Irrweg Urlaub

29./30. Juli: Leitartikel: „Keine Panik! Hitze und Brände sind eine Mahnung, aber nicht das Ende des Urlaubs“

Herr Backfisch stellt in seinem Leitartikel das Konzept Urlaub an sich nicht in Frage. Er verharmlost und relativiert den Klimawandel. Urlaub ist ein eher junges Phänomen. Den Massentourismus, so wie wir ihn kennen, gibt es erst seit ca. 60 Jahren. Das „In-den-Urlaub-fahren“ ist auch nur einem privilegierten Teil der Weltbevölkerung vorbehalten. Man stelle sich vor, Milliarden von weiteren Erdbewohnern hätten den gleichen Mobilitätsanspruch wie wir Deutsche. Nicht auszudenken. Nein, wenn die Erderhitzung weiter fortschreitet, wird sich das Konzept Urlaub als eines der Irrwege der Menschheit im Kapitalismus herausstellen und obsolet werden. Dann werden wir, oder unsere Nachfahren, in der Freizeit wieder zu Hause bleiben müssen. Die Langeweile, also das Unvermögen sich mit sich selbst zu beschäftigen, in der Ferne zu vertreiben, ist dann nicht mehr opportun. Was die vielen Menschen dann tun sollen, die in der Welt vom Tourismus abhängig sind, steht auf einem anderen Blatt.

Andreas Geisler

Bunkerwart am Berliner Tor

29./30. Juli: „Eine Nacht im Bunker. Vor 80 Jahren flohen viele Hamburger in Todesangst in den Bau unter dem Berliner Tor. Heute kann man dort übernachten“

Ich lese mit großem Interesse die Artikel zur Operation Gomorrha und habe mich durch den Artikel von Matthias Schmoock wieder an meine eigene Familiengeschichte erinnert. In den sechziger und siebziger Jahren war der Bruder meiner Mutter, Arthur Puttfarcken (er war Jahrgang 1909) der Bunkerwart der Anlage am Berliner Tor. Er hatte ein schweres Schicksal zu tragen: Er war als Bäcker auf einem Schiff in den USA und bei seiner Rückkehr musste er erfahren, dass seine Frau und seine zwei Kinder durch Gomorrha nicht mehr lebten. Sie wohnten im Heidenkampsweg 42, damals ein reines Wohngebiet. Ich hatte sehr großen Respekt vor ihm, dass er die Aufgabe eines Bunkerwartes übernommen hat, unmittelbar in der Umgebung, in der seine Familie umgekommen war. Er hat mir damals eine private Führung durch den Bunker gegeben. Seine Aufgaben waren unter anderem die regelmäßige Betätigung der Pumpen und die Kontrolle der eingelagerten Lebensmittelkonserven. Ich selbst bin Jahrgang 1950 und als ich den Bunker verließ, war ich fast traumatisiert. Eine Nacht oder länger in einem solchen Bunker kann eigentlich niemand ohne bleibenden seelischen Schaden aushalten.

Bernd Glodek

Pflichtdienst kann bereichern

29./30. Juli: Leserbrief: „Billige Bettenschieber“ und 22./23. Juli: „Juso-Chefin: Debatte über Pflichtdienst ,abwegig‘“

Auch wir haben das Thema Pflichtdienst im Freundes- und Familienkreis immer einmal wieder diskutiert und sind überwiegend der Meinung, dass dies eine Bereicherung sowohl für die persönliche als auch für die gesellschaftliche Entwicklung sein könnte. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Zum Einen kann es nicht falsch sein, wenn – unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder sozialem Background – jede/r für einen bestimmten Zeitraum etwas als Teil der Gesellschaft für diese Gesellschaft tut und sich einbringt. Darüber hinaus lassen sich Erfahrungen und Einblicke in Lebenswirklichkeiten machen, die in der eigenen sozialen „Blase“ kaum oder gar nicht vorkommen. Und gerade weil alle es müssen, kann auch gerade das eine Chance sein. Keiner wird benachteiligt. Und nicht zuletzt birgt ein solcher Beitrag für die Gesellschaft die Chance, sich als Teil eines größeren Ganzen zu sehen, die Gesellschaft sind wir und es gibt nicht „die“ und „wir“ oder „die da oben“. Dies kann aus unserer Sicht nur in einer für alle verpflichtenden Erfahrung funktionieren. Diese Herangehensweise schafft Solidarität unter den Teilnehmenden und gemeinsame Lebenswirklichkeit über die sonst bestehenden innergesellschaftlichen Grenzen hinaus. Zwei Sachen noch: In meiner Generation (bin 55) gab es noch Wehr- bzw. Zivildienst – damals nur für Männer. Erfahrungen als Rettungssanitäter, Fahrer für soziale Einrichtungen und im Krankenhaus sowie in der individuellen Schwerbehindertenbetreuung haben Freunde und Bekannte geprägt und bereichert. Dass dadurch auf der anderen Seite im sozialen und pflegerischen Bereich auch Kosten gespart wurden, kann doch nicht ernsthaft falsch sein. Und auch unser sechzehnjähriger Sohn fände eine solche Initiative gut und sinnvoll.

