Schubsen, schieben, schimpfen - das ganz alltägliche Gedränge im Schulbus. Eine “Nahkampf“- Reportage.

Der Typ neben mir hat Knoblauch gegessen. Ich rieche es ganz genau. "Igitt!", denke ich angeekelt, will mich wegdrehen. Keine Chance. Von hinten drückt mir der riesige Ranzen eines Viertklässlers in den Rücken, mit meinem Gesicht hänge ich schon halb in der Frisur meines Vordermannes. Also Luft anhalten und möglichst wenig bewegen, was angesichts des fehlenden Platzes um mich herum nicht allzu schwer sein dürfte. Haltestelle "Tannenhof" - der Bus wird leerer. Da steigen immer die meisten Leute aus.

So läuft jeder Tag ab, an dem ich acht Stunden Unterricht habe - wie die meisten aus meinem Jahrgang. Gerade jetzt im Winter, wo es für das Radeln zu kalt wird, fährt fast meine gesamte Schule Bus. Dementsprechend voll ist es an der Haltestelle. Massen an Schülern wollen schnell in den warmen Bus und nach Hause. Leider ist das Resultat meist chaotisches Geschubse, Gedränge und Geschimpfe. Von rechts wird man angepflaumt, links bekommt man einen Ellbogen in die Seite gerammt.

Und als sei das noch nicht genug, kommt wieder die Ansage des Busfahrers. "Bitte durchrücken, da ist doch noch jede Menge Platz." "Äh, nee, da ist kein Platz mehr. Nicht ein Millimeter", denke ich. Während die meisten im Bus noch versuchen, sich so hinzustellen, dass sie den Rest der Horrorfahrt heil überstehen, ertönt ein lautes Piepen. Na toll! Es müssen einige raus, der Bus ist zu schwer, kann nicht mehr weiter. Natürlich gibt es jetzt wieder Stress, denn wer will schon freiwillig in die Kälte? Nachdem der Busfahrer uns hoch und heilig versprochen hat, der nächste Bus käme in zehn Minuten, steigen einige von uns aus. Meist Fünftklässler. Die haben noch keine Ahnung, dass der nächste Bus nicht in zehn, sondern in 20 Minuten kommt, meistens nicht mal pünktlich. Nette Busfahrer bestellen in diesem Fall per Funk einen anderen Bus, der schneller kommt. Aber die meisten Busfahrer sind von dem Chaos, das die 100 schreienden Schüler in ihrem Bus verursachen, so fertig, dass sie keinen Nerv mehr haben, sich auch noch um einen Ersatzbus zu kümmern.

Die Türen schließen sich, wobei man aufpassen muss, nicht von ihnen zerquetscht zu werden. Dann fährt der Bus mit einem Ruck los. Kreischen ertönt. Schon kippen die ersten Leute um. Sie fallen nicht bis auf den Boden, dazu ist es viel zu voll, sondern prallen gegen ihren Nebenmann und setzten so eine Kette à la Domino-Weltmeisterschaft in Gang. Nachdem die Ersten sich wieder ausbalanciert haben, wird es besser. Manchmal sieht man, wie der Busfahrer die Augen verdreht. Klar, für den ist das auch kein Vergnügen ...

Nun stellt sich die Frage, warum der HVV es nicht schafft, zwischen 14 und 17 Uhr Gelenkbusse zu schicken? Ich weiß es nicht. Trotz zahlreicher Beschwerden und einigen Ohnmachtsanfällen jedes Jahr, aufgrund des mangelnden Sauerstoffs in den voll gequetschten Bussen, ist eine Lösung dieses Problems nicht in Sicht. Im Gegenteil, es scheint von Jahr zu Jahr schlimmer zu werden.

Da kann man nur eins sagen: Nase zu und durch, der nächste "Fahrrad-Sommer" kommt bestimmt ...