Jeden Monat pilgern Zehntausende Tanzwütige zu den Vollmondpartys auf der thailändischen Insel Koh Phangan. Ihre Uniform: in Neonfarben leuchtende Shorts und Muskelshirts. Ihre Bühne: die weißen Sandstrände von Hat Rin. Sie geben sich dem Rausch hin, tanzen zu Trance, beschmieren sich mit Farbe und riskieren manchmal ihr Leben, wenn sie im Drogenrausch im Meer schwimmen gehen.

Weihnachten war vorbei. Alles fieberte Silvester entgegen. Doch zunächst stand die letzte Vollmondparty des Jahres an. Ein Großereignis, zu dem 40.000 Menschen auf die beliebte Backpacker-Insel anreisten. Ich war eine davon. Alle Bungalows mit Meerblick waren Tage im Voraus ausgebucht, und so landete ich zunächst in einer Garage ohne Fenster. Nach drei Stunden erfolgloser Suche wollte ich mich gerade mit meinem Schicksal abfinden, in dem miefigen Verschlag zu hausen, als mir ein junger Thailänder über den Weg lief. Er stellte sich als Noppy vor und bot mir an, vorübergehend bei ihm einzuziehen. Ich könnte das Zimmer seiner Schwester mieten, die auf dem Festland studierte. Ich riskierte einen Blick und entschied, ein Zimmer voller Angry Birds und Mickymäuse sei immer noch eine Verbesserung meiner Wohnsituation.

Noppys Haus lag nur wenige Schritte vom Strand entfernt. Wir aßen manchmal gemeinsam zu Abend oder ich begleitete ihn im Auto, wenn er Touristen zur Party oder Schnapsleichen zurück in ihre Unterkünfte fuhr. Ein gutes Geschäft. Auf Vollmondparty folgte Schaumparty folgte Halbmondparty folgte Silvesterparty. Der Anblick der zugedröhnten Fahrgäste und Geschichten über bestohlene Touristen hielten mich davon ab, selbst auf eine zu gehen. Stattdessen verbrachte ich die Tage auf Koh Phangan mit Yoga, lesen, schwimmen und träumen in der Hängematte.

An Neujahr sahen Noppy und ich uns gemeinsam die Neujahrsansprache des Königs Bhumibol Adulyadej im Fernsehen an. Eine Woche nach Silvester erzählte Noppy mir dann, dass ein britischer Tourist auf einer Party zum Jahreswechsel in die Schusslinie rivalisierender Banden geraten und auf der Tanzfläche von einer Kugel tödlich getroffen worden war. In den thailändischen Nachrichten war davon nichts zu hören.