Keine gute Botschaft

22. Dezember: „Klaus von Dohnanyi fordert: Mit Putin reden und den Krieg beenden. Altbürgermeister hält Verhandlungslösung für möglich. Kämpfe gehen unvermindert weiter“

Herr von Dohnanyi fordert Verhandlungen mit Putin. Das wiederholt sich fast jeden Freitag im Abendblatt. Natürlich kann es Verhandlungslösungen geben, die aber nach Lage der Dinge einer bedingungslosen Kapitulation der Ukraine gleich kommen. Können wir das der angegriffenen Ukraine zumuten? Verhandlungsbemühungen seit der Krimkrise gab es genug. Sie endeten in dem brutalen Angriff auf das Nachbarland. Es ist schon bezeichnend, dass Herr von Dohnanyi die Ukraine, die größer als die Bundesrepublik Deutschland ist, in diesem Zusammenhang als eine ehemalige Provinz Russlands abwertet. Zynischer geht es nicht. Es ist bedenklich, dass das Abendblatt derartigen Kommentaren eines Altbürgermeisters regelmäßig das Podium gibt. Keine gute Botschaft zu den Festtagen.

Ralf Lindenberg, Hamburg

Keine Glanzleistung

Bei allem Respekt vor der Person des Herrn Klaus von Dohnanyi und seinem politischen Wirken in der Vergangenheit auf Landes- und Bundesebene: Die Erkenntnis darüber, dass die Ukraine und Israel ihre Kriege nicht auf dem Schlachtfeld beenden werden können, ist keine intellektuelle Glanzleistung. Dies wissen wir alle, die wir uns für die Weltpolitik interessieren, mit Verlaub auch so, ohne dass wir hierauf von ehemals hochrangigen Politikern oder anderen Experten hingewiesen werden müssen. Selbstverständlich kommt in jedem Krieg irgendwann der Zeitpunkt, an dem die Waffen schweigen und das Verhandeln der jeweiligen Kriegsparteien beginnt. Aber Herr von Dohnanyi geht wieder einmal weiter und rät dazu, jetzt sofort mit Putin zu reden. Das würde dann dazu führen, dass der Krieg in der Ukraine bald enden würde. Einerseits stellt sich mir die Frage, warum sich Herr von Dohnanyi nicht mit Gerhard Schröder zusammentut und schnellstmöglich, wenn auch ohne Mandat, nach Moskau reist und den Kriegsverbrecher Putin um ein Gespräch bittet. Der Friedensnobelpreis wäre beiden Personen sicher, wenn sie Putin dazu bewegen würden, den völkerrechtswidrigen Angriff auf die Ukraine zu beenden. Andererseits frage ich mich, ob sich nicht auch Herr von Dohnanyi fragt, welchen Wert eine Zusage des Herrn Putin hat, die dieser, in welcher Form und wem gegenüber auch immer, erteilt. Putin ist ein Lügner und deshalb zählt sein Wort nicht mehr das Geringste. Er schreckt vor keiner Lüge zurück, wenn dies seinen Interessen dient. Zu guter Letzt gilt: Wer will einem Land wie der Ukraine, das auf Geheiß von Putin überfallen wurde, verbieten, Mitglied des Verteidigungsbündnisses NATO zu werden? Dies gilt für alle Länder, die derzeit kein Nato-Mitglied sind.

Matthias Teichner

Autokratie schlägt Demokratie

Diese Titelstory macht mich fassungslos: Das Abendblatt schlägt sich mit den Argumenten des Amerikahassers von Dohnanyi auf die Seite des Massenmörders in Moskau, damit auch auf die Seite der AfD. Die USA seien an allem Schuld, weil sie die Ukraine in der Nato sehen wollen – das könne Putin natürlich nicht akzeptieren. Kein Wort darüber, welche russischen Großmachtfantasien der Kreml-Diktator immer wieder formuliert, keine Erwähnung darüber, welche brutalen Kriege (in Tschetschenien und die Bombardierung Aleppos in Syrien 2016) Putin führen ließ, keine Erinnerung an die Greueltaten der Russen in Butscha 2022 und ihre unaufhörlichen Drohnenangriffe auf Städte tief in der Ukraine – sie selbst werden in diesem asymmetrischen Krieg auf russischem Gebiet ja nicht behelligt, auch massive eigene Verluste sind für einen Diktator ohne Belang. Und nun lässt Matthias Iken, stellvertretender Chefredakteur, Herrn von Dohnanyi also fordern, die Ukraine solle endlich, weil der Krieg nicht so verläuft wie erhofft, klein beigeben und in dieser Phase der Schwäche mit Putin über Frieden verhandeln. Das sehen bis auf den Autokraten und Putinfreund Orban alle Regierungen in der EU anders. Zwei neue Staaten, Finnland und Schweden, wollen gar in die Nato. Die Redaktion des Abendblatts aber macht für Dohnanyis Forderung sogar die Titelseite frei. Putin wird sich die Hände reiben: Autokratie schlägt Demokratie. Geben wir wirklich unsere Freiheit so leicht her?

