Visionärer Vollblutunternehmer

6. September: „Millionenplan – wie Klaus-Michael Kühne den Hafen retten will. Logistik-Unternehmer Klaus-Michael Kühne schlägt Alarm: Dem Hafen droht der Abstieg. Deshalb will er nun Hunderte Millionen investieren“

Man weiß gar nicht, was man mehr bewundern soll: Die visionäre Kraft dieses 86 Jahre alten Vollblutunternehmers oder das unfassbare Beharrungsvermögen aller am Hamburger Hafen beteiligten Verantwortlichen aus Politik und Wirtschaft. Kühne sieht den bestehenden Existenzkampf zwischen Hamburg und Rotterdam/Antwerpen als verloren an, wenn weiterhin keine Bereitschaft für tiefgreifende Veränderungen besteht. Geradezu zwingend ist der seit Jahren geforderte Zusammenschluss der deutschen Seehäfen: Wilhelmshaven mit seinem bereits existierenden Tiefwasserhafen für allergrößte Containerschiffe erledigt somit das, was Hamburg rein technisch (Elbe- Tiefgang!) längst nicht mehr kann. Rotterdam und Antwerpen haben in den vergangenen zwei Jahrzehnten ihre Abfertigungsabläufe automatisiert, Hamburg hingegen personalisiert. Wenn es stimmt, dass in Hamburg die Abfertigung eines Containers 20 bis 40 Prozent teurer im Vergleich zu den beiden europäischen Wettbewerbern ist, braucht man den fortwährenden Rückgang des Containerumschlags in Hamburg nicht mehr zu bejammern. Setzt sich das Beharrungsvermögen der verantwortlichen traditionsbesessenen Bremser und Quersteller weiter fort, kann man fast schon vorhersagen, wann aus dem ehemaligen ‚Tor zur Welt‘ ein Museumshafen wird. Es lebe die Tradition!

Michael Deil, Bargteheide

Blauäugig und arrogant

Mit Spannung haben wir den Bericht, beziehungsweise das Gespräch mit Herrn Kühne gelesen. Der Hamburger Senat bekommt hier ein geradezu perfektes Angebot unterbreitet und besitzt die unglaubliche Blauäugigkeit und Arroganz, dieses abzulehnen. Man möchte weiterhin sein eigenes Ding machen. In Wilhelmshaven ist der Tiefseecontainerhafen extra für solche Schiffe mit diesem Tiefgang angelegt worden. Das ständig weitere Ausbaggern der Elbe kostet den Hamburger Steuerzahler jedes Jahr ein erhebliches mehr an Millionenbeträgen. Dieses Geld könnte man sinnvoll in Klimamaßnahmen stecken und damit wirklich etwas erreichen. Das wäre doch fein. Ich bin in der Wesermarsch geboren und aufgewachsen, mit dem Deich vorm Küchenfenster. Unsere Eltern, damals schon von Sturmfluten geplagt, haben uns Kinder einen Satz mit auf den Weg gegeben, dieser lautete: Die Natur, aber ganz besonders das Wasser, sucht sich immer seinen ursprünglichen Weg zurück! Das heißt für den Hamburger Hafen nichts anderes, als dass das ständige Ausbaggern die Schlickmengen nur weiter vergrößern wird. Man kann nicht gegen die Natur arbeiten! Aber vielleicht muss der Senat erstmal mit der Nase im Schlick stecken, um das endlich zu begreifen. Man wünscht sich Politiker mit Verstand und dem Blick weiter über den eigenen Tellerrand!

