Es kann nur besser werden

24. Oktober: „Was Sahra Wagenknechts neue Partei will. Ex-Fraktionsvorsitzende tritt aus der Linken aus und gründet eigenen Verein“

Aus meiner Sicht ist die Abspaltung der Wagenknecht-Fraktion von der Linken eine Win-Win-Situation für die Demokratie in Deutschland. Ein Großteil der potenziellen Wähler der „Bewegung“ wird bisher AfD gewählt haben, ein weiterer Teil offensichtlich die Linke. Will heißen, die bisherigen Ränder werden dezimiert, und vielleicht die AfD halbiert (bei der Linken lässt sich nicht mehr viel halbieren). Ich sehe es schon angesichts der Fünf-Prozent-Hürde mit Freude, dass sich die extremen Parteien der Republik selbst demontieren, auch wenn ich nicht beide gleich schlimm finde. Es kann nur besser werden.

Till Neumann

Der Kulturbetrieb schweigt

24. Oktober: „,König David‘: Tragische Aktualität am Thalia Theater. Die Aufführung von Arthur Honeggers berührendem Oratorium durch den CPE Bach Chor war auch ein wichtiges politisches Zeichen“

So großartig die gestrige Aufführung des Werkes „König David“ von Honegger war – großes Lob dafür! – so auffällig war die Abwesenheit von einer vor oder nach dem Stück stattfindenden Verlautbarung zu dem Pogrom der faschistischen Hamas in Israel vor nunmehr zwei Wochen. Nach wie vor sind zahlreiche Geiseln in der Hand der Verbrecher. Die mittlerweile etwas im Wortlaut veränderte Mitteilung der Intendanz auf der Webseite ist im Vergleich zu dem dankenswerten Beistand zu Ukraine und Migration auffällig wenig. Ich schäme mich für das Schweigen des Hamburger Kulturbetriebes, welcher allenfalls halbseidene „Die-anderen-aber-auch“-Statements von sich zu geben bereit ist. Keine Israel-Fahnen an den Fassaden (die ukrainischen Nationalfarben waren kein Problem), kein Aufruf zur Solidarität (der Beistand zu den ertrunkenen Flüchtlingen war gut und prompt), kein Aufruf zu Protest gegen die Verbrechen der Judenhasser. Dabei kann sich das Thalia Theater sogar eines Diversitätsbeauftragten mit Migrationshintergrund rühmen. Vielleicht braucht es im deutschen Kulturbetrieb und intellektuellen Feuilleton auch eine Beauftragte/einen Beauftragten für Mitgefühl, Empathie und selbstverständlicher Menschlichkeit?

Hardy Koch, Hamburg

Unsere Hauptstadt heißt Berlin

23. Oktober: „,Wer gegen Israel Hass verbreitet, verwirkt sein Gastrecht‘. CDU-Vizechefin Karin Prien fordert im Abendblatt ein ,klareres Auftreten‘ gegen Antisemitismus“

Der Schutz meiner jüdischen Mitbürger ist mir wichtig, unsere Geschichte ist da Motor und Auftrag! Ich gehe sogar noch etwas weiter als Frau Prien: Wer zu uns kommt und das Wort Asyl verwendet, ist in erster Linie auch kein Gast, denn Gäste bringen dem Gastgeber Blumen mit und keinen Kaktus. Leute, die bei uns den Begriff Asyl verwenden, sind in erster Linie Bittsteller, denen wir freundlich entgegenkommen. Überbordende Forderungen und Ansprüche sind da eher kontraproduktiv und werden in der aufnehmenden Bevölkerung auch eher negativ bewertet. Unser Grundgesetz sieht das Demonstrationsrecht ganz klar ausschließlich für deutsche Staatsbürger vor. Apropos: Unsere Hauptstadt heißt Berlin und nicht Beirut und ich möchte, dass dies so bleibt.

