Themen: 50.000 Hamburger stehen auf +++ Reventlowstraße monatelang gesperrt +++ Viele Schüler sind verzweifelt und erschöpft.

Strukturen ändern

22. Januar: Leitartikel: „Es geht an die Substanz. Die Krise lastet nicht nur schwer auf dem Land, sondern auch auf der Ampel“

Das sind genau die Argumente, die die Menschen die AfD wählen lassen: Die Senkung der Einbürgerungszeiten, die doppelte Staatsbürgerschaft und das Bürgergeld für alle. Sollte all dies nicht noch einmal überdacht werden? Eventuell die Einbürgerung besser an Bedingungen geknüpft werden? Ich würde Menschen mit Flüchtlingshintergrund, die hier schon länger leben und integriert sind, aber rechtlich keine Bleibeperspektive haben, die Chance geben, hier dauerhaft leben zu können und den deutschen Pass zu erhalten. Menschen, die dagegen nicht integrierbar sind und unser System ablehnen oder kriminelle Hintergründe haben, sollten verstärkt in ihre Heimatländer zurückzugeschickt werden. Das ist natürlich leichter gesagt als getan. Der Doppelpass sollte nicht so einfach möglich sein. Heimat ist da, wo man lebt, den Lebensunterhalt bestreitet und sozial integriert ist. Wir sehen doch bei vielen türkischen Mitbürgern, dass Integration so nicht funktioniert. Viele Türken, die den Doppelpass haben, wählen stramm einen Diktator in ihrem Ursprungsland. Für mich geht nur das eine und nicht beides. Man muss sich positionieren. Viele Rentner sind finanziell am Ende, auf Sozialhilfe angewiesen, haben ihr Leben lang gearbeitet und Steuern gezahlt. Am Lebensende bleibt ihnen nichts. Für diese ist das Bürgergeld mit ergänzenden Zuwendungen sinnvoll und notwendig. Auf der anderen Seite erhalten Menschen Bürgergeld, denen es aus meiner Sicht einfach nicht zusteht. Unser überbordendes Bürokratiesystem muss massiv entschlackt werden, damit Flüchtlinge/Asylsuchende schneller in den Arbeitsprozess integriert werden können. Alle Parteien haben da vollmundige Pläne – setzen es dann aber doch nicht um, oder haben moralische Bedenken. Einen Job zu haben, heißt ja auch Teilhabe am Leben, ist gut für das Selbstverständnis, entlastet den Staat und kann Probleme wie den Facharbeitermangel oder fehlende Kräfte in der Gastronomie lösen. Klar ist: Wir müssen als Gesellschaft viele Strukturen ändern und strukturelle Änderungen auf den Weg bringen, z.B. die Bürokratie durch Digitalisierung senken und Anreize schaffen statt zu subventionieren. Demos gegen Rechts sind ja ganz schön, aber sie werden nichts ändern und sind nur heiße Luft.

Sven Jösting

Eine Strategie gegen recht

20./21. Januar: „Hamburger KRITIken: Demonstrieren kann nur ein Anfang sein“

Wieder einmal hat Mattias Iken mit seinem Kommentar den Nagel auf den Kopf getroffen. Es reicht nicht, wenn Tausende gegen die AfD auf Straße gehen oder auf Rechte zu schimpfen. Protestieren ist eine Unmutsäußerung, aber ohne eine überzeugende Strategie ist ein wirksames Handeln nicht möglich. Und die ist nur erreichbar, wenn dem Handeln ein Denken vorausgeht, das festlegt, mit welchen Argumenten den Rechten der Wind aus den Segeln genommen werden kann. Dafür muss man sich mit den Zielen und Argumenten der Rechten beschäftigen und sie in aller Öffentlichkeit so auseinander nehmen, dass ihre Glaubwürdigkeit schwindet. Und dieses Unterfangen darf nicht redebedürftigen Politikdarstellern überlassen werden, sondern muss Bestandteil eines breiten öffentlichen Diskurses werden. Dazu gehört Mut und Engagement, und es ist höchste Zeit, dass möglichst viele von uns dazu bereit sind.

