Wer in Deutschland umzieht, muss sein bisheriges Kfz-Kennzeichen nicht mehr aufgeben. Regelung tritt am 1. Januar 2015 in Kraft.
Autokennzeichen erraten – damit wird jede noch so lange Fahrt auf der Autobahn kurzweiliger. Woher kommt der Wagen mit CHA auf dem Nummernschild? (Aus Cham im Bayerischen Wald.) Wo ist das Auto mit dem Kennzeichen NDH zu Hause? (In Nordhausen in Thüringen.) Aber künftig sind die Kürzel keine verlässliche Herkunftsbezeichnungen mehr.
Vom 1. Januar 2015 an können Autofahrer ihr Kfz-Kennzeichen bei Umzügen bundesweit mitnehmen. Zu diesem Zeitpunkt entfällt die bisherige Pflicht zur Umkennzeichnung beim Wechsel des Wohnsitzes.
Auf Kfz-Versicherung soll es keine Auswirkung haben
In Schleswig-Holstein können die Kennzeichen schon jetzt bei einem Umzug mitgenommen werden. Wer Flensburg als Wohnort aufgibt und sich in Lübeck niederlässt, darf FL als Erinnerung an die alte Heimat am Auto belassen und muss sich nicht an HL gewöhnen. Nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums sparen Fahrzeughalter Zeit und Geld, außerdem wird Bürokratie abgebaut. Auf die Kfz-Versicherung soll die Neuregelung keine Auswirkungen haben. „Die Tarife richten sich weiter nach dem Wohnort“, so das Ministerium. 2012 wechselten bundesweit 600.000 Fahrzeughalter in einen anderen Zulassungsbezirk. Insgesamt waren am 1. Januar dieses Jahres in Deutschland mehr als 58 Millionen Kraftfahrzeuge zugelassen, darunter nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamts allein gut 43 Millionen Pkw. Statistisch gesehen kommen 640 Kfz auf je 1000 Einwohner. Durchschnittlich sind die Fahrzeuge 8,7 Jahre alt.
Vorgesehen ist weiterhin, dass Fahrzeuge von 2015 an über ein Internetportal des Kraftfahrt-Bundesamts abgemeldet werden können. Dies soll über verschiedene Sicherheitscodes und den neuen Personalausweis ermöglicht werden. Hauptsächlich in Süddeutschland nutzen die Städte und Landkreise bisher die Möglichkeit, alte Kfz-Kennzeichen wieder zu beleben. Nach einer Umfrage der AachenMünchner Versicherung begrüßen es 66 Prozent der Deutschen, dass man künftig sein Autokennzeichen selbst dann behalten darf, wenn man in eine andere Region umzieht.
Alte Kennzeichen können wieder genutzt werden
Vor einem Jahr hatten die Verkehrsminister der Länder und des Bundes bereits eine Novellierung der Kfz-Zulassungsverordnung beschlossen, mit der die alten Kennzeichen, die der kommunalen Neugliederung zum Opfer fielen, wieder genutzt werden können. Den modernen EDV-Programmen zur Verwaltung der Kfz-Kennzeichen ist es egal, ob ein Datensatz mit WAT (für das westfälische Wattenscheid) oder mit BO (für Bochum) bearbeitet wird. Der Verwaltungsaufwand ist gleich.
In Bayern sind mehr als 50 Altkennzeichen freigegeben, in Sachsen wurden schon mehr als 40 Regionalkürzel reaktiviert. In Schleswig-Holstein hat nach Auskunft des Kieler Verkehrsministeriums bisher nur der Landkreis Rendsburg-Eckernförde neben dem gültigen RD das alte Kennzeichen ECK eingeführt. Im niedersächsischen Landkreis Rotenburg/Wümme zwischen Hamburg und Bremen gilt jetzt neben ROW auch BRV für den alten Landkreis Bremervörde. Ansonsten wurden in Niedersachsen vor allem im Süden des Landes und im Harz alte Kennzeichen wieder belebt.
In Hamburg ist die Sache dagegen ganz einfach: Bis auf eine Unterbrechung während der Besatzungszeit nach dem Zweiten Weltkrieg firmiert die Freie und Hansestadt seit mehr als 100 Jahren unter HH.