Christlich ist das nicht

6. Oktober: „Kot, Blut und Spritzen im Weltkulturerbe – „uns reicht es“. Mieter und Gewerbetreibende beschreiben dramatische Situation im Kontorhausviertel. Zwei Bewohner griffen schon zur Selbstjustiz“

Mir tun die Anwohner im Kontorhausviertel sehr leid. Allein gelassen von Politik, Polizei und Caritas. Dann muss man sich noch den blöden Spruch anhören, wer in einer Großstadt lebt, muss das tolerieren. Wieso gelten die Regeln in Hamburg eigentlich nicht für osteuropäische Trinkergruppen. Warum werden diese Männer nicht konsequent zurück in ihre Heimat geschickt. Ich verstehe das jedenfalls nicht. Der wohnungslose Holländer bringt es auf den Punkt: „In Holland wurde ich überall verscheucht, hier werde ich in Ruhe gelassen.“ Die Ruhe der Anwohner ist der Caritas, die den Treffpunkt betreibt, egal. Christlich ist das nicht.

Peter Meyer

Das ist aus der Zeit gefallen

6. Oktober: „Als Rentner arbeiten – so hoch sind die Abzüge. Viele Hamburger verdienen im offiziellen Ruhestand etwas dazu. Was sie beachten sollten“

Schön, dass Sie das Thema Zuverdienst für Rentner aufgegriffen, die Bedingungen dafür recherchiert und in einem Artikel erläutert haben. Sie kommen darin zu dem folgerichtigen Schluss, dass es sich als Rentner finanziell schlicht nicht lohnt, mehr als einen Minijob anzunehmen. Das ist nicht nur völlig aus der Zeit gefallen, weil es schädlich für unsere gesamte Wirtschaft ist, sondern in Zeiten des gravierenden Fachkräftemangels diesen Mangel noch verstärkt. Ich möchte Sie noch auf ein andere aufmerksam machen: Als Witwe darf man lediglich 992,64 Euro pro Jahr (!) hinzuverdienen. Kommt man über diesen Betrag, wird die Witwenrente anteilig gekürzt. Mein Mann erlag vor eineinhalb Jahren mit 63 Jahren dem plötzlichen Herztod, kommt also selber nicht in den Genuss seiner eigenen Rente. Nicht nur, dass ich monatelang auf die Berechnung und Auszahlung der Witwenrente warten musste, ich durfte mir noch von einem Mitarbeiter der Rentenversicherung anhören: die Witwenrente ist „ein Geschenk des Staates“ und wenn ich mir etwas dazu verdienen möchte, sei es doch selbstverständlich, dass diese dann gekürzt wird. Ich kann als Witwe also nicht einmal einen 520 Euro Job annehmen, in welchem ich mein Wissen und meine Arbeitskraft der Allgemeinheit zugute kommen lassen kann, bin zur Untätigkeit verdammt und muss im schlimmsten Fall Leistungen wie Wohngeld oder Bürgergeld in Anspruch nehmen. Wie kurz gedacht ist das denn?!?

Birgit Knoblauch, Geesthacht

Persönliche Bereicherung

5. Oktober: „Masken-Prozess: Tandler streitet Betrug ab“

Welche Leistung hat die Dame erbracht, die eine Provision von 48 Millionen Euro wert ist. Sie hat doch die Verbindungen ihres Vaters genutzt. Eine Epidemie zur persönlichen Bereicherung zu nutzen ist sehr schändlich, früher nannte man es Kriegsgewinnler. Dann noch mit der Steuer zu tricksen und dazu noch die Unwissende zu spielen hat Tradition in den christlichen Parteien. Hoffentlich schicken die Richter die Dame und ihre Helfer, genauso wie Hoeneß, lange ins Gefängnis .

Herbert Drapatz

Hemmungslose Bereicherung

Wie kann es sein, dass Frau Tandler nur über das Vehikel der Steuerhinterziehung der Prozess gemacht werden kann, als wären 48 Millionen Euro Provision für ein paar Telefonate, welche mittelbar aus Steuergeldern bestritten wurden, die normalste Sache der Welt. Wo bleibt der Aufschrei der Bürger, die für diese Summe mehrere Hundert Jahre arbeiten müssten, oder bleibt dieser aus, weil diese Zahlen einfach außerhalb jeglicher Vorstellungskraft liegen? Der ganze Vorgang, hätte, inklusiv aller beteiligten Akteure, viel intensiver untersucht werden müssen. Man fühlt sich doch stark an die Jahre nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion erinnert, in denen sich die Oligarchen im Rahmen der Vetternwirtschaft hemmungslos bereichern konnten.

