Auch heute noch aktuell

17. August: 75 Jahre Abendblatt – Die große Serie. Heute Rückblick auf das Ende der Straßenbahnen in Hamburg am 1. Oktober 1978: „Eine Ära nahm Abschied“

Der Artikel zum „Abschied“ der Straßenbahn in Hamburg ist aktueller denn je. „Die Stadt, die ihre Historie zu verschrotten pflegt“, ein Satz, der heute noch Gültigkeit hat. Viele historische Gebäude wurden sinnlos abgerissen, auch um die autogerechte Stadt zu (er)schaffen. Auch die City-Hochhäuser z.B. mussten trotz Denkmalschutz dran glauben, der Bahnhof Altona wird nun sogar zum zweiten Mal abgerissen. Die „Vernichtung“ eines großen Straßenbahn-Netzes, also eines schon seit über 100 Jahren klimaneutralen Verkehrsmittels, ist allerdings der Gipfel einer völlig kontraproduktiven Politik, die zu oft einer Pfeffersack-Mentalität folgt. Der im Artikel abgebildete Straßenbahnwagen 3657 existiert übrigens immer noch, er dreht in einem dänischen Straßenbahn-Museum seit Jahrzehnten, quasi als Beweis einer vorbildlichen Nachhaltigkeit, störungsfrei seine Runden. Hätte Hamburg sein vorbildliches Straßenbahn-System modernisiert, könnte man heute auf utopisch aufwändige U-Bahn-Träume und eine gigantische Busflotte verzichten.

Jens Ode

Bevölkerung muss sich wehren

15. August: Leitartikel: „Im Stich gelassen. Der Westen kehrt Afghanistan weiter den Rücken. Warum das falsch ist“

Es gibt keinen sachlichen Grund zur Unterstützung des Taliban-Regimes und dessen Unterstützer in der afghanischen Bevölkerung. 20 Jahre Förderung der Bildung und der Demokratie der afghanischen Bevölkerung haben nichts, aber auch gar nichts gebracht! Deutschland, aber auch die EU, sind nicht zuständig für die Rettung der Welt, insbesondere wenn die Leute vor Ort die westlichen Werte, also im Klartext uns, ablehnen. Als die Taliban-Kämpfer, nun nicht gerade eine gut ausgerüstete Elitetruppe, die afghanischen Streitkräfte überrannten, da wurde ihnen auch von der Zivilbevölkerung keinerlei Widerstand entgegengesetzt. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Taliban-Ideologie, kulturell bedingt ohnehin schon immer gelebt, die breite Zustimmung afghanischer Normalbürgerinnen und Normalbürger genießt. Wenn die Leute vor Ort das Leben in einem muslimischen Staat gut finden, dann sollen sie bitte auch die Nachteile akzeptieren, ansonsten bitte die Regierungsclique stürzen und durch eine zivilisierte, demokratische Regierung ersetzen. Versorgungsmängel sind Sache der Taliban, die können sicherlich bei anderen muslimisch geführten und zivilisatorische Werte ablehnenden Staaten wie Iran oder Saudi-Arabien Hilfe bekommen – deutsche Steuergelder benötigen wir schon für die vielen, oftmals nicht sonderlich Integrationswilligen bei uns.

Peter Drygalla

„5 vor 12“ für die City

14. August: „Ein Stück New York für Hamburg. SPD-Fraktionschef plädiert für spektakuläre Fußgängerbrücke von der City in die HafenCity“

Alle Ideen, wie die des SPD-Fraktionschefs mit einer High Line sind notwendig geprüft zu werden im Hinblick auf ihre Realisierbarkeit. Denn es ist „5 Minuten vor 12“ für die Hamburger Innenstadt, eröffnet doch das XXL-Shoppingcenter im Überseequartier/HafenCity im kommenden Jahr, das fast dreimal so groß sein wird, wie die Europapassage. Natürlich wird es als „Eventshopping“ eine attraktive Alternative zur schwächelnden City bieten. Es ist die eigentliche Kernkompetenz des Oberbaudirektors Höing, City und HafenCity als Ganzes zu sehen, ihr funktionieren und ihre Vernetzung sicherzustellen, bisher ist das aber vernachlässigt worden, stand doch das Vorzeigeprojekt HafenCity eindeutig im Vordergrund!

