Resignation macht sich breit

26. November: Leitartikel: „Corona und die Gewalt“

Die sich in erschreckendem Maße häufenden Aggressionen gegenüber Bürgern, die ihr Gegenüber auf die Maskenpflicht aufmerksam machen, weisen auf ein grundlegendes Problem in Teilen unserer Gesellschaft hin. Es ist die Rücksichtslosigkeit und Engstirnigkeit vor allem der jungen Leute – das belegen die aufgezeigten Fälle -, die nicht bereit sind, solidarisch zu handeln. Die sich aus dieser Einstellung ergebende Intoleranz hält die Bürger davon ab, gut gemeinte Worte an die zu richten, die keine Maske tragen. Bettina Mittellacher hat völlig recht, dass die Gefahr, selbst Opfer von Aggressionen zu werden, unbedingt zu vermeiden ist. Allerdings wird der Vorschlag, Polizei oder Sicherungspersonal einzuschalten, kaum hilfreich sein, da damit die Gefahr einer eskalierenden Reaktion der angesprochenen Person heraufbeschworen werden kann. In Anbetracht dieser Situation kann sich nur ein Gefühl breit machen, nämlich Resignation.

Dr. Claus Rabe

Immer dieselben Diskussionen

26. November: „Fast 1000 Corona-Fälle – Hamburgs Ärzte sollen auch sonnabends impfen. Inzidenz schnellt auf Rekordwert. Dramatischer A+ppell an Mediziner.“

Diese Diskussion erinnert etwas an die um die Gurtpflicht. Der Sicherheitsgurt wurde 1974 als Serienausstattung vorgeschrieben. Da gab es ihn schon über zehn Jahre, der Nutzen war längst bewiesen. Dennoch blieben Verweigerer mit Argumenten wie „Komme ich dann beim Unfall noch raus?“, „Das ist so unbequem“ oder „Das zerdrückt mir die Klamotten“. Erst 1976 kam dann die Gurtpflicht: Wer es nicht tat und erwischt wurde, zahlte. Und endlich war die Diskussion beendet. So sollte man es mit der Corona-Impfung auch machen. Im Prinzip jedenfalls, von medizinischen Ausnahmen natürlich abgesehen. Und dann mit Reaktivierung der Impfzentren und ohne stundenlanges, gesundheitsgefährdendes Stehen in der Kälte, ohne monatelanges Warten auf einen Termin und ohne noch mehr Überstunden für Ärzteschaft und Pflegende, die schon jetzt Übermenschliches leisten.

Dr. Werner Schulenburg, Hamburg

Impf-Posse

Hier eine neue Posse zum Coronaimpfen: Wir hatten für die Praxis 48 Dosen BioNTech Impfstoff bestellt, diese Menge war laut Rundbrief der Kassenärztlichen Vereinigung möglich. Bekommen haben wir (und natürlich auch andere Praxen) nur 50 % der bestellten Menge, also in unserem Fall 24 Dosen. Auf Nachfrage, ob die Lücke mit Moderna Impfstoff aufgefüllt werden kann (soll ja ausreichend vorhanden sein, mit Verfallsdatum) wurde uns mitgeteilt, dass dieses nicht möglich sei, weil auch Moderna Impfstoff knapp geworden sei. Alle fertigen Impfpläne müssen geändert werden, 50 Prozent der Patienten müssen weiter warten. Gleichzeitig fordert die Kassenärztliche Vereinigung in der Abendblatt Ausgabe vom Freitag die Ärzte in einem dramatischen Appell zu Impfungen am Sonnabend auf – alles etwas widersprüchlich und sehr skurril. Ich frage mich, wer eigentlich was organisiert.

Dr. med. Wolfgang Burmeister

Ineffektives Vorgehen

Es ist Fakt, dass Genesene und zweifach Geimpfte nach fünf bis sechs Monaten so gut wie keinen Impfschutz mehr haben. Wieso werden alle, die vor dem 1. Juni zweifach geimpft wurden oder von Corona genesen waren, nicht als Ungeimpfte eingestuft, wie das in Israel gemacht wurde? De facto dürften wir gegenwärtig nur eine Impfquote von 50 Prozent haben. Das erklärt den massiven Anstieg der Infektionen. Die Bürokratie verhindert zügiges Impfen, die Vergabe von Impfterminen ist eine Katastrophe und ineffektiv, Impftermine im Januar oder Februar sind zu spät. Warum wird nicht massiv in Rundfunk, Zeitungen und anderen Medien verkündet, wo man sich ohne Anmeldung impfen lassen kann? Verweise auf Links sind mühselig und erreichen wenige.