Maren und Jens-Uwe Schmidt, Marxen

Wilhelmshaven ist die Lösung

Ob der Hafen durch die HHLA schlecht gemanagt wird, ist sicher für den normalen Bürger schwer zu durchschauen. Wenn aber die Aktien eines Unternehmens von einst 53 Euro nur noch 10 Euro wert sind, hat das eine gewisse Aussagekraft. Herr Kühne hat doch mehrfach bewiesen, dass er Unternehmen erfolgreich und auch gewinnbringend führen kann. Außerdem war stets sichtbar, dass ihm das Wohl seiner Heimatstadt sehr am Herzen liegt. Und einem 86-jährigen mit einem zum Bersten gefüllten Bankkonto darf man getrost unterstellen, dass es sich bei dem beabsichtigten Deal nicht um Gewinnmaximierung geht. Mir erklärt sich nicht, warum der Hamburger Senat kategorisch einen Verkauf oder auch nur eine Mehrheitsbeteiligung, ablehnt. Herr Kühne sieht folgerichtig, dass die deutschen Häfen immer mehr hinter Rotterdam und Antwerpen zurückfallen. Um dem zu begegnen, ist ein Zusammengehen mit Wilhelmshaven unvermeidlich. Dort die großen Pötte und in Hamburg halt eine Nummer kleiner. Das würde in der Folge auch bedeuten, dass nicht ständig umweltbelastend die Fahrrinne der Elbe ausgebaggert werden müsste und der ewige Streit mit unseren politischen Nachbarn in Sachen Verklappung ad acta gelegt werden könnte. Wilhelmshaven ist als Port keine Konkurrenz, lieber Senat, sondern die Lösung! Auch das wird aus dem Statement von Herrn Kühne deutlich. Und ganz verwegen gedacht: Vielleicht könnte dann auch wieder die Diskussion über einen Zusammenschluss der norddeutschen Bundesländer Aufwind bekommen.

Achim Wenske

Verkennung der Realität

Herr Kühne investiert für Herrn Kühne. Und wenn er uns Anderes erzählen will, dann sollte man ihm das nicht glauben. Der springende Punkt dabei ist allerdings: das macht er sehr erfolgreich! Der Hamburger Senat dagegen würgt den Hafen seit Jahren regelrecht mutwillig ab. So schlecht, wie die rot-grüne Regierung mit diesem Herzstück der Hamburger Wirtschaft umgeht, ist in den über 1000 Jahren Hamburger Geschichte noch keiner mit den eigenen Kronjuwelen umgegangen (vielleicht mit Ausnahme der Wikinger, als sie die Hammaburg und den dazugehörigen Hafen schleiften). Dass die Grünen finden, der Hafen wäre bei der Stadt aktuell in guten Händen, spricht Bände über deren totale Verkennung der Realität. Selbst wenn also Herr Kühne im eigenen Interesse investiert: schlechter als dieser Senat kann er es gar nicht machen!

Dr. Philip Düwel

Nicht ganz Bayern tickt so

7. September: „30 Klima-Aktivisten sitzen in bayerischen Gefängnissen. Gesetze im Freistaat erlauben langen Präventivgewahrsam – die Polizei nutzt das, um Proteste gegen Automesse IAA zu unterbinden“

Der Präventivgewahrsam ist ein Skandal an sich. Ich war überrascht, dass es so etwas gibt. Ich habe allerdings auch noch nie gehört, dass dieses Mittel gegen anerkannte Rechtsextreme, Neonazis und Reichsbürger, die ja unsere Demokratie teilweise ganz offen ablehnen, eingesetzt wird. Zum Glück tickt nicht ganz Bayern so. Ich hoffe die anstehenden Wahlen werden uns ein anderes Bayern zeigen.

Jutta Kodrzynski

Es geht ums eigene Überleben

2. September: „Nationalpark Ostsee – ein Minister unter Druck. Tobias Goldschmidt verantwortet in Schleswig-Holstein die Umweltpolitik. Er wirbt für besseren Schutz der Meere. Die Anfeindungen sind groß“

Hochachtung vor Tobias Goldschmidt! Er hat sich einer Aufgabe verschrieben, für die er immer wieder Gegenwind und Widerstand erfahren wird. Obwohl ja nun wirklich jeder weiß, wie es um die Meere steht und damit auch um die Ostsee, fällt es den Menschen so unendlich schwer, sich einzugestehen, dass wir unsere Bequemlichkeit und unseren gewohnten Luxus nicht mehr ewig werden halten können. Ob nun im Tourismus, in der Fischerei oder in der Landwirtschaft, es geht halt immer nur darum, Profite zu machen. Die Angst vor Wohlstandsverlust und Verzicht ist da groß, wenn jemand aus der Ostsee einen Nationalpark machen möchte, der eben Einschränkungen und eine gewisse Unfreiheit mit sich bringt. Mich macht das alles sehr traurig, zeigt es doch mal wieder, dass die Menschen tatsächlich immer noch nicht verstanden haben, um was es geht, nämlich eigentlich nicht nur um den Erhalt unseres Ökosystems, sondern um unser eigenes Überleben. Der Leidensdruck ist noch längst nicht hoch genug. Wird er aber irgendwann sein für unsere Kinder und Enkelkinder. Aber - so what - Hauptsache, ich selbst kann erstmal so bequem weiterleben wie ich will. Viel Glück und Nervenstärke an Tobias Goldschmidt, geben Sie nicht auf!

Stephanie Haddenga

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