Immer mehr Gängelei

5. Dezember: „Eltern empört: Hamburger Kita will keinen Weihnachtsbaum aufstellen. Leitung beruft sich auf ,Religionsfreiheit‘: „Es sollen jedoch keine christlichen Feste gefeiert werden“

Warum sollen in dem christlich geprägten Land Deutschland keine christlichen Feste gefeiert werden? Wenn nicht hier, wo dann? Das Argument, dass man kein Kind und seinen Glauben ausschließen will, verfängt doch nicht. Abgesehen davon könnte man ja auch Feste anderer Glaubensrichtungen in einem angemessenen Rahmen begehen. Das würde die Vielfalt fördern und schon Kindern einen Blick auf andere Kulturen ermöglichen. Stattdessen immer mehr Bevormundung und Gängelei. Gerne unter dem Deckmäntelchen der moralischen Überlegenheit. Auch das trägt dazu bei, dass die Akzeptanz der Demokratie schwindet. Das Erstarken der populistischen Parteien, die derartige Ereignisse ja gerne aufgreifen, schadet letztendlich uns allen.

Caroline Böttcher

Ich vermisse die Toleranz

5. Dezember: Kommentar: „Identitärer Irrsinn. Ein Weihnachtsbaum ist nicht rassistisch“

Von ganzem Herzen stimme ich den Aussagen des Autors zu. Es gibt in Europa wunderbare, über Jahrhunderte gewachsene „Kulturen“, quasi die „DNA“ eines Volkes, einer Region oder eines ganzen Landes. Das beinhaltet Traditionen, Werte, Literatur, Strukturen für die Menschen, die dort leben. Sie wachsen damit auf und wissen sie oft zu schätzen und zu lieben. Es vereint, verbindet und ist ein wichtiger Bestandteil einer Gemeinschaft. Dies nun im Rahmen der Globalisierung und steigender Migrationswellen flächendeckend kritiklos abzuschaffen, zu verleugnen oder zu ersetzen, sehe ich zumindest als sehr fragwürdig an. Wer ist der oberste Richter und Bestimmer? Die Medien, die religiösen Lobbyisten, der Zeitgeist oder der gesunde Menschenverstand? Im Zeitalter der „Aufklärung“ durch das Internet möchte ich sensibel und aufgeklärt selbst entscheiden dürfen, welches Märchen ich meinen Enkeln vorlese… und zweifelhafte und rassistische Begriffe selbst verantwortungsvoll ersetzen. Soviel Freiheit muss sein. Ich besuche z.B. in meinem Land die Weihnachtsmärkte. Sie sind Teil meiner Kultur. Wer sich daran stört, der hat in unserem Lande die Freiheit fernzubleiben und kann Feiern seiner Kultur oder Religion beiwohnen. Ich freue mich über all die schönen Bräuche, die andere Kulturen, Religionen pflegen und maße mir nicht an, dies ändern zu wollen. Ich vermisse die Toleranz. Und, last but not least, ich lasse mich nicht in die rechte Ecke stellen, nur weil ich gewisse Änderungswünsche ablehne bzw. als kritikwürdig ansehe.

Fred Thiessen, Jesteburg

Führerschein-TÜV für alle

5. Dezember: „Führerschein-Zwangstest für Senioren gekippt. Zwölf Pilotstandorte werden voll ausgestattet“

Ich verstehe die Aufregung nicht. Eine Art Führerschein-TÜV fände ich super. Es sollte grundsätzlich alle fünf Jahre ein zwingender Seh-, Hör-, Reaktions- und Fahrtest (an einem Simulator) gefordert werden. Und zwar für alle (!), die ein Kraftfahrzeug lenken wollen. Berufskraftfahrerinnen und -kraftfahrer kennen das schon. Sie müssen regelmäßig nachweisen, dass sie fahrtauglich sind. Tun sie das nicht, ist der Lappen weg…

Achim Bothmann

Viele verpasste Chancen

5. Dezember: „Wie Schulen ins Digitalzeitalter starten sollen“

Wir schreiben das Jahr 2023, und die Hamburger Schulen starten die Digitalisierung. Wenn es nicht so traurig wäre, müsste man lauthals lachen. Was haben bloß die Kultusminister der Bundesländer die letzten 25 Jahre besprochen und bewegt? Es ist schon bewundernswert, für eine derartige Nicht-Leistung auch noch zu posieren. Kein Wort des Bedauerns oder eine Entschuldigung für den späten Start mit den vielen verpassten Chancen für die Schüler. Seit wann mag Herr Rabe wohl ein Smartphone und eine E-Mail-Adresse haben?