Peter Hertel

Gesunder Menschenverstand?

Ja, gehts noch? Die Hausärzte tragen ohnehin in Hamburg die größte Last beim Impfen seit das Impfzentrum geschlossen wurde. Unsere Politiker haben offenbar keinen gesunden Menschenverstand mehr, denn wer schließt Impfzentren, wenn die Menschen mit 2G zum Impfen gebracht werden sollten? Und dann werden noch Mitarbeiter aus den Gesundheitsämtern abgezogen, obwohl die Nachverfolgung ohnehin schon schwer ist. Es ist unglaublich, was sich unsere Politiker für einen Unsinn leisten, und das ungestraft!

M. Dörge, Hamburg

Modernisieren statt bauen

25. November: „Das sind die wichtigsten Punkte im Koalitionsvertrag. Die neue Bundesregierung setzt auf erneuerbare Energien, bessere Sozialleistungen und eine schnellere Digitalisierung“

Sind jährlich 400.000 neue Wohnungen bei einem Wohnflächenkonsum von etwa 48 qm pro Kopf wirklich unbedingt notwendig? 1990 waren es in der Bundesrepublik noch 35 und in der ehemaligen DDR 25 qm pro Kopf. Das Wohnen und der Wohnungsbau stehen für annähernd 40 Prozent unserer jährlichen CO2-Emissionen. Wichtiger wäre es doch, stattdessen jährlich 400.000 Wohnungen klimatechnisch zu modernisieren. Es darf auch einmal darüber nachgedacht werden, ob der ungehemmte Wohnungsbau für die Kosten des Wohnens nicht geradezu ein Preistreiber ist, dem zum einen mit einer zumeist zahnlosen Mietpreisbremse und zum anderen mit Tilgungszuschüssen und Zinsverbilligungen für Eigentumsmaßnahmen nicht beizukommen ist.

Helgo Klatt

Hamburgs Flaniermeile?

25. November: „Mönckebergstraße: Die Busse sind wieder da“

Endlich hatte Hamburg eine Einkaufsstraße die man auch Flaniermeile nennen konnte. Endlich großstädtisches internationales Flair in Hamburg und nun wieder kleinstädtisches Verkehrsgewusel. Hamburg-Bergedorf hat mit dem Sachsentor eine wunderbare Einkaufsmeile, Lübeck und Flensburg mit dem Holm, Paris und Wien haben tolle Einkaufsmeilen und in Hamburg kommt man sich wie auf einer Dorfstraße vor. Es fehlen nur noch die Pferdefuhrwerke. Kann denn der Verkehrssenator außer Baustellen und Staus nicht mal was Vernünftiges produzieren? Die Mönckebergstraße war bislang Hamburgs einziger Prachtboulevard. Jetzt werden die Fußgänger wieder durch Bus- und Taxiverkehr gefährdet. Ich bin entsetzt!

Gotthard Kalkbrenner, Reinbek

Das ist politisches Versagen

24. November: Leitartikel: „1000.000 Corona-Tote“ und Leserbrief „Wirklich keine Spätfolgen?“

Die Bilanz von 100.000 Corona-Toten ist erschütternd. Jeden Tag werden es mehr, ein Ende ist nicht absehbar. Ernüchternd schaut man auf die Maßnahmen unserer Regierung. Stetes Zögern und Zaudern, viel zu spätes Handeln um auf vorhersehbare Situationen angemessen zu reagieren, obwohl Fachleute rechtzeitig gewarnt haben. Wie viele Menschen würden noch am Leben sein, wenn man frühzeitig mit den zur Verfügung stehenden Mitteln gegengesteuert hätte? Solche Gedanken kommen bei der Betrachtung dieser Pandemie immer wieder auf. Die Politik hat kein gutes Bild abgegeben, ja, man muss es wohl nennen was es ist, nämlich ein Versagen. Dann lese ich auf der gleichen Seite unter „Briefe an die Redaktion“ den Leserbrief: „Wirklich keine Spätfolgen“ in dem 100.000 Tote scheinbar nicht genug sind, um eine „Übersterblichkeit“ festzustellen. Wie viele sollte es denn, bitte schön, sein? Eine Million, gar drei oder fünf Millionen? Unglaublich, so etwas lesen zu müssen.

Ekkehard Below