Aus für Barzahlung im Bus +++ Charmante Olympia-Idee +++ Tim Walters To-do-Liste +++ Bund verzichtet auf Ansprüche gegen Scheuer.

An einem Strang ziehen

30./31. Dezember: ,„Die Hürde, sich zur AfD zu bekennen, wird immer kleiner‘. Der Ex-Grüne Boris Palmer eckt oft an. Ein Gespräch über die Lage der Nation, Thomas Gottschalk und Luisa Neubauer“

Vielen Dank, Herr Iken, für dieses erhellende Interview mit dem Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer. Es ist schön zu lesen, dass es fähige Menschen in leitenden Positionen gibt, die komplexe Zusammenhänge so gut durchschauen und sich nicht von momentan angesagten Meinungstrends korrigieren lassen. Anders herum ist es traurig, dass Herr Palmer bei den Grünen ausgetreten ist. Für die Grünen ist dies ein herber Verlust und gewissermaßen ein Armutszeugnis. Es zeigt, dass etwas in unserem Lande – und nicht nur bei den Grünen – mit unserer Diskussionskultur schief läuft. Man sollte aber vielleicht Aussagen von Luisa Neubauer und Greta Thunberg nicht auf die Goldwaage legen. Sie sind einfach noch zu jung, um wirklich komplexe politische Zusammenhänge zu durchblicken. Wirklich schlimm und direkt schädlich ist es allerdings, wenn ihre öffentlichen Äußerungen den Klimaschutz in eine politische Ecke drängen, als wenn das Privileg sich zu engagieren ausschließlich einer politischen Richtung zukommt oder überhaupt mit Parteipolitik vermischt wird. Nur wenn alle politischen Kräfte an einem Strang ziehen, können effektive und ökologisch sinnvolle Maßnahmen zum Schutz unseres Klimas und damit zum Nutzen aller Bürger funktionieren.

Dr. Michael George

Marginaler Zeitgewinn

30./31. Dezember: „Aus für Barzahlung im Bus. Vom 1. Januar an nehmen die Fahrer keine Münzen und Scheine mehr an. Wie man HVV-Tickets kaufen kann und wo Ausnahmen gelten“

Eine weitere kundenunfreundliche Maßnahme des HVV, die ohne Not eingeführt wurde und viele, insbesondere ältere Menschen, Mitbürger mit Handicap, aber auch ahnungslose Touristen ausgrenzt oder zumindest in ihrem Alltagsleben behindert. Die Krönung der Unverschämtheit ist laut Artikel, den Betroffenen Schulungskurse und Beratungstermine anzubieten. Muss ein weitgehend analoger Mensch jetzt schon einen speziellen Kurs besuchen (womöglich mit Prüfung?), um sich einen Busfahrschein kaufen zu können? Einige Kunden mit Prepaid-Karte, die in Wohngebieten – entfernt von Ladestellen – wohnen, müssen unter Umständen zum Aufladen sogar Extrafahrten unternehmen. Kundenfreundlich wäre es, weiterhin alle Bezahlmöglichkeiten anzubieten. Die Gründe für diese Maßnahme sind andere als die vom HVV oder auch von Herrn Tjarks genannten. Der Busverkehr solle dadurch beschleunigt werden, hat er (oder sein Büro) mir geschrieben. Wenn angeblich wirklich nur zehn Fahrscheine pro Tag und Bus verkauft werden, kann der Zeitgewinn ja wohl nur marginal sein. Rote Ampeln, Baustellen, Staus durch Falschparker u. a. führen zu Verspätungen und nicht die Fahrgäste. Und wenn doch, dann liegt das nicht an Barzahlern, Menschen mit Rollator oder Kinderwagen, sondern an zu kleinen, bereits überfüllt ankommenden Bussen, die zu selten fahren (Linie 113 durch Mitte Altona nur alle 20 Minuten) und in die sich an den Haltestellen dann Fahrgäste rein- und rauszwängen müssen – sofern sie denn überhaupt mitgenommen werden. So gewinnt man keine neue Kunden.

