Widersprüchliche Politik

4. September: „Altona: Politik will Bau von Veloroute stoppen. Luruper Bürger wehren sich gegen Baumfällungen für eine Fahrradstraße – und machen erfolgreich Druck“

Es ist kaum zu verstehen: Auf der einen Seite sollen die Bürger die finanziellen Belastungen durch neue Auflagen im Klimaschutz tragen, auf der anderen Seite soll alter Baumbestand zugunsten von Velorouten vernichtet werden. Die Grünen sollten sich doch einmal zusammensetzen und diesen Irrsinn stoppen. Vor allem Tschentscher sollte Tjarks, dem Fahrradsenator, Grenzen setzen. Ich hoffe, die Grünen bekommen bei den nächsten Wahlen die Quittung für ihre widersprüchliche Politik.

Dietlind Thiessen

Übertriebene Reaktion?

1. September: „Sportplatz: Ein Kuss bringt die halbe Welt in Wallung. Der Fall Rubiales ist ein Lehrstück über mediale Dynamik in einer vernetzten Welt – und über Vorverurteilungen“

In Russland legen die Menschen Blumen nieder und zünden Kerzen an, aus Trauer um Prigoschin, dem Spezialisten für opferreiche und blutige Spezialaufträge jenseits der Legalität. Und auch dessen Auftraggeber im Kreml hat in Deutschland durchaus noch seine Fans. In den USA bejubeln die Menschen Donald Trump und spenden Millionenbeträge für seinen Wahlkampf, obwohl er im Rechtsstaat USA angeklagt ist, unter anderem wegen versuchter Wahlmanipulation und Schweigegeldzahlung an eine Pornodarstellerin. Es wird berichtet, dass er vor einigen Jahren einmal gesagt haben soll, seine Anhänger würden ihn selbst dann noch wählen, wenn er auf offener Straße jemanden erschießen würde. In Internationalen Sportorganisationen diskutiert man darüber, ob die Sportler einer Nation, die zurzeit einen Angriffskrieg gegen einen ihrer Nachbarn führt, und die dabei auch schwere Kriegsverbrechen begangen hat, noch an internationalen Wettbewerben teilnehmen dürfen. Und in Europa? In Spanien wird ein Fußballmanager von den Medien und einigen Politikern geradezu in der Luft zerrissen, weil er der Kapitänin des Damen-Fußballteams, das gerade die Weltmeisterschaft gewonnen hat, bei der ausgelassenen Siegesfeier mit geschlossenem Mund einen Kuss auf den Mund gegeben hat. Gedauert hat dieser, geschätzt, weniger als eine Sekunde. Auch in Deutschland halten viele das aus Gründen der Moral für unverzeihlich. Viele Medien können sich seit Wochen kaum noch beruhigen. Europa befindet sich seitdem geradezu sich in einer Art hypermoralischen Dauererregung. Jeder hat eben seine persönlichen Vorstellungen davon, was geht und was nicht.

Heinz Krüger

Mediales Theater

1. September: „,Ich war entsetzt, schockiert, sprachlos‘. DFB-Kapitänin Alexandra Popp hat ihre Autobiografie geschrieben. Zum Kuss-Skandal um Luis Rubiales hat sie eine deutliche Haltung“

Was für ein mediales Theater! Seit Wochen kein anderes Thema im Fußball. Der großartige Gewinn der Damen-WM durch Spanien ist völlig in den Hintergrund geraten. Was wäre wohl, wenn eine weibliche Funktionärin einen männlichen Fußballer geküsst hätte? „Oh, wie charmant und leidenschaftlich die Spanierinnen sind“, hätte es vermutlich geheißen.

Thomas Zimmermann

Geld ist das falsche Geschenk

1. September: „Bis zu 636 Euro für armutsgefährdete Kinder. Familienministerin Paus nennt Zahlen zur Kindergrundsicherung“

Hungernde und frierende Kinder sehe ich nicht in Deutschland. Aber ich sehe Kinder mit Handys, Smartphones, elektronischen Ohren, Computern und E-Rollern. Das heißt, die Kinder haben zu viel Geld.

