Angst vor zu wenig Strom

2. August: „Neue Kraftwerke – Habeck erzielt ,Durchbruch‘. Bundeswirtschaftsminister verkündet in Hamburg grundsätzliche Einigung mit der EU. Was passiert bei ,Dunkelflauten‘?“

Minister Habeck hat es sicherlich nicht leicht. Neue Kraftwerke sind eine Reaktion auf die Angst, dass der Strom nicht ausreicht, aber sie produzieren neue Probleme – und die alten werden nicht gelöst. Ein Problem ist die „Merit-Order“, sie sorgt dafür, dass der Strompreis hoch bleibt, selbst in den Regionen, die sich zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen versorgen könnten. Hinzu kommt, dass in den norddeutschen Ländern aufgrund der hohen Netzdichte durch die Windenergie die Netzabgabe den Strom teurer macht als in den südlichen Bundesländern. Dies nährt die Ablehnung gegenüber den erneuerbaren Energien. Ein weiteres Problem ist die Fixierung auf Wasserstoff, denn Verkehr, Wirtschaft und nun auch die Energieversorgung bauen auf dieses Gas, obwohl derzeit nicht absehbar ist, wann überhaupt annähernd nennenswerte Mengen produziert werden könnten. Leider liegt es nicht unbedingt an der Energieversorgung, denn es werden zurzeit bei starkem Wind viele Windräder abgeregelt, anstatt die Energie für die Wasserstoff-Produktion zu nutzen. Auch hier sorgt die „Merit-Order“-Regelung dafür, dass der Bau neuer Kraftwerke attraktiver ist, statt die Speicherung von Energieüberschüssen voranzutreiben.

Rüdiger Ramm

Da muss ich mich wundern

2. August: „Kompletter Anreise-Stopp in Wacken. Von Ärger über Hoffnung bis zur großen Enttäuschung: Eindrücke von den gestrandeten Metalfans in Hamburg und Itzehoe“

Da musste ich doch sehr lachen und mich auch ein bisschen wundern: Das Wacken-Schlamm-Desaster an prominenter Stelle im Kulturteil! Nach meiner Auffassung ist Wacken so weit von „Kultur“ entfernt, wie es nur möglich ist. Aber das mag an meinem fortgeschrittenen Alter liegen.

Dörte Lauerbach

Sparen mit Arbeitszeitmodell

1. August: „Traumjob? Warum so viele angehende Lehrer aufgeben. Zahlreiche Studenten und Referendare brechen die Ausbildung ab“

Unser Herr Senator kann die Sache noch so schönreden – in Hamburg Lehrerin bzw. Lehrer zu sein, ist bestimmt kein Traum. Das Arbeitszeitmodell war ein Super-Sparmodell und belastet die Hamburger Lehrer so stark, dass viele reduzieren, das heißt auf Gehalt und Rentenanteile verzichten, weil sie dem Druck der Mehrarbeit nicht mehr standhalten. Wer neu in Hamburg den Dienst antritt, ahnt nicht, was auf ihn zukommt, doch die Realität ist abschreckend. Habe selbst darunter gelitten und kann niemandem mehr raten, den Beruf unter diesen Umständen zu ergreifen bzw. in Hamburg auszuüben. Das sollte Herr Rabe auch endlich mal begreifen.

Regina Wolter

Illusionen werden zerstört

Lehrer wird man aus Überzeugung. Die anfänglichen Illusionen werden aber durch die Realität zerstört. Einmal durch die Behörde, die immer neue Anforderungen stellt und für alles umfangreiche Dokumentationen verlangt, zusätzlich zu der täglichen Arbeit. Es wird selbstverständlich erwartet auf Klassenreise zu gehen. Hier ist man 24 Stunden im Dienst mit einer hohen Verantwortung, was im Stundenmodell kaum abgebildet wird. Auch ein Teil der Kosten sind selbst zu tragen. Große Schuleinheiten tragen nicht zu einem guten Umfeld bei. Zum anderen haben wir es mit veränderter Schülerstruktur und -verhalten zu tun. Verhaltensauffälligkeiten und Aufmerksamkeitsdefizite zeichnen viele Schüler aus. Viele Eltern erwarten, dass ihre Kinder von den Lehrern erzogen werden. Dazu gehören auch Sanktionen, die aber von Eltern auch mit Hilfe des Anwalts verhindert werden. Dazu kommen verbale und physische Angriffe. Dies waren nur einige der vielen Hindernisse. Ist das ein Traumberuf?

