Was die Presse zur Bundestagswahl 2013 schreibt.

Frankfurter Rundschau: Es wird noch nie einem deutschen Kanzler so egal gewesen sein wie Angela Merkel, ob er seinen Koalitionspartner verliert oder nicht. Die erste Frau in diesem Amt hat ja die Erfahrung, dass ihr in einer großen Koalition auch die Verdienste der Sozialdemokraten noch gutgeschrieben werden, schon 2009 gemacht. Damals bezahlte die SPD trotz „sozialdemokratischer“ Entscheidungen wie der Verlängerung des Kurzarbeitergeldes mit einer historischen Niederlage, während die CDU die Lorbeeren erntete. Wenn auch nur mit Hilfe der FDP. Nun ist es eben diese FDP, die den schlimmsten Absturz ihrer Geschichte erlebt. Und wieder profitiert die Union, vor allem deren Chefin, die vermeintliche „Kanzlerin für alle“.

Kölner Stadt-Anzeiger: Steht die SPD bereit, Merkel zu wählen? Im Prinzip ja – denn diese Große Koalition ist ja die Regierung, die eine Mehrheit der Bürger nach allen Umfragen will und die auch gleich als Partei hätte antreten können. Aber wird die SPD das auch tun? Peer Steinbrück ist zumindest nicht der Problem-Peer, zu dem man ihn machen wollte. Für Zuversicht reicht das Resultat. Und mögen die Genossen Steinbrück, Steinmeier und Gabriel noch so oft einer rot-rot-grünen Koalition abgeschworen haben – die eigenen Anhänger werden Druck auf die SPD-Spitze machen, eine linke Mehrheit zu nutzen, wenn es sie gibt. Und sei es als Mittel zum Zweck in Koalitionsverhandlungen. Merkel ist also nur im Prinzip Siegerin. Ihre Chancen, Kanzlerin zu bleiben, stehen zumindest gut.

Westdeutsche Zeitung (Düsseldorf): Die Union erreicht im Bund mit ihrem hohen Wahlergebnis fast bayerische Verhältnisse. Das ist vor allem das Verdienst Angela Merkels, die allerbeste Chancen hat, Kanzlerin zu bleiben. Mit welchem Koalitionspartner auch immer. Extrem bitter ist das Abschneiden für die FDP. Die Liberalen werden sich neu erfinden müssen. Wenn sie klug sind, ist die große Stunde ihres Hoffnungsträgers aus NRW, Christian Lindner, angebrochen.

Neue Osnabrücker Zeitung: Und für diesen Erfolg steht ein Name: Angela Merkel. Die Kanzlerin bewahrte auf der europäischen Bühne in Krisenzeiten kühlen Kopf, überließ in Deutschland trotz teilweiser schwacher Regierungsmannschaft der Opposition keine Themen zur Profilierung und versammelte geschlossen die Reihen in der eigenen Partei hinter sich. Zudem profitierte die CDU von der nicht vorhandenen Wechselstimmung. Bei dem sehr guten Ergebnis entbehrt es nicht einer gewissen Tragik, dass nicht das Abschneiden der Volksparteien CDU und SPD über die künftige Regierungsbildung entscheidet. Die über Sein oder Nichtsein entscheidende Fünfprozenthürde ist das Zünglein an der Waage.

Der Standard (Wien): Für Angela Merkel ist der Ausgang der Bundestagswahl in Deutschland eine fulminante Bestätigung. Der Wahlerfolg der Unionsparteien ist deutlicher ausgefallen als erwartet. Ein beträchtlicher Teil derjenigen, die 2009 noch den Liberalen ihre Stimme gegeben haben, sind diesmal ins Lager der Union gewechselt oder zurückgekehrt. Mit ihrer Ansage „Zweitstimme ist Kanzlerstimme“ hat sie die FDP ins politische Aus katapultiert. Die Partei hat ihre Schuldigkeit getan – so Merkels Machtkalkül. Das Debakel für die FDP verändert die politische Parteienlandschaft in Deutschland massiv.

Mannheimer Morgen:Die Kanzlerin genießt das große Vertrauen der Bürger, die sich keine Experimente wünschen. Merkel soll sie auch künftig sicher durch die Euro-Krise führen, ihnen das beruhigende Gefühl vermitteln, dass die Republik bei ihr in guten Händen liegt. Ihr besonnener Regierungsstil, der sich geradezu sedierend abhebt vom ungestümen Auftreten eines Peer Steinbrück, hat die CDU/CSU zu neuen Höhen geführt. Vier Jahre nach dem desaströsen Abschneiden der Union heißt es jetzt: Merkel ist zum ruhenden Pol in stürmischen Zeiten geworden.

Märkische Allgemeine (Potsdam):Phänomen Merkel: Im Gegensatz zu ihren politischen Konkurrenten ist sie beliebt bei Freund und Feind. Was andere bei Merkel als Zaudern kritisieren, empfinden viele Deutsche offenbar als überlegtes Handeln. Schuldenkrise? Euro-Debatte? Späh-Affären? Bei Merkel fühlt sich eine Mehrheit in Deutschland auf der sicheren Seite.