Isabel Detje

Verlassen Sie die Hansestadt!

29./30. Juli: „Kunden müssen Handwerkern Plätze besorgen“

Als Handwerksunternehmen würde ich in Hamburg innerhalb des Ring 2, eventuell auch schon des Ring 3, gar keine Aufträge mehr annehmen. Für den Übergang einer Standortaufgabe (man muss ja schauen, in welcher Stadt man sich niederlassen möchte) würde ich mir die Parkplatzsuche im Stundenlohn von den Kunden bezahlen lassen. Auch für die Mitarbeiter könnte es vorteilhaft sein, der Wohnraum ist im Hamburger Umland deutlich günstiger. Was der Senat mit der Vernichtung von Parkraum überall in der Stadt anrichtet, soll der Bürger zu spüren bekommen. Das will der ideologiegetriebene Senat und der geneigte Wähler doch ganz offensichtlich so. Mit dem Transport auf dem Lastenrad kann man keine Heizung und kein Fenster auswechseln, keine Solarmodule installieren und keine Fassade dämmen und putzen. Andere Städte sind dagegen praktisch, mit Fahrzeugschein und Foto vom Auto, bekommt man Ausnahmegenehmigungen, mit denen man auch in Fußgängerzonen parken darf. Wir haben zuletzt für unsere 16 Fahrzeuge 800 Euro im ganzen Jahr gezahlt. Also liebe Kollegen und Kolleginnen, verlassen Sie die Hansestadt, Sie werden woanders dringend gebraucht und ganz offensichtlich braucht Hamburg auch keine Gewerbesteuereinnahmen.

Susanne Bohr

Keine Lobby für Pflegedienste

Warum wird beim Parken von externen Pkw in Anwohnerparkzonen nur an Handwerksbetriebe gedacht? Die sozialen Dienstleister, wie z.B. Pflegedienste haben doch dasselbe Problem, wenn sie ihre Klienten aufsuchen und dabei einen Pkw nutzen! Aber diese wichtigen Betriebe scheinen keine Lobby zu haben. Mit der Ausgabe von gebührenpflichtigen, befristeten Parkausweisen für externe Handwerksbetriebe und soziale Dienstleister zum Parken in Bewohnerparkgebieten könnte die Problematik doch unbürokratisch gelöst werden. Und überhaupt: Jetzt in der Urlaubszeit ist der Parkdruck in den Quartieren deutlich zurückgegangen. Es bestätigt sich, was durch Untersuchungen auch schon festgestellt wurde. Zum großen Teil werden die von Bewohnerinnen und Bewohnern abgestellten Pkw nur gelegentlich genutzt, z.B. zum Einkaufen, für Wochenendtouren oder Urlaubsfahrten. Der öffentliche Raum ist aber viel zu kostbar, um ihn mit selten genutzten Pkw zuzustellen. Für diese große Gruppe von Pkw-Besitzern müsste es preislich attraktive und leicht zugängige Carsharing-Angebote in den Quartieren geben, gerne in Kombination mit dem ÖPNV, um eine Mobilität ohne Besitz eines eigenen Pkw zu gewährleisten.

Arno Siebert, Hamburg-Barmbek

Ein visionärer Artikel

28. Juli: „Was wird aus Hamburg? Warum die Zukunft nicht am Hafen liegt. Der Schweizer Thomas Sevcik berät Metropolen. Er würde die Flächen im Zentrum der Stadt in Experimentierfelder verwandeln“

Ein unwahrscheinlich starker, visionärer Artikel! Aber leider wird sich in Hamburg nichts ändern, egal, wer regiert. In Hamburg fehlt der Wille etwas zu verändern, jedenfalls in dieser Größenordnung, und der Hafen wird weiter verlieren, alle wissen es, aber keiner reagiert. Schade, so wird Hamburg weiter „abgehängt“.

Norbert Chmielarz

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