Die Staatsanwalt geht von einer gezielten Tat aus, die Verteidigung von einer Affekttat. Das Urteil soll morgen ergehen. Der Fall des Deutsch-Afghanen (24), der am 15. Mai 2008 seine Schwester Morsal (16) mit 23 Messerstichen tötete, weil er mit ihrem westlichen Lebensstil nicht einverstanden war, hat Deutschland aufgewühlt. Elf Verhandlungstage hat die Kammer unter Vorsitz von Wolfgang Backen verhandelt. Unaufgeregt, sachlich hat der erfahrene Vorsitzende im Prozess agiert. Es galt vor allem, die kulturell-sozialen Hintergründe der Tat aufzuklären. Die Kernfrage für die Richter: War es ein eiskalter, geplanter Mord (das sagt der Staatsanwalt)? Oder war es eine Spontantat, eine Affekttat, begangen im Zustand der verminderten Schuldfähigkeit (das sagen die Verteidiger)?