RTL wird 30 Jahre alt und feiert sich selbst am Freitagabend in einer großen Show mit dem besten aus der Sendergeschichte. Von Sexberatung über Dschungelcamp ist alles dabei.

Nur einen Tag nach Sat1, das damals PKS hieß, ging am 2. Januar 1984 um 17.27 Uhr „RTL plus“ auf Sendung, in einem kleinen Studio im luxemburgischen Dudelange. Die ersten Bilder: In einem Kreißsaal bringt Moderator Rainer Holbe einen Fernseher zur Welt und mit ihm symbolisch den Sender. Erst später zog RTL dann nach Köln und heißt sei 1993 nur noch RTL.

Am Freitagabend ab 20.15 gratuliert RTL sich nun selbst zum Geburtstag: Die größten Stars, die schönsten Momente und die lustigsten Pannen aus der 30-jährigen Geschichte sollen zu sehen sein. Zusammen mit Thomas Gottschalk blicken Stars aber auch aktuelle und ehemalige RTL-Gesichter auf 30 Jahre Geschichte zurück. Unter anderem dabei sind Günther Jauch, Sylvie Meis, Harry Wijnvoord, Hugo Egon Balder, Inka Bause, Niki Lauda, oder RTL-Comedians wie Mirja Boes, Atze Schröder, Gabi Köster, aber auch RTL-Moderatoren wie Frauke Ludowig, Birgit Schrowange und Nazan Eckes.

Die Höhepunkte der Sendergeschichte, die mit Sicherheit in der Sendung auftauchen dürften:

  • Erika Berger mit der Sexberatung in Eine Chance für die Liebe
  • Tortenspaß bei Alles Nichts Oder?!
  • Das Schloß am Wörthersee und Beverly Hills 90210
  • Alarm für Cobra 11
  • RTL Samstag Nacht'
  • Sieben Tage, sieben Köpfe
  • Deutschland sucht den Superstar werden
  • Dschungelcamp
  • Let's Dance

Aus den bescheidenen Privat-TV-Anfängen ist mittlerweile ein riesiger Markt geworden. Inzwischen ist die Zeit vor dem kommerziellen Fernsehen - als es zunächst nur ein öffentlich-rechtliches Programm gab und später das Zweite Deutsche Fernsehen, dann immerhin die regionalen Dritten - kaum mehr vorstellbar.

Werbefinanziertes Fernsehen neben dem gebührenfinanzierten ist jedoch erst nach harten politischen Widerständen möglich geworden. Die SPD etwa, die Kirchen oder auch Gewerkschaften befürchteten negative Auswirkungen für Kinder und Familien. Erst nach dem Regierungswechsel von 1982, als die FDP den Koalitionswechsel von der SPD zur CDU/CSU vollzogen hatte, stellte die Politik die Weichen.

Spätestens seit den neunziger Jahren wirbelt das Internet die Situation der elektronischen Medien kräftig durcheinander. Auch Sat.1 oder RTL als einstige Erneuerer des linearen Fernsehens gehören für manchen schon zum alten Eisen.

Nach Sat.1 und RTL folgten Sender wie Musikbox (ab 1989 Tele 5), die europäische Ausgabe des Musikkanals MTV (1987), ProSieben (1989), der Bezahlsender Premiere (1991), der Kabelkanal (ab 1994 Kabel 1), der Nachrichtensender n-tv (1992) oder Programme wie Vox, RTL II und Viva (alle 1993), N24 (2000) und bis heute viele mehr.

Parallel zum Privatmarkt expandierten auch die Öffentlich-Rechtlichen. Bereits 1984 startete 3sat als Kooperation von Deutschland, Österreich und der Schweiz. 1991 ging der deutsch-französische Kulturkanal Arte auf Sendung, 1997 der Ereigniskanal Phoenix und der Kinderkanal (Ki.Ka). Bis heute folgten Sender wie Eins Festival oder ZDFneo und einige mehr.

Für das Privatfernsehen und seinen Ruf war lange Zeit der gebürtige Wiener Helmut Thoma prägend («Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler»). Von 1984 bis 1999 stand er an der RTL-Spitze.

Seine Zielgruppen-Fixierung der angeblich werberelevanten 14- bis 49-Jährigen (die RTL-Gruppe blickt inzwischen auf 14- bis 59-Jährige) hat auch das Einschaltquoten-Denken bei ARD und ZDF beeinflusst. Minderheitenprogramme gelangten eher in späte Abendstunden oder Spartenkanäle.

Inhaltlich haben die Privaten neue Programmformate ausprobiert und immer wieder für Aufsehen gesorgt: sei es mit Frühstücksfernsehen, Quiz-Show-Wiederbelebungen, Daily Soaps, Reality-Shows, lockereren Nachrichtensendungen oder aber Castingshows.

Für Diskussionsstoff sorgten etwa die Sexberatung mit Erika Berger, die nackten Brüste bei «Tutti Frutti», die Ekel-Spiele im Dschungelcamp, Krawall-Talkshows, Sozial-Experimente à la «Big Brother», Scripted Realitys oder die gecasteten Sternchen bei «Deutschland sucht den Superstar» oder «The Voice of Germany».

Viele Fernsehköpfe wären ohne die Privaten heute kaum das, was sie sind - man denke an die Aufstiege von Günther Jauch («Stern TV», «Wer wird Millionär?») oder Stefan Raab.

Das Privat-TV fungierte auch als Talentschmiede fürs Öffentlich-Rechtliche (Reinhold Beckmann, Jörg Pilawa, Johannes B. Kerner oder der langjährige «Nur die Liebe zählt»-Moderator Kai Pflaume zum Beispiel wurden bei RTL und Sat.1 bekannt).

Doch auch Gewächse von ARD und ZDF experimentierten bei den Privaten, etwa Thomas Gottschalk, Hape Kerkeling oder Late-Night-Entertainer Harald Schmidt.