Ein Tunnel für den ICE

27. September: „Eigener Bahnhof für den Dom und St. Pauli? Senat und Bahn legen sich auf zwei mögliche Trassen für neuen S-Bahn-Tunnel vom Hauptbahnhof nach Altona fest“

Die Verbindungsbahn für die S-Bahn und den Regionalverkehr auf dem Bahndamm über die Lombardsbrücke und Alster ist ein wesentliches Identitätsmerkmal der Hamburger Geschichte und der Hamburger Gesellschaft, so wie der Michel und die Wallanlagen, aber auch die lebendigen Quartiere der Schanze und des Universitätsviertels, auf die man von der Verbindungsbahn blickt. Die Verbindungsbahn sollte man unter Denkmalschutz stellen und auch keine trennenden Lärmschutzwände bauen, die man bei einer IC/ICE-Schnellstrecke rechtlich zwingend bräuchte. Ein zusätzlicher Tunnel ist denkbar für IC/ICE-Züge durch Hamburg, die ja vor allem durch den Deutschlandtakt beschleunigt werden sollen. Ein solcher Tunnel braucht nur zwei Stationen Altona-Nord und Hauptbahnhof und ist deshalb einfacher, schneller und billiger zu bauen als ein S-Bahntunnel. Ich finde: Die Erhaltung der Verbindungsbahn für den Stadtverkehr ist ein gutes Thema für eine Volksabstimmung.

Michael Rothschuh

Nicht richtig durchdacht

Deutsche Bahn und Senat bejubeln zwei mögliche S-Bahnhöfe im Rahmen des Baus des Verbindungsbahnentlastungstunnels (VET) an der Feldstraße und an der Max-Brauer-Allee als „eigene Bahnhöfe für den Dom und St. Pauli“. Nett und passend zur Eventkulturpolitik in Hamburg: Da werden für zwei Orte, die an wenigen Tagen im Jahr bespielt werden, Milliarden teure S-Bahnhöfe geplant, und im Gegenzug werden dafür zwei S-Bahnstationen, die täglich von Tausenden von Pendlern und Fahrgästen genutzt werden (Sternschanze und Holstenstraße), stillgelegt. Geht’s noch? Das ganze Zehn-Milliarden-Projekt VET, von dem Hamburg voraussichtlich 2,5 Milliarden selbst berappen darf, scheint nicht richtig durchdacht zu sein. Deutsche Bahn und Senat verbannen die S-Bahn-Fahrgäste und die ansonsten von Hamburg doch so gerne gehätschelten Touristen in den Keller mit Stationen, die 35 Meter unter der Erdoberfläche liegen. Barrierefreiheit im Zeichen einer älter werdenden Gesellschaft sieht anders aus. Auch wird der Hauptbahnhof für zehn Jahre eine gigantische Großbaustelle, ein Zugang vom Hachmannplatz wird nicht möglich sein. Kostengünstigere Varianten zur Steigerung der Leistungsfähigkeit des Bahnverkehrs, die mit weniger Beeinträchtigungen für die Fahrgäste und den Wirtschaftsstandort Hamburg verbunden sind, sollten vorher sorgfältig untersucht werden. Zehn Milliarden Euro Steuergelder für ein Projekt, das voraussichtlich nicht vor 2045 fertig sein wird und allein für den darin verbauten Stahl und Beton 1,5 Millionen Tonnen CO2 produziert, sind wahrlich kein sinnvoller Beitrag zum Schutze unseres Klimas.

Jutta Wallmann

Gebühr für Wohnmobile

27. September: „Oh Hajo Schumacher, oh ihr Autobesitzer… Eine Replik von Kunsthallen-Direktor Alexander Klar auf die Seite-1-Kolumne unserer Wochenendausgabe“

Ich wohne in der 1994/95 gebauten Öko-Siedlung Karlshöhe, in der bei der Planung in einem Teil der Siedlung autofreies Leben nicht nur gewünscht, sondern auch geplant war. Die Solardächer – damals als Musterbeispiele fortschrittlicher Technologie gebaut – mussten inzwischen entfernt werden, weil die Rohre nicht richtig dimensioniert und inzwischen verrostet waren. Insbesondere in der Corona-Zeit haben sich etliche Bewohner ein (teilweise) drittes Auto zugelegt. Inzwischen verschwinden die relativ bescheidenen Reihenhäuser hinter Wohnmobilen, die Lastautos gleichen. Es gibt Städte in Deutschland, in denen Besitzer solcher Fahrzeuge eine Parkplatzgebühr von 450 Euro jährlich entrichten müssen. Ich würde mir wünschen, dass die stetig wachsende Anzahl von Wohnmobilen über eine Parkplatzgebühr hinaus von der Stadt/Verkehrsplanung durch rasch wachsende Hecken eingefriedet würden.