Axel Wiechmann

Lärmschutz im Wald oder was?

2./3.. Oktober: „Hamburg will deutlich mehr Tempo 30 auf größeren Straßen schaffen. Geplante Reform des Straßenverkehrsgesetzes macht es möglich. Auch Zahl der Blitzer soll steigen“

Der Senat lässt verkünden, dass erheblich mehr und erweiterte Tempo-30-Zonen geschaffen werden sollen. Es bleibt offen, ob dies geschieht für erhöhte Verkehrssicherheit, die Rettung des Weltklimas oder für die lokale Umwelt in Hamburg? So sollen auch zwei weniger als 500 Meter auseinander liegende 30er-Zonen zu einer einzigen zusammengefasst werden. Dieses Prinzip hört sich moderat an. In Wirklichkeit ist es heiße Luft oder surreal - je nach Betrachtungsweise. Im Einzelfall sieht die Wirklichkeit ganz anders aus als propagiert. So wurde jüngst die bisher mit Tempo 50 befahrbare im Wald verlaufende Straße Saseler Weg/Volksdorfer Weg zwischen den bewährten Tempo-30-Zonen vor der Schule an den Teichwiesen und dem Recyclinghof kurzerhand auf 1000 Meter von Tempo 50 auf Tempo 30 umdeklariert. Der Bürger fragt nach dem Ziel solchen Handelns - Lärmschutz im Wald oder was?

Jens Petersen

Nicht zu organisieren

6. Oktober: „Streit um Asylleistungen spitzt sich zu. Kleidung und Lebensmittel statt Bargeld: Zieht Deutschland so weniger Flüchtlinge an?“

Beides ist nicht zu organisieren bei der Menge der Migranten im Land. Es hilft nur eine Kürzung der Leistungen. Notfalls müssen die Gesetze geändert werden. Auf eine europäische Lösung zu warten ist nicht sinnvoll, da von der EU nichts zu erwarten ist.

Frank Koschnick, Norderstedt

Europas Unterstützung bröckelt

6. Oktober: „Dohnanyi am Freitag: USA entscheiden über den Krieg. Heute über die Folgen für die Ukraine“

Anfang des Jahres hatte sich der renommierte Philosoph Jürgen Habermas ähnlich geäußert, bzw. dass die Unterstützer-Staaten den Kriegsverlauf (mit-) bestimmen. Zudem betonte Habermas in dem Zusammenhang auch noch mal deren besondere Verantwortung. Es ging Habermas um den vorbeugenden Charakter rechtzeitiger Verhandlungen um dadurch einen langen Krieg, der noch mehr Menschenleben und Zerstörung fordere, zu verhindern. Dohnanyi weist auf die Äußerung Selenskyjs hin, dass ein Nachlassen der westlichen Unterstützung, „der Augenblick für eine Änderung von Kiews Politik“ sei. Dieser Augenblick scheint nun gekommen zu sein. Es ist ja nicht so, dass nur die republikanischen Wähler in den USA mehrheitlich gegen weitere Hilfen für die Ukraine sind. Mittlerweile gibt es dafür bereits in der Gesamtbevölkerung eine Mehrheit (ca. 60 Prozent). Und diese tendenziell steigende Haltung wird auch Präsident Biden, nebst seiner Demokratischen Partei, in den in wenigen Monaten beginnenden Vorwahlen nicht ignorieren können. Zudem bröckelt auch zunehmend in Europa die bedingungslose Unterstützung (siehe Polen, Ungarn, Slowakei). Es ist somit auch die Mitverantwortung bisheriger Unterstützer, den Zeitpunkt von noch potenziell annehmbaren und erreichbaren Verhandlungsergebnissen für die Ukraine, nicht verstreichen zu lassen. Vielleicht könnten die Verhandlungsbemühungen in Istanbul kurz nach Beginn des Krieges ein Ansatzpunkt sein. Damals umfasste der Entwurf der Ukraine u.a. einen Waffenstillstand, den Abzug russischer Truppen hinter die Linien vom 23.02.2022 sowie den Verzicht auf eine NATO-Mitgliedschaft. Was wäre die Alternative zu zeitnahen Verhandlungen bei der gegenwärtigen Entwicklung?

Reiner Gorning

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