Peter Koch, Hamburg

Früher ins Berufsleben

14. August: „,Es ist notwendig, das Rentenalter anzuheben‘. Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm sagt, warum die Deutschen länger arbeiten sollen – und kritisiert fehlenden Mut der Ampel-Regierung“

Seit langer Zeit verfolge ich die Diskussionen in Politik und Medien über das deutsche Rentensystem. Immer wieder gibt es Vorstöße zu Anpassungen und Hinweise, wie es in anderen Ländern aussieht, ohne dass wirklich Entscheidendes an unserem jahrhundertealten System angepasst wird. Wie kann es sein, dass in den Medien immer wieder das Eintrittsalter für die Rente herangezogen wird, ohne auch nur einmal das durchschnittliche Eintrittsalter für die Beitragszahlungen zu thematisieren? Ein früherer Eintritt ins Berufsleben und damit ein schnellerer Beitrag zur Leistungsgesellschaft und den damit verbundenen Sozialsystemen muss doch das Ziel sein. Wie viele Menschen erreichen wirklich die 45 Jahre Beitragszahlungen bevor sie Rente beziehen? Warum wird immer wieder über die ausnahmslose Teilnahme aller Berufsgruppen am Rentensystem diskutiert und keine Entscheidung darüber getroffen, Freiberufler und Beamte einzubeziehen. In regelmäßigen Abständen wird darauf verwiesen, wie es in anderen Ländern, z.B. der Schweiz, geregelt ist. In Deutschland wird viel lamentiert, aber nichts umgesetzt. Mit Veronika Grimm geht es ein weiteres Mal um das Eintrittsalter. Irgendwann wird wie immer der 70-jährige Dachdecker herangezogen und das war’s dann mal wieder. Einfalt und politisches Versagen werden so zur Gefahr für die Basis unserer Sozialen Marktwirtschaft.

Wolfgang Schäkel

Renteneintritt nach 45 Jahren

Würden „alle Berufsgruppen“ in die gesetzliche Rentenkasse einzahlen, dann wäre das Rentenniveau prozentual wesentlich höher als heute und nicht unter 50 Prozent. Seit der Wiedervereinigung 1990 wurden finanzielle Ausgaben zum Wiederaufbau der damaligen Rentenkasse entnommen. Die Geldtöpfe wurden plötzlich anders verteilt und später der Solidaritätszuschlag für alle geschaffen. Das alles liegt nun 33 Jahre zurück. Die heutige Generation hat davon nur einen geringen Teil miterlebt. Eine einheitliche Rentenanpassung gab es während dieser Zeit nicht. Darum sollte das Ziel für das gesetzliche Renteneintrittsalter bei „45 Berufsjahren“ beginnen. Wer länger freiwillig arbeiten will oder muss, der kann es bereits heutzutage tun.

Rita Humpke

Halbherzige Maßnahmen

Das Interview mit Frau Grimm hat mir sehr gefallen. Sie sagt ein paar sehr gute Dinge. Sie empfiehlt der Politik, den Menschen reinen Wein einzuschenken und deutlich zu machen, dass der Umbau der Wirtschaft zur Klimaneutralität etwas kostet, auch den einzelnen Bürger. Dies wird nicht geschehen, denn die Politiker wissen, dass die Menschen das nicht hören wollen. Klimaneutralität ja, aber es darf nicht zu Einschränkungen kommen und nicht zum Verzicht. Ein Problem, das praktisch nicht zu lösen ist. Heißt übersetzt, es kommen wirklich unangenehme Zeiten auf uns zu, wenn das Thema immer dringlicher wird und die Politik weiter so mutlos ist wie bisher. Das Motto lautet halt immer, wie Frau Grimm auch sagt, die Politiker wollen wiedergewählt werden. Dann dürfen sie die Bürger aber nicht „vergrätzen“ und ankündigen, dass wir alle den Gürtel enger schnallen müssen. Also bleibt alles so, wie es ist. Die Maßnahmen sind nur halbherzig und viel zu vorsichtig, damit der Bürger nicht überfordert wird. So funktioniert das alles nicht. Es ist nicht zu lösen. So sehe ich das. Das wird noch spannend.