Claudia Schrader

Maßnahmen kommen zu spät

26. September: „Das tut die Regierung gegen die Wohnungskrise. Die Ampel will den Neubau mit mehr Geld und weniger Klimaschutz ankurbeln“

Die Maßnahmen der Regierung sind zu spät und nicht zielführend. Schon nach der Bundestagswahl 2021 zeichnete sich eine Baukrise ab. Leider war es den Parteien viel wichtiger, ihre eigenen Ziele durchsetzen und sie schlugen alle Warnungen in den Wind. Spätestens 2022, nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine und der Energiekrise, hätte die Politik den Ernst der Lage erkennen müssen. Leider blieb die Parteipolitik vorrangig. Realitätsverweigerung mit amateurhaften Handeln ließen diesen ungebremsten Einbruch im Wohnungsbau zu. Jetzt versucht man mit Maßnahmen gegenzusteuern, die vielleicht vor zwei Jahren hilfreich gewesen wären. Man könnte es mit einem Segelschiff auf hoher See in einer Flaute vergleichen. Als Gegenmaßnahme befiehlt der Kapitän der Mannschaft hinter den Segeln Aufstellung zu nehmen und kräftig in die Segel zu blasen. Vor dem Auslaufen hatte der Kapitän das Auftanken für den Motor verboten. Ein CO2-Ausstoß sollte vermieden werden. Warnungen der Offiziere vor einer Flaute lächelte der Kapitän kamerawirksam weg.

Fred Bonkowski

Die Bürger einbinden

26. September: „Experte: AfD hat es in Städten schwerer“

So nachvollziehbar der Artikel und die Expertenmeinung ist und auch nach meinen Beobachtungen zutreffend sein dürfte, wird immer mehr vergessen, dass der Grund für mindestens die Hälfte der AfD-Wähler diese Partei zu wählen ist, dass der Einzelne sich nicht mehr von der Politik, von den Parteien, vom Staat vertreten fühlt. Die beste Politik gegen die AfD ist eine gute Politik, die an den Bedürfnissen der Bürger orientiert ist sowie die Bürger mehr demokratisch einbindet – angefangen bei der Reduzierung der Abgeordneten, bei Anwesenheitspflicht und bei vielen Organisationsfragen über die Migrations-, Steuer- und Wirtschaftspolitik.

Manfred Stöckling

Wann kehrt Ruhe ein?

26. September: „Osterstraße wird erneut aufgerissen. Vor wenigen Jahren wurde die Einkaufsmeile umgebaut. Nun wird wieder gebuddelt“

Schon der erste Umbau vor wenigen Jahren hat Nerven gekostet und Umsatzeinbußen von mehr als 30 Prozent pro Tag mit sich gebracht. Der Wegfall der Parkplätze belastet die Geschäfte dauerhaft. Es ist ein Irrglaube, das ein Geschäft nur von fuß- bzw. fahrradläufigen Anwohnern gut leben kann – auch in Eimsbüttel nicht. Die Coronakrise, den Ukrainekrieg mitsamt der Folgen wie Inflation und Energiekrise knapp überstanden, pusteten wir im März tief durch. Es ging aufwärts, die Kundenzahlen stiegen, bis die nächsten Baustellen rings um die Osterstraße wegen Fernwärmeleitungen, in der Osterstraße durch Abriss und Neubau von Häusern und Ecke Schwenckestraße wieder wegen der Fernwärme eingerichtet wurden. Inklusive des Wegfalls weiterer Parkzonen kostet uns dies erneut jeden Tag Kunden. Gerade wurden die Baustellenziele von Mitte September auf Ende November verschoben und krachen somit schon ins Weihnachtsgeschäft. Wie soll ein kleines Geschäft, das durch die letzten Jahre statt Rücklagen nur noch Verbindlichkeiten hat, eine weitere Großbaustelle über mehrere Jahre verkraften? Soll die Osterstraße als lebendige Einkaufsstraße erhalten bleiben, müsste endlich Ruhe einkehren, aber das ist wohl nicht gewollt. Sonst würde man schauen, wo man noch ansetzen könnte, bevor man eine Acht-Millionen-Investition nach so kurzer Zeit wieder aufreißt.

Alexandra Schlömer

Hamburger Schreibwarenkontor

Schreiben Sie uns gerne an oder per Post an das Hamburger Abendblatt, 20445 Hamburg
Von den vielen Leserbriefen, die uns erreichen, können wir nur einen kleinen Teil veröffentlichen. Teilweise müssen wir kürzen, um möglichst viele Meinungen zu veröffentlichen. Mit Ihrer Einsendung erlauben Sie uns, alle Inhalte und Ihre Kontaktdaten an die zuständigen Redakteurinnen/Redakteure und/oder an externe Autorinnen/Autoren weiterzuleiten. Sollte eine Weiterleitung Ihrer Kontaktdaten und ein Dialog mit uns nicht gewünscht sein, bitten wir um Mitteilung. Einsendungen werden sowohl in der gedruckten Ausgabe sowie den digitalen Medien vom Abendblatt veröffentlicht und geben ausschließlich die Meinung der Einsender wieder. Veröffentlichte Leserbriefe finden Sie auch auf abendblatt.de/leserbriefe.