Christiane Dornecker

Mit zweierlei Maß gemessen

21./22. Oktober: „Hamburg warnt Gewerkschaften: Tarifforderungen nicht bezahlbar. ,1,2 Milliarden Euro Mehrausgaben für die Stadt‘“

Auch wenn Senator Dressel als Verhandlungsführer der Tarifgemeinschaft Deutscher Länder sehr harte Verhandlungen mit den Gewerkschaften über deren Lohnforderungen von 10,5 Prozent oder mindestens 500 Euro mehr monatlich vorhersagt, so sollte nicht vergessen werden, dass dieses zwar bundesweit Mehrausgaben von 20,7 Milliarden bedeuten würde, aber allein Hamburg sich „mal eben“ einen Abriss eines Hamburger Denkmals (Köhlbrandbrücke) mit einem eventuellen Ersatz durch einen (Köhlbrandtunnel) mit mindestens derzeit geschätzten 5,2 Milliarden Euro Kosten leisten will! Um der Hafenwirtschaft ungebremsten Zugang zum autonom arbeitenden Containerterminal Altenwerder mit den immer größer werdenden Containerschiffen zu gewährleisten und damit nur wenigen immer größere Gewinne generieren zu lassen, ist alles möglich zu Lasten der Steuerzahler, wenn es aber um die wirklich notwendige Anpassung in der Lohn- und Einkommensstruktur derjenigen geht, die ohnehin im niedrigeren Bereich liegen, dann ist das Gejammer der Politik groß. Kapiert in der Politik eigentlich niemand, dass Wirtschaft nur dann erfolgreich funktioniert, wenn allen ein vernünftiges Einkommen und Auskommen gewährt wird? Wenn das nicht ausreichend Beachtung findet, bekommt unsere Demokratie irgendwann Risse, die nicht mehr zu kitten sind! Also Herr Dressel, weniger utopische Baumaßnahmen wie Köhlbrandtunnel oder Schwebebahn und dafür „faire“ Bezahlung vom öffentlichen Dienst, denn der hält schließlich „das Rad“ in Deutschland am Laufen!

Hans-Jürgen Vogt

Unnötiges Parkverbot

23. Oktober: „Ärger über immer mehr Parkverbote im Generalsviertel. Zahlreiche Baustellen erschweren Suche nach Stellplätzen für Autos“

Ich frage mich, wo der Sprecher des Bezirksamtes wohnt. Wenn er auch nur einen einzigen Spaziergang durch das Generalsviertel unternähme, müsste er neben den willkürlich falsch zugeschnittenen Parkzonen bemerken, dass unzählige private Baustellen zwar mit großzügig genehmigten Parkverboten über viele Monate – einschließlich der Wochenenden! – beschildert sind, dass dort aber tatsächlich nicht nur unregelmäßig, sondern gar nicht gearbeitet wird, weil der Staat auf jegliche Kontrolle verzichtet. Die zuständige Revierwache hat mir erklärt, dass dafür kein Personal vorhanden sei (fürs Aufschreiben aber schon). Wenn 2024 durch das geplante Längsparken nochmals Hunderte Parkplätze vernichtet sind, werden die Autofahrer nicht nur andere Parteien suchen, sondern auch die erschlichenen Schilder eigenhändig umdrehen oder notfalls eigene Baustellen zum Parken einrichten lassen. Einen kleinen Umbau plant doch jeder.

Helmar Maeder

Wollen wir so leben?

21./22. Oktober: „Streit um Zahl der Autos in Hamburg. Erneut wurden mehr Pkw registriert“

Sollten wir nicht alle – und nicht nur in Hamburg – vielmehr darüber diskutieren, in welcher Art Stadt wir leben wollen? Wollen wir tagein, tagaus auf Blech starren, parkendes Blech, sich im Stau durch die Stadt wälzendes Blech, lärmend vorbeirasendes Blech? Wollen wir in grauen Städten durch zugig klamm-kalte Straßenschluchten hetzen, in Graupelschauern an der Bettelampel darauf wartend, dass das nächste Auto durch die Pfütze vor uns brettert? Wollen wir Stunden im Bus sitzend in Staus verbringen, weil Individualverkehrende dessen Wege verstopfen? Wollen wir jede Fahrt mit dem Rad mit dem Gefühl antreten, diese könnte jetzt die letzte sein? Wollen wir von Montag bis Freitag in seelenlosen Städten schlicht existieren und sehnsüchtig auf die Fahrt auf’s Land am Wochenende warten? Wollen wir unsere Kinder an der Leine (sorry: Kapuze) zum Spielplatz ausführen, dort sicher verstaut hinter Maschendraht, damit sie nicht das nächste Opfer des Straßenverkehrs werden? Sicher, Hass ist immer ein schlechter Ratgeber, aber ob es so viel besser ist toten Gegenständen gegenüber „Wohnräumen“ und „Spielplätzen“ einen höheren Rang einzuräumen, wie CDU-Verkehrspolitiker Richard Seelmaecker es tut, erscheint mir denn doch anzweifelbar.

Hermann Thomsen

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