Christoph Beilfuß

Noch ein Milliardengrab

30./31. Dezember: Kommentar: „Eine charmante Olympia-Idee. Kammerpräses Aust fordert Zukunftsvision ein“

Vielleicht ist es charmant, aber ist es auch klug? Die Hamburger haben die Bewerbung in einer weisen Entscheidung doch gerade vor acht Jahren abgelehnt. An den Bedingungen des IOC für eine Ausrichtung hat sich nichts geändert. Bisher ist keine Stadt bzw. Land ohne ein Milliardengrab dabei herausgekommen. Hamburg hat sich doch bereits eins mit der U5 geschaffen. Bei der letzten Bewerbung bestanden die Investitionen im Verkehrsbereich in provisorischen Verlängerungen von Bahnsteigen, dem Anmieten von zusätzlichen Bussen und einer Fertigstellung der U Bahn auf dem Grasbrook nach dem Ende der Olympischen Spiele. Meine Empfehlung lautet daher: Lasst es sein und investiert die Kapazitäten und Ressourcen in die Ertüchtigung des Bestandes und der Erweiterung.

Matthias Christen

Walters Demontage

30./31. Dezember: „Tim Walters To-do-Liste. Wie der HSV-Trainer taktisch flexibler und defensiv kompakter agieren kann und welche Aufgaben es für die Offensive gibt“

Unabhängig davon, ob der Auftrag von Boldt und Costa an Tim Walter wirklich ernst gemeint oder (mangels gangbarer Alternativen auf dem „Trainermarkt“) lediglich ein situatives Lippenbekenntnis ist, offenbart er erhebliche Verbesserungspotenziale im HSV-Management. Denn zum einen greift das Management mit seiner Anweisung an Walter, gegen dessen Spiel-Philosophie zu handeln, tief in den Aufgabenbereich des Trainers ein. Es nimmt ihn aus der Verantwortung, weil es ihn zum Erfüllungsgehilfen degradiert. Walter wird vom Trainer zum Übungsleiter und damit bei den Spielern als Führungskraft demontiert. Das demotiviert Trainer und Team! Und zum anderen offenbart der Sportvorstand mit seiner Entscheidung, dass er seine originäre Aufgabe nicht erfüllt. Denn er nimmt seine Verantwortung nicht wahr, für Walter rechtzeitig „noch erfolgversprechendere“ Alternativen bereitzuhalten. Mit diesen substanziellen Fehlern machen Boldt und Costa das Jahr 2024 nicht nur sportlich, sondern auch bezüglich der Vereinsführung zur nachhaltigen Herausforderung für die Rothosen.

Dirk Petersmeier

Negativer Beigeschmack

29. Dezember: „Bund verzichtet auf Ansprüche gegen Scheuer. Maut-Debakel kostete den Staat 243 Millionen Euro“

Finden wir den Fehler: Während der Fußballmanager Uli Hoeneß wegen Hinterziehung von 28,5 Millionen Steuern zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt wurde, kommt der ehemalige Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer, der fahrlässig, wenn nicht sogar grob fahrlässig 234 Millionen nahezu verschenkt hat, wohlgemerkt ohne nennenswerte Gegenleistung, nicht einmal vor Gericht. Es galt früher einmal: Auf hoher See und vor Gericht sind alle Menschen gleich. Die Aussage bleibt bestehen. 234 Millionen sind für immer weg. Der Verursacher öffnet den Champagner. Es bleibt ein ausgesprochen negativer Beigeschmack, wenn man erkennen muss, das bei ehemaligen Regierungsmitgliedern andere Regeln gelten. Ich schäme mich für die deutsche Justiz!

Axel Pabst

Danke, Ernst Deutsch Theater

Lesermeinung zum Silvesterabend im Ernst Deutsch Theater

Silvester ins Theater? Schon im September haben wir uns entschieden: Wir gehen ins Ernst Deutsch Theater, da läuft Cyrano de Bergerac. Und wir waren wirklich unsicher, ob das eine gute Idee ist. Das Ergebnis? Wir sind begeistert! Wir treffen kurz nach 21 Uhr dort ein, das Theater ist festlich geschmückt, die Mitarbeiter haben alle ein Lächeln im Gesicht, im Foyer läuft Livemusik. Um 22 Uhr bittet uns ein Mitarbeiter, uns weiter nach vorne zu setzen, es ist leider nicht ganz ausverkauft. Und dann beginnt das kurzweilige Stück, die Schauspieler sprühen vor Spiellust, Boris Aljinovic überragt als Cyrano. Um Viertel vor 12 ist Pause, im Foyer erwarten uns Berliner, Brezeln und guter Sekt, draußen ein Feuerwerk, von allem eher zu viel als zu wenig. Und dann geht es um halb eins weiter, aber nicht zu Ende. Auch nach dem Stück, um halb zwei, gibt es weiter Livemusik, vereinzelt tanzen einige Paare. Das ganze Erlebnis ist so toll, dass ich auf diesem Wege einmal sagen möchte: Danke, Ernst Deutsch Theater, danke, allen Kultur-Locations in Hamburg!

Ralf Greve

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