Steffie Haddenga

Wir leben von der Substanz

12./13. August: „Hamburger KRITIken: An die Arbeit! Zeit für ein paar Wahrheiten: Wir werden länger, mehr und effizienter arbeiten müssen. Wo ist der neue Münte?“

Die Sachlichkeit der Aussagen von Matthias Iken ist immer wieder wohltuend in unserer Zeit der verharmlosenden, ja unterdrückten Wirklichkeit. Wie stets sind seine Ausführungen pragmatisch und präzise formuliert, bilden den Tatbestand sehr sachgerecht aus. Wann endlich wacht unsere Gesellschaft auf, erkennt die gewaltigen Defizite, benennt die Ursachen und ergreift die lange versäumten Maßnahmen? In der Tat waren die 16 Merkel-Jahre ein Rückschritt für unser Land, Reformen und Nachhaltigkeit wurden dem vordergründigen Wohlergehen geopfert, vieles zugelassen was uns belastet, andererseits neue Wohltaten beschlossen, die das Sozialsystem belasten und wenig effizient sind. Seit langem leben wir in allen Bereichen von der Substanz, haben eine marode, teilweise fehlende Infrastruktur, eine überbordende Bürokratie und gewaltige Hemmnisse in den Verwaltungen und gestaltenden Organisationen. Es hätte der neuen Dreier-Koalition gut zu Gesicht gestanden, zu Beginn ihrer Amtszeit zunächst eine Bestandsaufnahme zu machen, den Bürgern reinen Wein hinsichtlich der vorherigen Versäumnisse einzuschenken und gleichzeitig darauf hinzuweisen, dass die guten Jahre nun Vergangenheit sind. Vermutlich ist das auch unter dem Gesichtspunkt unterblieben, weil ja zwei Parteien damals mitgestaltet haben, nicht nur verhindert, sondern vieles, was uns nun auf die Füße fällt, aktiv befeuert haben. Wann hat die Politik den Mut uns zu sagen, dass wir uns auf einen Wohlstandsverlust einstellen müssen, der Staat nicht alles abfedern kann, Einschränkungen unumgänglich sind, die Gesellschaft zur Überwindung einfach mehr leisten muss, sehr viel mehr Eigenverantwortung gefragt ist. Und was den Arbeitsmarkt betrifft, müssen wir diese neuzeitlichen Wunschvorstellungen zur Reduzierung der Arbeitstage revidieren, zu einer pragmatischen Herangehensweise finden, das Rentenalter den Gegebenheiten anpassen, die Wochenarbeitszeit auf den Stand von vor 30 Jahren bringen, sehr viel mehr Flexibilität in allen Bereichen installieren und die Staatsquote deutlich zurückfahren. Aktivieren wir dann noch die Bereiche Bildung/Ausbildung und Qualifikation/Vermittlung der nicht Beschäftigten, haben wir den Mangel an Arbeitskräften deutlich reduziert.

Herbert Stephan

Hier sind Reformen unmöglich

Wieder einmal trifft Herr Iken exakt den Punkt und steckt den Finger in die klaffende Wunde „Rentenpolitik“. Wenn es nicht so traurig wäre, man müsste lachen. Hier wird – und zwar völlig zu Recht – ein Problem angesprochen, dass es gibt, seitdem ich politisch denke, also ungefähr seit den frühen 1980er-Jahren. Schon damals war es völlig offensichtlich, dass unser Rentensystem mittelfristig an die Wand fahren wird. Anstatt aber Maßnahmen einzuleiten, um das Problem zu lösen, wurde beteuert, die „Renten sind sicher“, es wurden Beiträge erhöht und Rentenanpassungen möglichst gering gehalten. Alles nur kurzfristige Effekte, um sich zur nächsten Wahl zu retten. Später wurde aus den selben Gründen sogar das Eintrittsalter gesenkt. Ein Wahnsinn wider besseren Wissens! Nur – und da widerspreche ich Herrn Iken – sind die Wähler meiner Ansicht nach auf diesem Ohr taub. Die Wahrheit will man zu Themen, die jedem Einzelnen etwas aufbürden würden, nicht wissen. Besser scheint vielen ein „weiter so“, irgendwie den eigenen Wohlstand sichern oder mehren. Muss man deshalb auf die Politik schimpfen? Eigentlich schon, aber das wäre zu einfach, denn Politiker, die Reformen anpacken, werden in der Regel medial zerfetzt und abgewählt. Leider sind Reformen in diesem Land offensichtlich unmöglich geworden.