Frank Hassler

Fatale Folgen für den Ernstfall?

4. Dezember: „Rettungsdienst: Krisensitzung nach Falck-Aus. Können Hilfsdienste den abservierten Anbieter nicht kompensieren? Mögliche Folgen, welche Stadtteile betroffen sind“

Die Notfallrettung mit speziell ausgerüsteten Fahrzeugen ist ein lukratives Geschäft. Da wundert es nicht, dass die Innenbehörde dieses Geschäftsfeld der Feuerwehr und den Hilfsorganisationen wie dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) vorbehalten möchte. Für den privaten Anbieter Falck ist kein Platz mehr. Dieser neue Zuschnitt des Angebotsmarktes wurde von langer Hand vorbereitet und soll jetzt in die Tat umgesetzt werden. Dabei wird das Pferd von hinten aufgezäumt, weil versäumt wurde, zunächst die Bedarfslage anhand der Einsatzzahlen für Notfallrettungsfahrten zu prüfen. Stattdessen stellt die Genehmigungsbehörde ihre Eigeninteressen in den Vordergrund. Für den Ernstfall kann dies fatale Folgen haben. Was, wenn kein Rettungswagen verfügbar ist, weil die Kapazitäten erschöpft sind? Aus Sicht des Bürgers dieser Stadt appelliere ich an die Innenbehörde, ihre Entscheidung noch einmal zu überdenken und die Notfallrettung in Hamburg so aufzustellen, dass es zu keinen Einsatzlücken kommt. Die Innenbehörde sollte sich den Satz „Never change a winning team“ zu eigen machen.

Günter Dorigoni

Nicht gelebte Mobilitätswende

29. November: „35 Bahnhöfe für die Mobilitätswende. Neue Linien, mehr Radwege, bessere Fußwege – und weniger Autos. Die Pläne des Senats“

Aus meiner Sicht wird die sogenannte Mobilitätswende von vielen Menschen in unserer Stadt nicht gelebt. Viele dieser neu gebauten Radwege, für mich zum Teil chaotisch und lebensgefährlich, werden von den Radfahrenden nicht angenommen. Ich bin 75 und seit 50 Jahren in Hamburg Fußgängerin, Radfahrerin, ÖPNV-und Autofahrerin. Ein Beispiel: Im Hamburger Osten ist ein Teilstück der Veloroute 7 (Schimmelmannstraße/Kühnstraße) für die über 100 gesunde Bäume gefällt wurden, Flächen versiegelt wurden, viel Steuergeld ausgegeben wurde und die auch nach Jahren nicht angenommen und kaum genutzt wird. Ein weiteres Beispiel ist die Rodigallee: In den Umbauplänen der Rodigallee, einer Hauptverkehrsstraße und Autobahnzubringer mit Pendler- und Wirtschaftsverkehr im Hamburger Osten, sind Staus vom Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) bewusst eingeplant. Auf diese Hauptverkehrsstraße werden Radfahrstreifen gebaut und auf diesen Radfahrstreifen werden Bushaltestellen eingerichtet. Bis zu acht Buslinien müssen dann im Minutentakt auf diesen Radstreifen halten oder diese kreuzen. Es gibt über 7000 Unterzeichner einer Openpetition „Rettet die Rodigallee“, die diesen Umbau so nicht wollen. Die Kosten dafür werden mit 50 Millionen Euro veranschlagt, die wahrscheinlich sehr viel höher ausfallen. Nächstes Beispiel: An der Straße „Am Neumarkt“ wurden weitere gesunde Bäume gefällt und Parkplätze vernichtet für einen angeblich sichereren Radweg/Schulweg, der direkt an einer Straße mit sehr viel Lkw-Verkehr entlang geführt wird. Die Unzufriedenheit und Sorge um die Sicherheit der radfahrenden Schulkinder dort wächst. Und aktuell werden die Brauhausstraße/Mühlenstraße/Krausestraße in Wandsbek für mich gerade in ein weiteres Radverkehrschaos verwandelt. Dort wird eine „Protected Bike Lane“ erprobt, das heißt die Radstrecke wechselt zwischen Nebenflächen und Straße. Diese Liste ließe sich endlos fortsetzen. Das ist für mich keine gelebte Mobilitätswende von Menschen in unserer Stadt, sondern eine zunehmende gelebte Unzufriedenheit über die rot-grüne Verkehrspolitik in unserer Stadt.

Ursula Schmitz

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