Unser wichtigstes Problem

21. August: „Autonomes Fahren soll ÖPNV in Hamburger Randbezirke bringen. 10.000 Sammeltaxis bis 2030 könnten Umstieg vom Auto erleichtern. HVV mit Abo-Rekord“

Eigentlich schade, dass in der Politik immer noch nicht verstanden wurde, das eines der wichtigsten Probleme unserer Zeit darin besteht, bezahlbaren ÖPNV für alle Bürger zu ermöglichen. Das Problem, sich ein Auto schlichtweg nicht mehr leisten zu können, betrifft schon lange nicht mehr nur Rentner und Bürgergeldempfänger. Es breitet sich, beschleunigt durch Inflation und enorme Kosten der Energiewende, auch bei kleinen und mittleren Einkommen aus. Und wie reagiert Hamburg? Mit einem enorm teuren U-Bahn-Projekt, das irgendwann in 20 Jahren fertiggestellt ist und als neuesten Streich: „Moia autonom“. Nur sehe ich im Augenblick den Bedarf nicht in einem aufpreispflichtigem System, sondern im effizienten und kostengünstigen ÖPNV, wie Wissenschaft und deutsche Industrie es in Form von H bzw. Schwebebahnsystemen recht erfolgreich ins Ausland verkaufen. Sehr geehrter Herr Tjarks, hören sie bitte auf, Politik nur für junge Reiche zum machen, wir brauchen Politik für alle Bürger.

Ernst Günther Josefowsky

Ideologische Plattitüden

19./20. August: „,Wir werden die Unterhaltslasten fairer verteilen‘. Justizminister Marco Buschmann (FDP) kündigt im Exklusiv-Interview neue Regeln für geschiedene Eltern an – und sagt, wer davon profitiert“

Ihr Ansatz ist falsch, Herr Buschmann. Man kann den Anteil an der Kinderbetreuung nicht prozentual bestimmen. Vielleicht geht es ja nicht nur um die rein zeitliche Betreuung, sondern auch um Erziehung und um die emotionale Entwicklung während der Kindheit. Wenn sich Frauen (viel häufiger als Männer) für Teilzeitarbeit entscheiden, dann denken sie wohl eher an Letzteres und nicht an die zeitliche Anwesenheit. Herr Buschmann läuft in die übliche Falle des männlich geprägten Wertbegriffs: „Entlohnenswert“ ist nur der zeitliche Einsatz im Erwerbsleben, und dieses Prinzip ist auf Männer wie Frauen gleichermaßen anzuwenden. Der Betreuungsaufwand, damit sich Kinder zu innerlich stabilen und selbstständigen Erwachsenen entwickeln können, ist kein gesellschaftlich anerkannter Wert. Dass Frauen dies trotzdem „auf die eigene Kappe“ nehmen und dafür als Alleinerziehende und später als Rentnerinnen am Existenzminimum leben, ist ein Skandal. Bevor Sie diese Schilderungen als „Trigger“ aufnehmen, um mit den üblichen, ideologisch eingefärbten Plattitüden zu antworten, denken Sie nach. Halten Sie sich an die Fakten, die statistischen Auswertungen der Realeinkommen. Nach Jahrzehnten des Scheiterns sollten wir uns angewöhnen, nicht über Gleich-„berechtigung“, sondern besser über Gerechtigkeit zu sprechen. Das bedeutet, die unterschiedlich ausgebildeten Prioritäten zu verstehen und den althergebrachten männlichen um einen weiblichen Wertbegriff zu ergänzen. Auf dieser Basis könnten wir neu überlegen, Herr Buschmann.

Markus Lindinger

Empathieloses Verhalten

19./20. August: „Frau und Sohn tot: Wie ein Vater gegen das UKE kämpft. Ärzte stellten richtige Diagnose erst spät. Der Fall weist auf generelle Schwächen deutscher Kliniken. Nun wird gegen vier Mediziner ermittelt“

