diesem Jahr in Hangar 6 und 7 des ehemaligen Berliner Flughafens Tempelhof vergeben. Der Jury unter dem Vorsitz von „Hörzu“-Chefredakteur Christian Hellmann gehörten in diesem Jahr unter anderem Iris Berben, Martina Hill, Nico Hofmann, Sandra Maischberger und Til Schweiger an. Im vergangenen Jahr kündigte Axel Springer den Verkauf seiner TV-Zeitschriften an. Die nächste Preisverleihung soll in Hamburg – mit der Funke Mediengruppe als neuem Eigentümer – stattfinden.

Sie Verleihung der Goldenen Kamera sahen am Sonnabend 3,42 Millionen Zuschauer im ZDF. Mit einem Marktanteil von elf Prozent musste sich das ZDF im Quotenkampf der Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ geschlagen geben.