Deutschland im Schlaraffenland

17. Juli: „Viele Hamburger haben weniger als 500 Euro für den Sommerurlaub. Mehr als jeder Vierte bleibt zu Hause“

Wenn man sein politisches Interesse nicht nur auf das eigene Land konzentriert, sondern auch über den Tellerrand hinausschaut, dann kann man über den Aufmacher auf Seite eins und den Leitartikel von Herrn Haider nur den Kopf schütteln. Im internationalen Vergleich lebt Deutschland urlaubstechnisch im Schlaraffenland. Nirgendwo sonst, außer vielleicht in den Beneluxstaaten, können sich so viele Mensachen Urlaubsreisen leisten wie hier. Und bei diesen Vergleichen meine ich nicht Entwicklungsländer, sondern die hoch entwickelte Länder wie die USA, Kanada, Australien oder Japan, um nur einige Beispiele zu nennen. Ein solches Thema würde es in keinem der genannten Länder auf die Titelseiten schaffen. Wenn jetzt schon die Tatsache, dass nicht 100 Prozent der Bevölkerung jedes Jahr in Urlaub fahren kann, als Beweis für die angebliche soziale Spaltung des Landes herhalten muss, dann sind wir angesichts dieses Anspruchsdenkens wirklich nicht mehr zu retten.

Bernd Plath

Ein berührender Bericht

17. Juli: „,Wie schön, gemeinsam am Leben zu sein‘. Exklusiv: Kultursenator Carsten Brosda schreibt über Bruce Springsteen im Volksparkstadion“

Herr Brosda! Was für ein schöner, berührender Bericht über das Konzert von Bruce Springsteen. Man fühlt die Stimmung beim Lesen. Danke!

Inka Habben-Goebels

Unpassender Vergleich

15./16. Juli: Hamburger KRITIken: „Kriegsbewegt, friedenserstarrt. Streubomben für die Ukraine und Bruch des Abkommens – auch Freunde brauchen Widerworte“

Die Kriegsbegeisterung im August 1914 in weiten Teilen des Deutschen Reiches und in etlichen anderen europäischen Staaten war im Kern so anders als die heutige Unterstützung für die Ukraine. Daran ändert sich auch nichts dadurch, dass Matthias Iken in seinem Kommentar auf Unterschiede hinweist. Denn die in dem Artikel immer wieder gezogenen scheinbaren Parallelen schaffen trotz der von ihm erwähnten Unterschiede eine Nähe zu der Begeisterung für einen sinnlosen Krieg. In der wohl überwiegenden Meinung in Deutschland wird ein Verteidigungskrieg der Ukraine gegen einen übermächtigen Aggressor unterstützt, und die finanzielle Hilfe sowie die Lieferung von Waffen für richtig empfunden. Es besteht kein Zweifel: Deutschland und viele andere Staaten stehen aufseiten der Ukraine, ohne Kriegspartei zu sein. Dies geschieht aus guten Gründen, denn nicht immer in der Geschichte ist es so klar wie in diesem Krieg, wer der Aggressor und wer der Angegriffene ist. Von einer Kriegsbegeisterung kann nicht die Rede sein, es herrschte und herrscht vielmehr Entsetzen, dass ein solcher Krieg im 21. Jahrhundert vom Zaun gebrochen wurde. Vor diesem Hintergrund ist der vorgenommene Vergleich in jeder Hinsicht unpassend.

Reinhard Wagner

Im „Irgendwo“ der Ukraine

Ihre eigenwilligen Kommentare schätze ich ungemein. Aber Ihre Widerworte gegen den Streubombeneinsatz verkennen leider den entscheidenden Unterschied zwischen dem Einsatz übler Waffen auf fremden Territorium durch Russland und dem notgedrungenen Einsatz auf eigenem Territorium durch die Ukraine. Notgedrungen, mangels anderer geeigneter Munition! Es gibt ein Nato-Verfahren zur Dokumentation bei Ausbringung dieser problematischen Munition. Diese ermöglicht die spätere Räumung von Blindgängern mit großer Zuverlässigkeit. Die russischen Bomblets hingegen liegen im „Irgendwo“ des angegriffenen Landes. Just diesen Unterschied herauszuarbeiten, hätte ich mir von Ihnen erhofft.

Thomas Trost, Oberst a.D.

Ein Volk der guten Nachbarn?