Das Schicksal der Familie Greuner hat bei mir Betroffenheit ausgelöst. Es verdeutlicht auf eine schreckliche Weise die Ohnmacht des Einzelnen gegenüber einem gigantischen Medizinapparat. Dass – wie in jedem anderen Arbeitsfeld auch – in der Medizin Fehler geschehen, ist unbestritten. Dies ist nicht nur den zum Teil kritischen Arbeitsbedingungen geschuldet, sondern sicherlich auch ein Stück weit menschlich. Denn wo Menschen wirken, geschehen erfahrungsgemäß auch Fehler. Dass trotz vorhandener Berufshaftpflichtversicherungen die Verantwortlichen jedoch zu diesen Fehlern nur in seltenen Fällen stehen, ist absolut skandalös. Fassungslos macht mich im Kontext des beschriebenen Falles, dass Frau Fegebank offenbar dem Wunsch von Herrn Greuner, ein persönliches Gespräch zu führen, nicht nachgekommen ist. Dieses empathielose Verhalten disqualifiziert sie meines Erachtens menschlich und stellt damit ihre Eignung als Zweite Bürgermeisterin und Wissenschaftssenatorin einmal mehr infrage. Herrn Greuner, dem meine Hochachtung gilt, wünsche ich Kraft und viel Erfolg bei seinem Versuch, für Aufklärung zu sorgen.

Dr. Felix Haedayet, Hamburg

Stänkern schadet dem Tierpark

19./20. August: „Hagenbeck-Chef warnt Beschäftigte vor Streik. Gewerkschaft bezeichnet Appell von Geschäftsführer Dirk Albrecht an Mitarbeiter als ,Drohungen und Einschüchterungen‘“

Seit vielen Monaten verfolge ich den bewundernswerten Kampf von Herrn Albrecht gegen die Funktionäre der Gewerkschaft. Diese Leute behindern nur den Betrieb und streuen Sand ins Getriebe. Was will die IG BAU außer Prestigegewinn erreichen? Was wollen die revoltierenden Angestellten? Hat Hagenbeck ihnen die Gehälter gekürzt oder erhöhte Leistung verlangt? Die Angestellten sind keine Zwangsarbeiter, sie sind freiwillig dort und haben gültige Arbeitsverträge. Das ständige Stänkern schadet dem Tierpark. Schluss damit!

Hans D. Biebau

Diese dämlichen Deutschen...

19./20. August: „Schumachers Woche: Wer meckert da über die Pannenflieger?“

Hajo Schumacher hat (wie fast immer) recht. Er schreibt „Diese Flugzeuge gehören aber nicht Baerbock, Lindner, Scholz, sondern uns allen, als klappernde Mahnmale, dass Weltklasse und Schnäppchenlust auf Dauer nicht zusammenpassen.“ Hinzu kommen die maroden Straßen – und Schienenwege, die abgetakelten Bundeswehrgeräte und eine unübersichtliche Flüchtlings- und Klimapolitik. Das Ausland schiebt diese Defizite nicht auf unsere überforderten Politiker, Staatssekretäre und Spitzenbeamten und sagt nicht „ach, diese dämlichen Politiker“, sondern „ach, diese dämlichen Deutschen.“ Das ärgert mich maßlos.

Joachim Dultz

Zwei Meter Garten abgeben

18. August: „Elbchaussee: Radweg sorgt für Streit. Neue Trasse verläuft vor den Grundstücken, ein Fußweg fehlt“

Gestern war ich (82) in unserem wunderschönen Bridge Club Hamburg Elbvororte und musste über den Radweg laufen. Dieser Zustand ist wirklich eine Katastrophe. Kleiner Vorschlag: Alle Besitzer der Nordseite opfern zwei Meter ihrer Gärten (gegen Bezahlung), die zu einen breiten Fußweg ausgebaut werden. Ich habe das 1965 erlebt, als die Kreuzung Alsterkrugchaussee/Sportallee ausgebaut wurde und meine Eltern, denen der alte „Alsterkrug“ gehörte, sehr viel von der Vorderfront des Grundstücks abgeben mussten. Mein Vater, Heinrich Hansen, hat sich damals sehr geärgert. Wir konnten vor dem Restaurant keine Tische mehr aufstellen. Aber im Laufe der Zeit hat sich diese Änderung bewährt. Ein neuer Fußweg an der Elbchaussee wäre doch eine Möglichkeit, allen gerecht zu werden.

Karin Lindhorst

Wohin steuert die USA?

18. August: „Trumps Masterplan. Wie der Ex-Präsident die USA in einer zweiten Amtszeit in einen autoritären Staat verwandeln will“

Mit Trumps Wahl zum 45. Präsidenten der USA hat man die Büchse der Pandora geöffnet. Traf ihn die erste Amtszeit noch unvorbereitet, so feilt er jetzt an seinen toxischen Plänen für ein neues Regierungsprogramm, aufgebaut auf Hass, Lügen und der Spaltung der Gesellschaft. Es ist zum Verzweifeln – wohin steuert dieses wunderbare Land?

Stephanie Roberts

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