Michael Piplack

Burnout kurz vor der Rente

Gerne lese ich Ihre Artikel und Kritiken, sie regen zum Nachdenken an, und sehr oft denke ich, dass Sie genau das aussprechen, was ich denke! Aber der heutige Artikel vertritt, so glaube ich, nicht die Mehrheit der Leser. Keine Frage, es fehlen immer mehr Fachkräfte in allen Bereichen und mit dem sogenannten Generationenvertrag kann es nicht mehr so weiter gehen! Sie schreiben, es würde viele ältere Menschen geben, die noch gar nicht in Rente gehen wollen, sondern müssen. Wer länger arbeiten möchte, darf das ja und man darf sogar als Rentner unbegrenzt dazu verdienen. Ich kenne aber niemanden, der länger als seine Pflichtjahre arbeiten will, ob Angestellter, Jurist im Aufsichtsrat, in Führungspositionen, Beamte, auch Polizeibeamte, die immer noch mit 60 Jahren pensioniert werden – auch wenn sie nicht im Schichtdienst arbeiten oder Handwerker. Viele aus meinem Umfeld gehen noch früher in Rente oder haben es vor. Einige sind gerade in den letzten Jahren vor Rentenbeginn sehr gestresst, auch vom Burnout sind viele betroffen. Vor einigen Wochen war gerade im Hamburger Abendblatt zu lesen: „Die Babyboomer wollen früher in Rente“. Ich gehöre als Jahrgang 1965 auch zu den Babyboomern, muss aber, da sich mein Mann von mir getrennt hat, bis 2030/32 arbeiten, das werden dann 45 bis 47 Berufsjahre – trotz Erziehung von zwei tollen Kindern – ich finde, dass reicht! Ich bin schon lange körperlich eingeschränkt, und es fällt mir der berufliche Alltag schon manchmal nicht leicht. Gerade in meinem Beruf in der Pflege kann und will keiner so lange arbeiten! Und die jungen Leute reden von Work-Life-Balance, und die Vier- Tage-Woche ist auch im Gespräch. Wie passt das alles zusammen? In den Kliniken denkt man übrigens über eine Sechs-Tage-Woche nach.

Heike Jensen

Prestigeobjekt der Grünen

12./13. August: „Nationalpark Ostsee? Die erste Bilanz. Das Kieler Umweltministerium treibt die Idee voran, Fischer, Touristiker Kiter und die FDP sind strikt dagegen. Wie es weitergeht“

Der Nationalpark (NP) Ostsee ist ein reines Prestigeobjekt der Grünen und hilft dem Meer kein Stück weiter. Die Todeszonen (kein Sauerstoff mehr) entstehen durch landwirtschaftliche Überdüngung, auf die ein NP nicht einwirken kann. Die Erwärmung und damit das Verschwinden des Dorsches und der Heringe ist in erster Linie dem Klimawandel geschuldet. Und die Fischerei ist EU-Recht. Ein NP wirkt hier auch nicht. Leidtragende sind einzig die Freizeitnutzer wie Segler, Surfer, Angler, Kiter etc. Deren Wirken auf den schlechten Zustand der Ostsee ist gleich Null. Ergo – reine grüne Ideologie ohne großen Nutzen für die Ostsee.

