Typisierung am 7. Juli in Barmstedt für den an der Blutkrankheit MDS leidenden sechsjährigen Jungen. Die gemeinnützige Deutsche Knochenmark-Spenderdatei unterstützt mit 100 Helfern.

Barmstedt. Die Diagnose war ein Schock für die Familie. Der sechs Jahre alte Adriano ist ein lebhaftes, aufgewecktes Kind, geht in den Wald-Kindergarten, spielt am liebsten im Garten und buddelt im Sand. Doch plötzlich fühlte sich ihr Junge ständig schlapp, war lustlos und wurde einen grippalen Infekt nicht mehr los, erzählt seine Mutter Nedja Holzhausen. Die Barmstedterin ging mit ihrem Sohn zum Arzt. Der untersuchte sein Blut und stellte fest, dass Adriano an der sehr seltenen Blutkrankheit MDS (Myelodysplastisches Syndrom) leidet, die bundesweit nur bei 100 Kindern auftritt, und überwies den kranken Jungen an das UKE in Hamburg. Dort erfuhren die Eltern von den Ärzten, dass Adriano nur mit einer Stammzellen-Transplantation überleben kann. Sonst erkrankt er bald an Leukämie. Das war vor fünf Wochen.

Seitdem versuchen Nedja und Tom Holzhausen alle Hebel in Bewegung zu setzen, um ihren Sohn zu retten. Dreimal hat Adriano neues Blutplasma bekommen. Zuletzt eine Bluttransfusion. Deren belebende Wirkung hält aber nur für ein paar Wochen an, weiß die besorgte Mutter. Deshalb hat sie sich an die gemeinnützige Deutsche Knochenmark-Spenderdatei (DKMS) in Köln gewandt. Die habe inzwischen 3,7 Millionen potenzielle Knochmarkspender im System, davon allein 473 aus Barmstedt, von denen fünf tatsächlich mit ihren Stammzellen anderen Menschen das Leben gerettet hätten, sagt Sprecherin Bettina Steinbauer.

Doch bislang passt kein einziger zu Adrianos Blutbild. Darum soll jetzt mit Hilfe einer groß angelegten Typisierungsaktion ein passender Spender für den kranken Jungen aus Barmstedt gefunden werden, wie dies ja 2011 bei Kevin Krüger aus Moorrege gelang, der wieder gesund wurde. Die Typisierung ist für Sonntag, 7. Juli, im Sportzentrum Heederbrook in Barmstedt geplant. Von 10 bis 16 Uhr kann jeder dorthin kommen und sich fünf Milliliter Blut abnehmen lassen. Dieses wird dann nach der Eignung für Adriano untersucht und kommt in die weltweite Datenbank.

Im Idealfall kann der Spender Adriano das Leben retten. In vier von fünf Fällen reiche dafür eine ambulante Bluttransfusion, sagt DKMS-Sprecherin Steinbauer. "Wir sind mit 100 Helfern in Barmstedt am Start und rechnen mit mindestens 1000 Freiwilligen, die sich am 7. Juli typisieren lassen."

Doch die Blutuntersuchung kostet Geld. 50 Euro für jede Probe. Darum ist Adriano nicht nur auf Freiwillige angewiesen, die ihr Blut untersuchen lassen für eine Stammzellen-Transplantation. Er braucht auch finanzielle Spenden. 9472 Euro waren bis Mittwoch auf das Konto der Sparkasse Südholstein (Nummer: 510134646, Bankleitzahl: 23051030) eingegangen. So haben Appen musiziert 5000 Euro, die Stadtwerke Barmstedt 1000 Euro, die GAB in Kummerfeld und Round Table in Elmshorn jeweils 500 Euro gespendet. Der SV Henstedt-Ulzburg hat die Einnahmen eines Jugend-Nationalmannschaftsspiels (1750 Euro) für Adriano zur Verfügung gestellt. Die Familie ist dabei, eine Tombola am Tag der Typisierung in Barmstedt zu veranstalten, mit deren Losverkauf weiteres Geld reinkommen soll. Der SSV Rantzau hat die Schirmherrschaft übernommen.

Adrianos Eltern sind am Rotieren, haben Verwandte, Freunde und Bekannte eingeschaltet. Handzettel zum Aufruf der Typisierung wurden verteilt. Es gibt eine Homepage, auf der ist ein lachender Adriano zu sehen mit der Aussage: "Ich möchte leben."

Adrianos Mutter ist hochschwanger, im September wird Adriano ein Brüderchen bekommen. Im August soll er selbst eingeschult werden. Im Moment ist gar nicht daran zu denken. Seit der Diagnose darf Adriano nicht mehr in den geliebten Kindergarten wegen der Ansteckungsgefahr, die ihn krankheitsmäßig zurückwerfen könnte. So muss er jetzt oft allein zu Hause im Garten spielen. "Ich will Gärtner werden", sagt Adriano und strahlt übers ganze Gesicht. "Die Situation belastet ihn", sagt seine Mutter. "Aber er lässt es sich nicht anmerken." Wer sein strahlendes Lachen sieht, kann sich kaum vorstellen, dass Adriano todkrank ist.

Daran mag auch seine Mutter nicht denken. Sie ist fest davon überzeugt, dass die Typisierungsaktion ein voller Erfolg wird und Adriano bald wieder wohlauf ist. "Adriano wird wieder gesund. Ich mache mir keine Hoffnung, ich weiß es", sagt sie bestimmt. "Das ist keine Hoffnung. Ich weiß es."

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