Jürgen Tichy

Große Chance vertan

20./21. Januar: „50.000 Hamburger stehen auf“

50.000 Demo-Teilnehmer auf dem Hamburger Jungfernstieg und den angrenzenden Straßen – ein starkes Zeichen gegen den zunehmenden Rechtsradikalismus in Deutschland! Die „schweigende Mehrheit“ ist aus ihrer Deckung gekommen. Enttäuschend war, dass vermutlich die meisten Demo-Besucher von den Worten der Redner und Rednerinnen nichts hören konnten. Schon auf der Höhe des Alsterhauses lauschte man gespannt, aber vergeblich, auf die angekündigten Ansprachen. Damit haben die Veranstalter eine große Chance vertan, denn die gesprochenen Worte, die ja auch eine verbindende Funktion haben, hätten die von der akustischen Übertragung ausgeschlossenen Teilnehmer noch mehr bestärkt in dem beschworenen Slogan „Wir sind mehr“.

Peter M. Lange

Klare Absage an Rassismus

Ich bin unglaublich stolz auf die Teilnehmer der Demos gegen Rechtsextremismus und es befriedigt mich zutiefst, dass so viele Menschen „Flagge“ zeigen. Das ist ein sehr wichtiges und positives Signal aus unserer Gesellschaft und eine klare und finale Absage an Rassismus und völkisches Denken. Was mich nur wundert: Wo sind die Symbole dieser freien, vielfältigen, toleranten und respektvollen Gesellschaft, in der wir leben wollen? Wo sind die schwarz-rot-goldenen Fahnen, die nicht nur Einigkeit und Recht und Freiheit repräsentieren, sondern genau auch diese Werte, auf die wir zurecht stolz sind. Diese Fahnen habe ich bei den so wichtigen Demos nicht gesehen, obwohl wir doch „Flagge gegen rechts“ zeigen wollen. Wollen wir diese Farben wirklich der AfD und ihren Spießgesellen überlassen? Oder wollen wir nicht zeigen, dass wir als Gesellschaft und auch als (bunte) Nation für diese Werte stehen? Auch das Zeigen von Regenbogenfahnen setzt Werte voraus, für die Schwarz-Rot-Gold steht, nicht überall kann man diese Flagge gefahrlos setzen…

Jürgen Schick

Lieber Buckelpisten sanieren

20./21. Januar: „Othmarschen: Wichtige Straße monatelang gesperrt. Reventlowstraße wird ab Ende März umgebaut“

Der angekündigte Umbau hat doch längst begonnen. Überall rot-weiße Baken und Einschränkungen für die Fußgänger. Die Bürger in unseren Stadtteilen, und auch unsere Mitglieder verlieren langsam die Nerven. In Othmarschen und Flottbek wird nicht nur der Deckelbau über der A 7 betrieben. Die Elbchaussee wurde über Jahre umgebaut. Die Fernwärmeleitung wird seit über drei Jahren gebaut mit massiven Einschränkungen der Anwohner und Passanten (zu Fuß, per Rad und im Auto), und nun kommen die diversen Velorouten. Dazu betreibt die Verwaltung im Bezirk die neue Ordnung der Pkw-Stellplätze: Ein bemerkenswerter Overkill ist nicht zu übersehen. Für fünf Millionen Euro werden in der Reventlowstraße Umbaumaßnahmen in Gang gesetzt, die weder dem besseren Verkehrsfluss dienen, er ist mit etwa 50.000 motorisierten Fahrzeugen und 3000 Radfahrern täglich, nicht auffällig schlecht. Eine Unfallhäufigkeit liegt auch nicht vor. Hier wird der Radfahrideologie des Senats ein weiteres Opfer gebracht. Kann das Geld nicht vielleicht eingesetzt werden, um die bemerkenswerten Buckelpisten (Jungmannstraße, Baron-Voght-Straße) zu sanieren? Die Bürger würden es der Verwaltung danken!

Lorenz Flemming,

Bürgerverein Flottbek Othmarschen

Strenge Lehrer in den 60ern

19. Januar: „Stress! ,Viele Schüler sind verzweifelt und erschöpft‘. Hamburgs Jugendliche zunehmend belastet“

Mein Schulbesuch war in den 60er-Jahre. Die Lehrer waren häufig streng, keine Kuschelpädagogen. Im Unterricht wurde volle Aufmerksamkeit gefordert, es gab ordentlich Hausaufgaben und Klassenarbeiten, auswendig lernen von langen Gedichten und Vokabeln. Waren wir gestresst? Nein, das Wort gab es noch nicht. Wir stellten uns den Anforderungen, es gab auch keine mediale Ablenkung. Wie soll die heutige Schülerschaft ein Studium durchhalten, im Arbeitsleben bestehen? Bei uns hieß es fordern und fördern. Ich war selbst im Schuldienst und habe erlebt, dass sich die Anforderungen an die Schülerschaft angepasst hat. Deutschland, das Land der Dichter und Denker?

Herbert Drapatz

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