Herbert Drapatz

Gehwege nur für Zufußgehende

1. August: „Wenn der Roboter ganz allein ausliefert. Rewe startet Pilotprojekt in Hamburg mit Ausnahmeregelung: Lieferbot darf unbegleitet auf die Straße. Erfahrungen mit KI“

Der Betrieb autonom fahrender Transportroboter auf Hamburgs Gehwegen steht in diametralem Gegensatz zu einer der vier vom Verein FUSS e.V. zur letzten Hamburger Bürgerschaftswahl an die Politik aufgestellten zentralen Forderungen „Gehwege nur für Zufußgehende“. Bekanntermaßen dürfen Fahrzeuge, ausgenommen Rad fahrende Kinder, Gehwege nicht benutzen. Wir setzen uns dafür ein, dass dies auch in Zukunft ausnahmslos so bleibt. Gehwege müssen tabu bleiben für jeglichen Fahrzeugverkehr. Das gilt nicht nur für Pkw, Motorroller, Fahrräder und E-Scooter, sondern ebenso für Transportroboter. Die neue, ohnehin rechtlich fragwürdige Ausnahmegenehmigung der Verkehrsbehörde steht vor allem verkehrspolitisch im Widerspruch zu dem Senatsvorhaben laut Koalitionsvertrag, den Fußverkehr in Hamburg zu stärken.

Sonja Tesch, FUSS e.V. Hamburg

Seehofer trägt Hauptschuld

1. August: „Scheuers Maut-Desaster: Wissing schaltet Gutachter ein. Der Verkehrsminister will die Akten nicht ,in den Keller‘ legen. Berechtigte Ansprüche gegen seinen Vorgänger müssten durchgesetzt werden“

Ich verstehe nicht, dass man bei diesem Skandal nie den Hauptschuldigen Horst Seehofer nennt. Er war es doch, der die damalige Kanzlerin Angela Merkel in Geiselhaft nahm und drohte, die Regierung platzen zu lassen, sollte die Mautfrage nicht auch Bestandteil des gemeinsamen Koalitionsvertrages werden. Und so geschah es. Dann wurde Dobrindt Verkehrsminister und damit beauftragt, gegen die Bedenken vieler Experten und von Seiten Brüssels die Pkw-Maut durchzusetzen. Der Staffelstab wurde dann an Andreas Scheuer als nächsten Verkehrsminister weitergereicht, der dieses Unterfangen zu einem Ende führen sollte. Natürlich hat Scheuer seine Unterschrift unter den Vertrag mit den Mautbetreibern wider besseren Wissens zu früh geleistet. Ich würde mich nicht wundern, wenn er dazu von seinem CSU-Chef Seehofer aufgefordert und bedrängt wurde so zu handeln. Der guten Ordnung halber muss noch erwähnt werden, dass für kurze Zeit ein Interimsverkehrsminister Schmidt – auch ein CSU-Mann – für dieses Amt Verantwortung trug. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das in Auftrag gegebene Gutachten zu dem Ergebnis kommen wird, man könne von Scheuer Schadenersatzforderungen verlangen. Aber allein die Tatsache, dass man diesen Skandal auf diese Weise öffentlich macht, ist schon ein großer Fortschritt. Der Steuerzahler wird es dennoch richten müssen.

Ekkehard Below

Normaler Hamburger Sommer

1. August: „Dauerregen: Gruselige Prognose für den Norden“

Die Wetteraussichten für die nächsten Tage (und Wochen?) mögen nicht erfreulich sein. In der langfristigen Entwicklung der in Hamburg zu erwartenden Niederschlagsmenge ist diese Wetterlage aber normal. Schon in den 70er- und 80er-Jahren habe ich im Erdkundeunterricht meine Schüler oftmals darauf aufmerksam gemacht, dass in Hamburg die regenreichsten Monate der Juli und August sind. Entsprechende Diagramme in Atlanten wie Diercke oder List konnten meine Schüler überzeugen. Ein Schüler kommentierte einmal: „Immer unsere Sommerferien. Sch… Hamburg.“ Freuen wir uns also, dass wir mal wieder einen ganz normalen Hamburger Sommer erleben dürfen und nicht von katastrophalen Ereignissen des Klimawandels betroffen sind.

Karlheinz Lutzmann, Schulleiter i.R.

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