Harm Clüver

Frieden schaffen!

Das Gebot der Stunde kann nur sein: Frieden schaffen – ohne Waffen. Wenn nicht jetzt, wann dann?

Hannelore und Dieter Moldenhauer

Straßenmalerei ohne Sinn

22. Dezember: „Elbchaussee-Anlieger haben bis 2025 Ruhe. Erster Bauabschnitt ist früher fertig als geplant. Auf der Straße gibt es nun Piktogramme, die einzigartig in der Stadt sind“

Ich melde Zweifel an, dass bis 2025 keine weiteren Bautätigkeiten an der Elbchaussee vorgenommen werden. Beim Betrachten der neuen sogenannten „Sharrow-Piktogramme“ auf der Fahrbahnoberfläche kommen mir erhebliche Zweifel an der Verkehrssicherheit auf. Offensichtlich ist die Oberfläche im Vergleich zur restlichen Fahrbahn sehr glatt und dürfte mit einer ausgeprägten Rutschgefahr verbunden sein. Unabhängig davon erkenne ich die Sinnhaftigkeit/Erforderlichkeit/Zulässigkeit für die kostspielige „Straßenmalerei“ auf Kosten der Steuerzahler nicht.

Bodo Sedelies

11.000 Euro sind ein Klacks...

22. Dezember: „Teuerste Wohnung kostet 11.800 Euro Miete. In Hamburg gibt es Wohnungen, die pro Monat so kostspielig sind wie ein Kleinwagen“

Die Zielrichtung des Artikels kann man nicht nachvollziehen. Für Mitbürger, die wie viele Fußballer und Trainer im Monat mehr als 100.000 Euro beziehen – ob berechtigt oder nicht – wären 11.000 Euro ein „Klacks“. Gleiches gilt für einige „Künstler“ oder Internetstars. Bezahlt der Normalbürger doch anteilig rund 30 Prozent seines Gehaltes für Wohnraum. Das „Problem“ sind doch die rund 500.000, die jede Woche die Stadien füllen oder die Millionen, die die anderen Stars „füttern“.

Dirk Heubel

Beteiligte spielen Mikado

20. Dezember: „Wie geht es weiter mit dem Elbtower? Seit mehr als zwei Monaten ruhen die Arbeiten. Nun stellen sich jede Menge Fragen rund um den Wolkenkratzer“

Man hat den Eindruck, dass die Beteiligten am Elbtower offensichtlich Mikado spielen: Wer sich zuerst bewegt verliert. Dabei haben alle Beteiligten viel zu verlieren. Die Investoren Kühne und Commerz Real AG viel Geld und die Stadt viel Renommee. Es braucht also einen neuen Investor, wenn Bewegung in die Sache kommen soll. Die Stadt könnte durch ihr Rückkaufsrecht attraktive Einstiegskonditionen bieten, vorausgesetzt sie muss nicht für den Rohbau kompensieren, was juristisch wohl umstritten ist. Die Investoren Kühne und Commerz Real werden auch Zugeständnisse machen müssen. Letzen Endes hängt viel davon ab, was eigentlich ein fertiggestellter Turm aktuell wert ist. Denn nur so lässt sich berechnen, ob sich die notwendigen Investitionen für seine Fertigstellung überhaupt lohnen. In dieser Wertermittlung liegt meiner Ansicht nach das größte Problem, denn die Märkte sind noch eingefroren, es fehlt an Vergleichstransaktionen und der Tower ist halt auch etwas Einmaliges mit einem großen Investitionsvolumen. Es kann also gut sein, dass noch eine Weile Mikado gespielt werden muss, bis sich ein Investor findet, der bereit ist, zu angemessenen Konditionen den Elbtower fertigzustellen. Ob die Altinvestoren und die Stadt dabei mit einem blauen Auge davon kommen, ist heute völlig ungewiss.

Sebastian H. Lohmer

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