Zur Lage der SPD

Sigmar Gabriel kann nicht im Amt bleiben, wenn das Mitgliedervotum gegen eine Große Koalition ausfällt. Aber auch Olaf Scholz nicht. Und Hannelore Kraft auch nicht. Die können sich dann ebenfalls nicht aus der Verantwortung ziehen. Zumal ihre Wahlergebnisse als Vizeparteichefs soeben in Leipzig dafür auch viel zu schlecht waren, als dass sich einer von beiden noch Hoffnungen machen könnte. Die SPD-Führung weiß das alles. Der Partei muss klar sein: In dieser Woche entscheidet sich alles für sie. Oder eben gegen sie. Tagesspiegel

Zur Lage der Union

Was Angela Merkel und die CDU/CSU am 22. September errangen, das war nur ein Wahlsieg. Doch was die Union aus diesem Ergebnis nun gemacht hat, ist ein strategischer Triumph mit Folgen, die das Land über mehrere Legislaturperioden prägen könnten. Merkel und Co. haben ihn ausgerechnet denjenigen zu verdanken, die noch vor neun Wochen von sich behaupteten, politische Alternativen zu repräsentieren: der SPD und den Grünen. Das Kürzel „Rot-Grün“ kann man sich in Zukunft sparen. Beide Parteien haben sich verabschiedet von der Idee, dem mit ein paar Sozialtupfern und Modernisierungspünktchen gesprenkelten Konservatismus und Wirtschaftsliberalismus der Angela Merkel eine soziale und ökologische Reformalternative entgegenzusetzen. Auch wer nichts am Hut hatte mit Rot-(Rot-)Grün, sollte sich deshalb Sorgen machen: So etwas ist nicht gut für die parlamentarische Demokratie. Frankfurter Rundschau