Tobias Gorning

Unnötige Aufregung

25. Juli: „Bewohner fühlen sich provoziert. Denkmalrat will Häuser in Poppenbüttel besichtigen. Eigentümer nicht erwünscht“

In Ihrem Beitrag zum Protest um die Siedlung „Hamburg Bau 78“ hat Ihre Autorin die Rolle des Denkmalrats leider falsch und unsachgemäß beschrieben. Der Denkmalrat ist ein gesetzlich verankerter, unabhängiger Fachbeirat, zusammengesetzt aus Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Fachgebiete (aktuell aus Kultur, Wissenschaft, Immobilienwirtschaft, BDA, AIV, Architektenkammer, Kirchen, Grundeigentümerverband). Er soll dem Denkmalschutzamt beratend und mit Empfehlungen unterstützend zur Seite stehen. Keineswegs ist es in seiner Befugnis, begründete Entscheidungen der Behörde infrage zu stellen oder ohne Mandat Konflikte zu moderieren oder gar zu schlichten. (s. Hamburger Denkmalschutzgesetz §3). Die Autorin Ihres Beitrags geht offenbar davon aus, dass der Denkmalrat jede Unterschutzstellung des Denkmalschutzamtes zeitnah prüft und sich dazu positioniert. Das ist irreführend und entspricht nicht dem gesetzlichen Auftrag des Gremiums. Wir hätten uns über eine Rückfrage im Vorfeld Ihres Beitrags gefreut. Angesichts der zugespitzten Debatte möchten sich die Mitglieder des Denkmalrats allerdings gern ein vertieftes Bild von dem nun denkmalgeschützten Ensemble ‚Hamburg Bau 78‘ machen. Eine Busfahrt durch die Gegebenheiten vor Ort stellt keinesfalls eine Geringschätzung der Initiative und Bewohner/-innen dar, sondern dient der sachlichen Information und der internen Abstimmung im Denkmalrat. Schon gar nicht handelt es sich um eine Provokation, wie Ihr Artikel es unsachgemäß und parteinehmend titelt. Bei aller Aufregung, die auch der Tenor Ihres Artikels unnötig befeuert, sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass Unterschutzstellungen eine besondere Wertschätzung für die jeweiligen Architekturen mit sich bringen, da sie nunmehr Zeugnis ihrer hohen Bedeutung für die Geschichte und Kultur Hamburgs darstellen. Wie in Musik, Literatur und bildender Kunst hat jede Epoche die für sie typischen Zeitdokumente hervorgebracht. Sie sind als Teil unserer Geschichte zu bewahren, auch wenn sie nicht jedermanns Sache sind. In der Architektur ist es ähnlich: Bauliche Zeitzeugen, egal welchen Stils, sind Teil unserer Geschichte. Sie für nachfolgende Generationen zu bewahren, ist Aufgabe und Pflicht der Bürger, vertreten und gesetzlich geregelt durch den Denkmalschutz. Wir sind glücklicherweise längst darüber hinaus, nur als zeitgeistig „schön“ empfundene Bauten zu bewahren, denn auch Brücken, Bunker, Fabriken und anderes sind wichtige Zeitzeugen. Kriterien für die Auswahl sind Einzigartigkeit, historische Bedeutung, gestalterische und städtebauliche Qualität. Denkmalschutz ist Teil eines staatlichen Handelns für die Stadtgesellschaft, das sich in fachlich begründeten Fällen auch auf private Immobilien beziehen kann und muss. Wer würde der Hamburg Bau von 1978 ihre Besonderheit und gestalterische Qualität absprechen? Barock, Jugendstil und Expressionismus haben es dank meist reicher Ornamentik leicht, auch die jüngere Klassische Moderne ist akzeptiert. Warum nun wird ausgerechnet die Unterschutzstellung der „Hamburg Bau 78“, einer bemerkenswerten Ausstellung mit sozialem Hintergrund, kritisiert? Warum sollten qualitätvolle und einfache wie schöne Häuser, die 1978 dem „Normalbürger“ den Weg zum bezahlbaren Eigenheim zeigten, die im Übrigen auch durch staatliche Förderung von der Allgemeinheit mitfinanziert wurden, nicht als bauliche Zeitzeugen eben für diese Allgemeinheit erhalten werden? Eigentum verpflichtet eben auch. Sehr gern möchten wir in einem geeigneten Rahmen auch mit den Vertreter/-innen der Bewohner/-innen von „Hamburg Bau 78“ ins Gespräch kommen.

Lisa Kosok, Frank Schmitz, Ingrid Spengler und Anna Zülch (Vorsitzende) für den Hamburger Denkmalrat