Realsatirische Luxusdebatte

21. Juli: „Anwohner empört: ,Elbchaussee-Flair wird zerstört‘ In den Elbvororten gibt es massive Proteste gegen den Umbau der ,schönsten Straße der Welt ‘. Was hinter dem Aufruhr steckt“

Was für eine künstliche Empörung! Man sollte in Nienstedten die Kirche im Dorf lassen. Eine realsatirische Luxusdebatte um die Farbe von Kantsteinen! Auch ich bin an der Elbchaussee groß geworden und sehe im Rahmen der Baustelle das „gute“ alte Kopfsteinpflaster aus dem Untergrund wieder auftauchen, aber niemand will doch diese Art Flair wieder herstellen, obwohl es das wirklich wäre. Die Elbchaussee ist eine Hauptverkehrsstraße, die nach heutigen Maßstäben hergerichtet wird. Dazu gehört leider, dass die Gehwege noch schmaler geworden sind. Zwischen Stauffenbergstraße und Manteuffelstraße sind wir zur Schule gegangen. Heute kann dort kaum noch ein Kinderwagen geschoben werden. Das sind die wirklichen Probleme.

Winfried Paul Sdun

Keine Rücksicht auf Ästhetik

Dieser Senat, von den Grünen dominiert, wird in die Geschichte Hamburgs eingehen als die Regierung, die zugunsten eines Prozentteils der Bevölkerung, den Radfahrern, in Hamburg viel Schönes zugunsten von Radwegen vernichtet. Das fängt bei der Fällung alter Bäume an und hört bei der Umgestaltung von Straßenraum auf, wobei keine Rücksicht auf Ästhetik oder stadthistorische Werte genommen wird. Es wäre doch interessant zu wissen wie viele Radfahrer, auch im Winter hier den Radweg nutzen.

Dietlind Thiessen

War früher alles besser?

Ich kann die Kritik der Anwohner/-innen nicht nachvollziehen. Straßen werden in Hamburg nach etablierten technischen Standards gebaut. Die Behauptungen der Nienstedtener/-innen stimmen in keiner Weise. Insbesondere die Behauptung von Frau Ladiges, dass die Elbchaussee „über Jahre“ funktioniert haben soll, ist eine glatte Falschbehauptung! Zu dieser kann man leider nur kommen, wenn man die Elbchaussee nur mit dem Auto nutzt. Für Menschen zu Fuß oder mit dem Fahrrad funktionierte sie schon lange nicht. Zu wenig Platz. Man wurde auf dem Rad dicht und schnell überholt, genötigt, bedroht. Der Senat steht in der Pflicht, etwas für den Radverkehr auf dieser Achse zu tun, weil der Lückenschluss am Elberadweg ja durch die benachbarten Oevelgönner/-innen verhindert wurde. Übrigens: Wenn den Nienstedter/-innen die Historie so wichtig wäre: Warum setzen sie sich dann nicht als erstes für eine Sperrung der Elbchaussee für Autos ein? So war es nämlich „früher“, als ja angeblich alles besser war. Das hätte den Umbau verhindern und sehr viel Geld sparen können, weil der Radverkehr prima mit dem Verkehr der direkten Anlieger vereinbar gewesen wäre.

Julius Lang

...nun ist sie dahin

Es ist zum Verzweifeln! Ich bin täglich die schöne Elbchaussee gefahren – nun ist sie dahin. Traurig!

Christiane Metz

Das Ticket rechnet sich nicht

20. Juli: „Deutschlandticket in Hamburg: Alle Rekorde geknackt“

Auch in diesem Artikel wird wieder darauf hingewiesen, dass viele der mit dem Deutschlandticket unternommenen Fahrten eigentlich mit dem Auto unternommen worden wären. Auf diesen letzten Punkt möchte ich aus meiner ganz persönlichen Sicht eingehen und davon ausgehend auch gleich einen Vorschlag machen. Ich bin nach wie vor regelmäßiger Autofahrer, lasse aber durchaus ab und zu das Auto zugunsten des ÖPNV stehen aber eben nicht so oft, dass sich das Deutschlandticket für mich rechnen würde. Denn, da ich meist eine 9-Uhr-Tageskarte benötige, müsste ich unter Berücksichtigung des von mir genutzten online-Rabattes mindestens achtmal im Monat den HVV nutzen, und das ist nicht der Fall. Für derartige Fälle hat der HVV also noch kein dem Deutschlandticket vergleichbar günstiges Angebot. Und deshalb mein Vorschlag: Warum vereinfacht der HVV nicht auch für die übrig gebliebenen Einzelticket-Nutzer sein Tarifsystem radikal, indem zum Beispiel jede Einzelfahrt im Bereich des HVV in Zukunft einheitlich zwei Euro kostet? Das ganze komplizierte System mit Ringen und Zonen wäre überwunden, und der Erklärungsbedarf für Gelegenheitsfahrer ginge gegen Null. Der von mir für die Einzelfahrt vorgeschlagene Preis würde auch das Deutschlandticket nicht konterkarieren, denn für jeden regelmäßigen Nutzer kommen die gleichwertigen 25 Einzelfahrten im Monat schnell zusammen.

