Die Verbündeten rüsten sich weiter für den Ernstfall gegen Nordkorea und setzen das gemeinsame Manöver „Foal Eagle“ an. USA entsenden F-22-Kampfjets, Südkoreas Präsidentin Park droht Pjöngjang mit Vergeltung.

Seoul/Washington. Die Lage rund um die koreanische Halbinsel bleibt auch am Ostermontag äußerst angespannt. Zwei Tage nach Nordkoreas Erklärung des „Kriegszustands“ an seinen südlichen Nachbarn bereiten sich sowohl Südkorea als auch die USA auf den Ernstfall vor.

Die US-Regierung entsandte in der Zwischenzeit nach eigenen Angaben weitere hochmoderne Kampfjets nach Südkorea. Dort seien am Sonntag über Tarnkappeneigenschaften verfügende Jets des Typs F-22 Raptor eingetroffen, um an dem gemeinsamen Manöver „Foal Eagle“ teilzunehmen, sagte ein Sprecher der US-Streitkräfte am Montag. Im Zuge des Manövers hatten sie USA bereits in der vergangenen Woche zwei Tarnkappenbomber sowie zwei atomwaffenfähige B-52-Bomber nach Südkorea geschickt.

Die Kampfjets seien auf dem Luftwaffenstützpunkt Osan stationiert worden, teilte das US-Militär mit. Nordkorea werde mit seinen Drohungen und Provokationen nichts erreichen. Das Land werde sich nur weiter isolieren und die internationalen Bemühungen um Stabilität und Frieden in der Region untergraben, erklärte das US-Militär. Wie viele F-22 von ihrem Stützpunkt Kadena in Japan nach Südkorea flogen, teilte das US-Militär nicht mit.

F-22-Jets für Radar unsichtbar

Das „Wall Street Journal“ wertete die neuerliche Aktion der USA als weiteren demonstrativen Schritt Washingtons, Nordkorea die militärischen Fähigkeiten der Vereinigten Staaten Augen zu führen. Der Zeitung zufolge sind die USA zugleich bemüht, Nordkorea mit einer „Show militärischer Stärke“ von Provokationen abzuschrecken.

Die F-22 gehören zu den teuersten und modernsten Waffensystem der US-Luftwaffe. Vom Radar können die Kampfjets nicht erfasst werden. Bereits zuvor hatten die USA mit der Entsendung von B-52 und B-2-Tarnkappenbombern zu der alljährlichen Übung mit Südkorea ihre militärischen Fähigkeiten in der Luft demonstriert.

Obwohl es nicht das erste Mal ist, dass die USA bei der jährlichen Militärübung mit Südkorea Raptor-Kampfjets einsetzen, dürften sie in Pjöngjang für weitere Irritationen sorgen. Die Spannungen in der Region nahmen deutlich zu, seit der UN-Sicherheitsrat als Reaktion auf einen Raketentest im Dezember und einen unterirdischen Atomtest im Februar die Sanktionen gegen Pjöngjang weiter verschärft hat.

Südkoreas Präsidentin droht mit „Vergeltung“

Derweil hat Südkorea Nordkorea im Falle eines Angriffs mit „starker Vergeltung“ gedroht. „Ich glaube, dass wir eine starke und sofortige Vergeltung starten sollten, wenn der Norden irgendeine Provokation gegen unser Volk vornimmt“, erklärte Präsidentin Park Geun Hye am Montag in Seoul bei einem Treffen mit dem Verteidigungsminister. Sie nehme die jüngsten Drohungen der kommunistischen Führung in Pjöngjang „sehr ernst“, fügte Park bei einem Treffen mit hochrangigen Militärs und Verteidigungsminister Kim Kwan Jin hinzu.

Nordkorea hatte am Sonnabend den Kriegszustand mit dem Süden erklärt und mit einem Atomkrieg gedroht. Einen Tag zuvor hatte Machthaber Kim Jong Un Raketen für Angriffe auf US-Ziele in Bereitschaft versetzt. Ihrerseits sagten die USA zu, Südkorea auch bei kleinen Provokationen zur Seite zu stehen. International wächst die Sorge, die Spirale der gegenseitigen Drohungen könnte außer Kontrolle geraten.

Bereits in den Wochen davor hatten die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel stetig zugenommen. Angesichts dieser Entwicklung übernahm Park, die während des Wahlkampfes für eine vorsichtige Annäherung an den Norden geworben hatte, seit ihrem Amtsantritt im Februar immer mehr Hardliner-Positionen.

„Die Existenzberechtigung für das Militär ist es, das Land und das Volk vor Bedrohungen zu schützen“, sagte Park nach Berichten der Nachrichtenagentur Yonhap am Montag bei einer Unterrichtung im Verteidigungsministerium in Seoul. „Wenn es zu Provokationen gegen unsere Bevölkerung oder unser Land kommt, sollten wir ohne jede politische Überlegung noch im frühen Stadium stark reagieren.“

Nordkorea wechselt Premierminister aus

Unterdessen hat der nordkoreanische Staatschef Kim Jong Un am Montag sein Parlament zur alljährlichen Frühlingsvollversammlung einberufen. Über die genaue Tagesordnung war zunächst nichts bekannt, allerdings werden auf solchen Treffen häufig richtungweisende inhaltliche und personelle Entscheidungen getroffen.

Und eine erste Entscheidung hat den Ministerpräsidenten Choe Yong Rim getroffen, der am Montag seines Postens enthoben wurde. Sein Nachfolger ist nach Berichten der Staatsmedien Pak Pong Ju, der das Amt bereits von 2003 bis 2007 innehatte. Der Wirtschaftsexperte Pak sei von der Obersten Volksversammlung zum Premierminister gewählt worden.

Erst am Sonntag hatte die kommunistische Führung in Pjöngjang erklärt, das Atomwaffenprogramm und die Sanierung der maroden Wirtschaft hätten die höchste Priorität für das Land.

Die Atomwaffen seien weder Gegenstand politischer Verhandlungen noch eines wirtschaftlichen Tauschgeschäfts, bekräftigte die Arbeiterpartei in der Sitzung vom Sonntag, der Staatschef Kim vorsaß. Pjöngjang könne nicht gezwungen werden, sich selbst zu entwaffnen. Solange es Imperialisten und nukleare Bedrohung gebe, werde das Regime seine eigenen Atomwaffen nicht aufgeben.

Nord- und Südkorea sind seit Ende des von 1950 bis 1953 dauernden Koreakrieges faktisch im Kriegszustand. Die beiden Länder schlossen zwar einen Waffenstillstand, sie unterzeichneten aber keinen Friedensvertrag.