Zur EU-Strafe für Großbanken

Das Bankgeschäft lebt wie fast kein anderes Gewerbe vor allem vom Vertrauen. Ein Bankgewerbe, dem die Menschen nicht mehr vertrauen, ist völlig von der Rolle. So weit ist es leider Gottes gekommen. Die Buße über 1,7 Milliarden Euro, die von der EU-Kommission für Manipulationen von Zinssätzen verhängt worden ist, stellt beileibe keinen Einzelfall dar. Man weiß gar nicht mehr, wo die Auflistung von Skandalen beginnt und wo sie einmal enden wird. Es hat wenig Sinn, auf Selbstreinigungskräfte zu vertrauen oder zu glauben, die Vertreter der alten Ordnung könnten das Gewerbe in eine neue Blüte führen. Die Tragik für die Allgemeinheit ist, dass die Banken staatlicher Regulierung bedürfen, der Staat aber nicht weiß, wie man Banken effizient reguliert. Frankfurter Allgemeine

Wichtige Zinssätze wurden manipuliert, offenbar auch Devisenkurse und Edelmetallpreise. (…) Doch weitreichende neue Regeln setzt Brüssel dennoch nicht durch. Die Briten haben – wie schon bei anderen geplanten Fesseln für Finanzmarkt-Jongleure – auch Einschränkungen für Zins-Zocker nicht hinnehmen wollen. Das Wohlergehen des Finanzplatzes London hat für die Insulaner oberste Priorität. Die Interessen der Sparer bleiben damit zum wiederholten Mal auf der Strecke. Westfälische Nachrichten

An Reuebekundungen führender Banker besteht nach dem Auffliegen zahlloser Missetaten aus der goldenen Ära des Casino-Kapitalismus kein Mangel. Was sie wert sind, muss sich angesichts immer neuer Vorwürfe von Währungsmanipulationen bis zur Beihilfe der Steuerhinterziehung aber erst noch zeigen. Wirksam sind im Zweifel nur saftige Strafen, und da setzt die Rekordbuße der EU neue Maßstäbe. Ebenso wichtig: Fahnder scheuen sich nicht mehr, den Zentralen von Deutscher Bank und Commerzbank unangemeldete Besuche abzustatten. Das war früher anders. Da genügte ein Anruf aus der Vorstandsetage beim Minister. Die Banken, und das lässt hoffen, haben die Macht verloren, sich ihr eigenes Recht zu schaffen. Münchner Merkur