Denn diese Stromverschwendungsgeräte sind überflüssig und schädlich. Sie werden hergestellt durch Ausbeutung von Natur und Menschen in fernen Ländern, sie fressen Strom, der aus Öl, Gas und Kohle erzeugt wird, und wenn das Kind ein neues Gerät will, erhöht das alte Ding Berge aus Müll, der nicht wiederverwendbar ist. Durch Daddeln, Zocken und Computerspiele werden die Kinder ungeschickt, unsportlich, fett und süchtig. Sie lernen sich selbst, den menschlichen Umgang mit Menschen und die Wirklichkeit nicht so kennen, wie es gesund wäre. Hinter der „Kindergrundsicherung“ steht nicht das Erbarmen mit armen Kindern, sondern das Bestreben der Machthaber, schon so früh wie möglich die Kinder zu gierigen Käufern und süchtigen Konsumenten zu machen, damit sie zum Wirtschaftswachstum beitragen – bevor sie zu sich selbst finden. So vergehen sich die Politiker an unserer Jugend! Statt ihnen Geld zum Kaufen von irgendwas zu schenken, schenken wir ihnen Mitgliedschaft in Sportvereinen, bei Pfadfindern und freien Eintritt zu Freibädern mit Schwimmkursen. Denn seit Jahren sehe ich kaum noch Kinder in Schwimmbädern, weil sie zuhause an Bildschirmen hocken oder liegen, die ihnen ein leichteres, lustigeres oder spannenderes Leben vorgaukeln als das echte Leben. Geben wir unseren Kindern alle Möglichkeiten, sich selbst zu entdecken und zu erfahren und kennenzulernen, welche Herausforderungen das echte Leben in dieser Welt bereithält und wie sie durch eigene Gestaltung diese bewältigen können. Lassen wir sie teilhaben daran, wie das geworden ist, was hier ist. Lassen wir sie nicht länger ferngesteuerte Opfer von Manipulation durch Digitalisierung werden!

Thomas Rieckmann, Lüneburg

Rigide Bedingungen

24. August: Serie: 75 Jahre Hamburger Abendblatt: „Geliebte, gehasste Grindelhochhäuser. 1-a-Lage, Luxus – die zwölf Gebäude galten als starkes Symbol des Wiederaufbaus“

Sicher, die Grindelhochhäuser beinhalteten damals ein städtebauliches Signal. Allerdings sieht der Autor die Sache etwas zu positiv: Interessant ist – und bestätigt meine Einschätzung aus dem Ende der 50er-Jahre – dass im Grunde genommen ausschließlich Angehörige des Öffentlichen Dienstes (in welcher Schattierung auch immer) die begehrten Wohnungen erhalten haben. Das nächste Problem stellte die Saga dar: Die kleinen Geschäftsleute mit ihren winzigen Läden wurden nach allen Regeln der Kunst drangsaliert und in ihren Aktivitäten behindert: Der „Milchmann“, der auch noch ein paar Gemüsekonserven verkaufen wollte, der Gemüsemann, der zusätzlich Kaffeesahne feilbot, das waren Unmöglichkeiten, die mithilfe einer rigiden Vertragstechnik seitens des städtischen Vermieters unterbunden wurden. Überall wurde mit der großen Vertragskeule gearbeitet und teilweise Vertragsbeendigungen zwangsweise durchgesetzt, zumindest angedroht. Die Aufnahme neuer Artikel gestaltete sich regelmäßig als Haupt- und Staatsaktion.

Friedrich Engelke

Ich bin sprachlos!

12. August: „So pöbelt Pocher sich zum Erfolg. Medienexperte Ferris Bühler über das Geschäftsmodell des Comedians und die fehlende Angst vor Blamagen“

Sie räumen einem sogenannten Prominenten redaktionellen Platz ein, der sein Geld seit Jahren mit Häme und Hass gegenüber anderen Menschen verdient, diese beleidigt, verdächtigt, beschimpft und mit böswilligen Unterstellungen anklagt. Dass ein sogenannter Social-Media-Experte das Verhalten von Pocher auch noch ein durchaus kluges Geschäftsmodell nennt, setzt dem allen noch die Krone auf und ärgert mich mindestens so, wie Ihr völlig unpassender und überflüssiger Artikel. Ich bin über diese Veröffentlichung sprachlos. In weiser Voraussicht hat der damalige Bundespräsident Johannes Rau auf einen platzgreifenden Verfall unserer Werte hingewiesen, die es zu schützen gelte. Vielleicht, sehr geehrter Herr Haider, sollten Sie sorgsamer prüfen, was redaktionell im Hamburger Abendblatt vor sich geht.

Jens Cordes

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