Eckart Westphalen

Vorschläge für die Gastronomie

20. Juli: „Restaurants bald deutlich teurer. Im Januar steigt die Steuer – das treibt die Preise weiter. Dehoga warnt vor Pleiten“

Selbst viele Jahre in der Gastronomie tätig, kann ich nur deutlich empfehlen, bei sieben Prozent Mehrwertsteuer in der Gastronomie zu bleiben. Wenn 19 Prozent dann für den Außer-Haus-Verkauf, also genau umgekehrt. Denn im Restaurant sind die Kosten höher durch u. a. Personal und Geschirr. Außerdem fiel mir auf, dass einige Abenteurer versuchen, Restaurants oder Restaurantketten zu eröffnen. Das ist natürlich legitim, aber wenig sinnvoll. Das Geld sollten einige sicherer anlegen und es sollte auch Vorschrift werden, dass nur eine Fachkraft ein Restaurant (mit-)eröffnen darf, z.B. ein Koch. Es sind viele Ketten pleite gegangen, haben aber Personal und Geld gebunden. Durch Corona mag sich dieser Trend abgeschwächt haben. Was die Kosten anbelangt, so sollte Überproduktion vermieden werden. Es werden in Deutschland etwa 15 Millionen Tonnen Lebensmittel entsorgt, auch in Restaurants und Bäckereien. Personaleinsparungen kann es auch geben durch Buffets (z. B. Salate) und Selbstbedienung.

Volker Posselt

Kassenärzte besser bezahlen

19. Juli: „Schwere Vorwürfe gegen Hamburger Gesundheitsbehörde. Es geht um den Verkauf einer kleinen Klinik. Linke fordert Aufklärung“

Es gehört zu den größten Fehlern der Gesundheitspolitik, dass Krankenhäuser durch den Aufkauf von Praxen so viel Einfluss gewinnen können. Das lässt sich auch nur politisch ändern. Man sollte lieber die miserable Bezahlung der Kassenärzte deutlich verbessern, dann würden auch gerne wieder selbstständige Ärzte in Stadtteilen wie Mümmelmannsberg Praxen aufmachen. Aber unter den gegebenen Bedingungen war der Verkauf der Praxisklinik Mümmelmannsberg an die Alanta-Health-Group für den Stadtteil und die Stadt vielleicht die beste aller schlechten Lösungen. Ich hatte jedenfalls nach der großen Razzia bei Alanta schon vor Jahren gewisse Zweifel, ob die Nutzung der schlechten Gesetzeslage wirklich einen Straftatbestand ausmacht. Wie viele andere aus der Medizin-Szene bin ich seitdem sehr gespannt auf das Ergebnis der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen. Eigentlich müsste doch langsam ein Ergebnis vorliegen. Vielleicht ist das Ganze aber ja auch nicht so sehr ein Problem der Gesundheitsbehörde, sondern eines der vielen Probleme der Justizsenatorin Gallina, die die chronische Überlastung ihrer Mitarbeiter offensichtlich nicht in den Griff bekommt. Die Linke wäre deshalb gut bedient, bevor sie einen Untersuchungsausschuss fordert, die Ergebnisse der Strafverfolgungsbehörden abzuwarten. Die Unschuldsvermutung gilt ja auch für die Firma, die ja durchaus ihre Verdienste hat. Sollte an den Vorwürfen nichts dran sein und diese z.B. nur auf Hinweisen von Konkurrenten beruhen, wäre der Schaden auch für die Stadt sehr groß. Man sollte daher lieber die staatsanwaltschaftlichen Untersuchungen abwarten, ehe man die Gesundheitsversorgung in Mümmelmannsberg weiter gefährdet.

Dr. med. Matthias Soyka

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