Danke, für Ihre Stimme der Vernunft in diesen kriegsbegeisterten Zeiten. Ich kann es gar nicht glauben, wie sich unser Land als willfähriger Handlanger in einen Krieg hineinziehen lässt. Abweichende Meinungen zu diesem Weg hört man kaum noch und einen politischen Diskurs, der einer Demokratie würdig wäre, gibt es gar nicht mehr. Ich habe wirklich geglaubt, dass der simple Satz von Willy Brandt „wir wollen ein Volk der guten Nachbarn sein“ ein wesentlicher Pfeiler unserer Außenpolitik ist. Wie war es möglich, in unserem friedensbewegten Land in so kurzer Zeit solch eine bedingungslose und unreflektierte Kriegsbegeisterung zu schüren? Das alles macht mir Angst.

Heike Krüger

Die Politik macht Murks

14. Juli: „Experten fordern Umdenken bei Sternbrücke“

Vielen Dank für die Klarstellung, wer die Schuldigen sind beim Murks um die Sternbrücke: Es ist die Politik. Die Verkehrsbehörde richtet sich nach wie vor nach dem jahrzehntealten Bebauungsplan, der für die Stresemannstraße eine Gesamtbreite von 26,50 Meter vorgibt. Dass diese Breite erst mit dem Abriss einiger Altbauten durchgehend zu erreichen wäre: egal. Dass die Aufweitung der Kreuzung an der Sternbrücke nur an dieser Stelle also wenig Sinn macht: auch egal. Der Erste Bürgermeister sprach vor einigen Wochen bei einer Veranstaltung davon, dass er Ziele doof fände. Toll klingende Ziele, was Klimamaßnahmen angehe, könne jeder haben. Er würde konkrete Pläne vorziehen, konkret durchführbare Handlungen, die zeigen, dass Hamburg auf dem richtigen Weg ist, seine Klimaziele zu erreichen. Hier wäre eine konkrete Maßnahme für Peter Tschentscher: Die Verkehrsbehörde aufzufordern, das Aufweitungsverlangen für die Stresemannstraße zurückzunehmen.

Stephan Pflug

Viertagewoche für Ärzte?

14. Juli: „Viertagewoche: Hamburg soll bundesweit Vorreiter werden“

Zu Beginn meines Arbeitslebens habe ich die Einführung der Fünftagewoche (bei 48 Std./Wo.) schon als großen Fortschritt angesehen. Aber die Zeiten haben sich verändert: Während wir uns damals noch mit unserem Arbeitgeber und der übertragenen Arbeit identifizierten, wird Arbeit heute als „Job“ angesehen und damit in meinen Augen abgewertet. Die neue Entwicklung zur Viertagewoche würde doch dem überall propagierten Arbeitskräftemangel entgegenkommen. Herrlich! Das Problem wäre gelöst, wenn Geschäfte, Restaurants, Behörden und Ärzte konsequenterweise auch nur noch vier Tage öffneten, Handwerker würden auch nur noch an vier Tagen arbeiten... Aktenstapel würden noch schneller wachsen, Wartezeiten auf Arzt- und Handwerkerterminen würden sich weiter verlängern. Kann das gewollt sein? Es wäre zwar eine Entschleunigung, aber auch der Anfang des wirtschaftlichen Zusammenbruchs! Und zusätzlich würde vermutlich der Urlaubsstress durch Kurzreisen zunehmen, denn richtig auszuspannen haben die meisten Menschen in unserer schnelllebigen Zeit leider verlernt.

Reinhard Tetzlaff, Niendorf

Das verstehe ich nicht...

Mit über 80 Jahren akzeptiere ich, dass ich nicht jede neue Entwicklung gleich verstehe. Aber kann mir bitte jemand die Viertagewoche bei vollem Lohnausgleich erklären? Wenn man ein Stück Torte aus dem ganzen Kuchen schneidet, ist da eine Leerstelle, fehlt das dem Ganzen. Ich habe noch die 48-Stunden-Woche an sechs Werktagen bei drei Wochen Urlaub erlebt. Wunderbar, die folgende Entwicklung bei steigenden Löhnen. Aber nun muss es meines Erachtens bei dem großen Arbeitskräftemangel in die andere Richtung gehen. Das wäre für mich logisch. zwei Wochenstunden mehr, drei Urlaubstage weniger.

Traute Krämer

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