Mit Starkregen ist in der Zukunft vermehrt zu rechnen. Wie Bauherren und Eigentümer Vorsorge treffen können, um insbesondere Keller und Souterrain trocken zu halten

Der Weltklimarat prognostiziert für dieses Jahrhundert eine starke Zunahme extremer Niederschläge. Starkregen, auch wenn er nur einige Minuten dauert, flutet Kanalisationen und kann aus einem Bächlein ein reißendes Gewässer machen. Anders als in ländlichen Gebieten kann in Städten ein großer Teil des Wassers nicht im Boden versickern, da der Boden durch Gebäude und Straßenbau weitgehend versiegelt ist. Dann laufen auch in Hamburg Keller und Erdgeschosse voll, weil die schiere Menge an Regen zu einem Rückstau in der Kanalisation führt.

„Einen absolut sicheren Hochwasserschutz gibt es nicht, aber eine sinnvolle Kombination von Maßnahmen kann das Gröbste meist verhüten“, sagt Heinrich Stüven vom Grundeigentümerverband Hamburg. Dazu gehöre das regelmäßige Säubern aller Abflüsse und Abläufe bei Dachrinnen, Balkonen, Kellereingängen und Tiefgarageneinfahrten. Gleichzeitig müsse das Ventil gegen Rückstau aus dem Kanalnetz regelmäßig überprüft und gereinigt werden, damit das Wasser ablaufen könne. Im Zweifelsfall sollte man eine Schmutzwasserpumpe zur Hand zu haben.

Andreas Hackbarth, Schadenverhütungsexperte der Grundeigentümer-Versicherung, rät, Kellerschächte und -abgänge sowie Kasematten mit schrägen Glas- oder Kunststoffüberdachungen zu schützen. Außerdem sollten alle Eingänge zum Keller und Erdgeschoss Eingangspodeste oder 15 Zentimeter hohe Schwellen haben, um Regenwasser abzuhalten. „Die barrierefreie Gestaltung von Hauseingängen hat die Gebäude verletzlicher gemacht“, sagt Hackbarth. Entsprechend konterkarierten viele Schutzmaßnahmen die Ansprüche an Ebenerdigkeit.

Rückschlagventile verhindern, dass Tiefgaragen mit Wasser volllaufen

Eine besondere Problematik stellen Einfahrten zu Tiefgaragen dar. Liegen sie unter der Rückstauebene, was oft der Fall ist, müssen sie auf jeden Fall mit technischen Hilfsmitteln wie einem Rückschlagventil gesichert werden. Da bei Verschluss der Rückstausicherung die Entwässerung der Zufahrtsflächen nicht mehr möglich ist, hilft hier letztlich nur eine Hebeanlage.

Sind die Wassermassen trotz aller Vorsichtsmaßnahmen ins Haus gelangt, müsse man sich vor allem um die Ölheizung sorgen und diese absichern, betont Frank Ebisch vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima. Der Auftrieb des Tanks müsse verhindert werden und damit das Austreten des Öls in die Umwelt. „Wenn der Tank nicht stabil gegen die Kellerdecke verkeilt ist, sollte er zumindest voll befüllt sein – im Notfall, beispielsweise im Sommer, auch mit Wasser. Naturgemäß sind Keller die größte Schwachstelle.“

Wenn das Grundwasser infolge immer häufiger vorkommender Starkregenfälle steigt, ist eine Durchfeuchtung der Wände programmiert, denn Keller aus Mauerwerk oder Beton sind nur wasserundurchlässig, aber nicht wasserdicht. Hackbarth rät Eigentümern, sich von einem Fachbetrieb für Bautenschutz beraten zu lassen, „denn es gibt verschiedene Methoden, einen Keller nachträglich vor aufsteigender Feuchtigkeit zu schützen“. Denkbar wäre beispielsweise die Nachrüstung mit einer Drainage, um Wasser abzuleiten. „Sie muss aber richtig dimensioniert sein und gewartet werden“, sagt Hackbarth.

Da Hamburg viele Regionen hat mit wenig wasserdurchlässigen Böden, sollten Bauherren insbesondere bei Hanglagen, Bodensenken und unbekannten Grundwasserständen vor dem Kauf eines Grundstücks „unbedingt eine Baugrunduntersuchung vornehmen lassen“, rät Ekkehard Voss von Architekturbüro npstchoban voss. „Als Konsequenz auf die zunehmenden Starkregenfälle werden mittlerweile alle Entwässerungsleitungen, Dachrinnen, Fallleitungen, Sielrohre größer als früher von Architekten dimensioniert“, sagt Voss. Das hilft allerdings wenig, wenn das Wasser nicht abfließen kann. „Um Wasser geordneter in die Siele zu lenken, schlagen wir sogenannte Rigolen vor. Das sind unter- oder oberirdische Wasserpuffer in Form von Kiespackungen“, erläutert der Architekt. Als unterirdischer Speicher könne auch eine Zisterne dienen, die nebenbei als preiswertes Wasserreservoir für die Gartenbewässerung diene. „Ist ein Flachdach geplant, sollten Bauherren über eine begrünte Variante nachdenken“, rät Voss. „Das saugt zunächst Wasser auf und gibt es viel langsamer in das Entwässerungsnetz ab.“

Darüber hinaus raten Planer, in gefährdeten Gebieten entweder ganz auf einen Keller zu verzichten oder die Abdichtung mit einer wasserdichten Wanne zu gewährleisten. Voss rät, beim Kellerboden statt Zement-Estrich den teureren Asphalt-Estrich verlegen zu lassen und für die Wärmedämmung statt Styropor eine Foamglas-Dämmung zu wählen. „Beides nimmt kein Wasser auf“, sagt der Architekt. Ansonsten sollte man bei der Planung darauf achten, dass das Niederschlagswasser vom Gebäude fort- und nicht durch ungünstige Geländeprofilierung zum Gebäude hingeleitet wird. Denkbar sei auch, das Haus leicht erhöht zu bauen und die Kellertreppe eine Stufe höher zu legen. Zudem sollten mehr versickerungsoffene Flächen auf den Grundstücken geschaffen werden. „Einfahrten und Vorplätze kann man auch mit Rasengittersteinen gestalten“, rät Voss.

„Wie schütze ich mein Haus vor Starkregenfolgen?“ ist ein Leitfaden für Hauseigentümer, Bauherren und Planer von der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt. http://www.hamburg.de/contentblob/3540740/data/leitfaden-starkregen.pdf