Es gibt genug Ingenieure

13. Juli: Leitartikel: „Schluss mit dem Eiertanz. Die Klimakrise ist da. Wir brauchen den Mut, das endlich anzuerkennen“

Sie treffen den Nagel auf den Kopf – nur in einem Punkt muss ich Ihnen widersprechen: Wir brauchen zur Bekämpfung der Klimakrise nicht die schlauesten Köpfe und auch nicht noch mehr Ingenieure und Wissenschaftler. Die haben ihre Arbeit längst getan – aber offensichtlich ist die Botschaft in der Bevölkerung immer noch nicht angekommen: Mit unserem Lebensstil überziehen wir die Ressourcen des Planeten! Es lässt sich also nur durch eine Veränderung der Lebensweise etwas ändern, das ist hinreichend bekannt: Emissionen reduzieren bei Verkehr, Bauen, Wohnen, Arbeit, Freizeit. Sobald es aber um konkrete Maßnahmen geht, wird’s leider schwierig: Es fehlen Schilder für das Tempolimit, der Heizungshammer schlägt zu, das Dienstwagenprivileg ist für die Autoindustrie ganz wichtig und auf die jährliche Flugreise kann natürlich auch niemand verzichten. Und da sind sich leider viele Bürger, viele Politiker, die Lobbyisten, die Industrie und die Boulevard-Presse einig. So wird das nichts – da helfen auch keine Ingenieure. Was man braucht, ist ein gemeinsames Narrativ aller dieser Akteure, und das ist eine Frage der Kommunikation und der Gemeinschaft. Zur Lektüre empfehle ich „Celsius“ von Marc Elsberg – in dem dort beschriebenen Szenario ändert sich erst dann etwas, als die Katastrophen noch deutlich intensiver werden, als wir es derzeit erleben. Und auch dann agieren immer nur die direkt betroffenen Parteien. In meinen Augen leider ein allzu realistisches Szenario – mit einem bösen Ausgang.

Dr. Stefan Möller

Carlo ist eine Institution

13. Juli: „Live-Verbot für Carlo von Tiedemann. Kultmoderator soll nur noch vorproduzierte Sendungen für NDR 90,3 liefern – und wehrt sich“

Ich bin sprachlos. Carlo ist eine Institution, eine Kultfigur, ein Unterhaltungstalent, eine Legende. Und mehr als das: Viele ältere Menschen, die einsam, zum Teil bettlägerig zu Hause oder in Heimen liegen, erfreuen sich an seiner fröhlichen Moderation. Er ist wie ein Freund und Zeitbegleiter für sie geworden. Ich weiß das von Nachbarn und Besuchen in Heimen. Haben sich die Verantwortlichen mal überlegt, welche emotionale Bedeutung Carlo für diese Menschen hat? Ich hoffe, es wird große Proteste der Hörer geben und dass dann die Entscheidung überdacht wird.

Regina Grabbet

Es fehlen Betreuungsplätze

12. Juli: „Ehegattensplitting entzweit Ampel-Parteien. FDP bekräftigt Kritik an Klingbeil-Vorstoß zur Abschaffung“

Das Ehegattensplitting abzuschaffen, taugt lediglich dazu, die Steuerlast von Ehepartnern zu erhöhen. Ginge es darum, Frauen stärker in den Arbeitsmarkt zu bekommen, müssten zunächst einmal geeignete Maßnahmen dafür geschaffen werden. Das Kinderförderungsgesetz ist bereits am 16.12.2008 in Kraft getreten. Danach gilt seit dem 01.08.2013 der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz ab dem vollendeten ersten Lebensjahr. Bis heute ist es nicht gelungen, allen suchenden Eltern einen Betreuungsplatz in nicht allzu großer Entfernung von ihrer Wohnung für ihre Kinder zur Verfügung zu stellen. Wie soll eine Mutter eine angemessen bezahlte Vollzeitstelle annehmen, wenn sie Kinder zu Hause betreuen muss? Und vielleicht gibt es auch noch viele Arbeitgeber, die trotz Antidiskriminierungsgesetz letztendlich lieber einen Mann einstellen als eine Frau, weil sie im gebärfähigen Alter ist? Weil sie kleine Kinder zu Hause hat, die krank werden können und Betreuung zu Hause brauchen? Es wird im Land viel Geld verschwendet für unsinnige und überflüssige Projekte. Der Bund der Steuerzahler belegt diese jährlich in seinem Jahrbuch für Steuerverschwendung. Für diese Projekte wird kein Politiker jemals zur Rechenschaft gezogen. Man kann ja aus dem Vollen schöpfen. Und wenn es nicht reicht, werden die Steuern erhöht. Warum fühlt sich kein Politiker verantwortlich, endlich das Problem der Kinderbetreuung in ausreichendem Maße in Angriff zu nehmen und damit auch viele Frauen in eine auskömmliche Arbeit zu bringen? Dazu könnte auch gehören, Firmen ab einer bestimmten Größe zu verpflichten – eventuell mit Hilfe von Steuergeld – Kinderbetreuung anzubieten. Idealerweise auch für Kinder aus der Nachbarschaft. Frauen in eine angemessen bezahlte Arbeit zu bringen, würde sowohl die Rentenkassen entlasten als auch die Altersarmut von Frauen beseitigen.

Karin Lesser, Hamburg-Rissen

Augen öffnen, Täter benennen

12. Juli: „Häusliche Gewalt: Diese Zeichen sind ein klares Warnsignal. Die registrierte Gewalt von Partnern oder in Familien ist auf einem Höchststand. Aber viele Betroffene melden die Fälle nicht. Was können Freunde tun?“

Das ist schon erstaunlich: Die Politik kümmert sich um Gendersprache, thematisiert sexuelle Identitäten – aber elementare Rechte (körperliche Unversehrtheit und ähnliches) von Frauen spielen keine Rolle. Im Gegenteil: Frauenhäuser werden geschlossen, Rap-Texte werden immer frauenfeindlicher, die Zahl der Familien in diesem Land mit gewalttätigen Strukturen nehmen zu, Täter kommen selten in Haft oder werden nicht abgeschoben. Das kann man nur als zynische Politik verstehen, zumal die Zuwanderung junger, bildungsferner, sexistischer Männer aus dem arabischen Raum immer weiter zunimmt. Darüber spricht man aber nicht – und erweckt so den Eindruck alle Männer würden gewalttätiger – das ist aber falsch. Es ist Zeit, die Augen zu öffnen und Täter als solche zu benennen und zu sanktionieren – Handeln statt Gendersprache!

Chris Beckmann

Regulierung für den Patienten

11. Juli: „Lauterbach rechnet mit vielen Klinik-Schließungen. Bund und Länder einigen sich auf Krankenhausreform – Gesundheitsminister: Für kurzfristige Finanzhilfen fehlt das Geld“

Die Fallpauschalen werden abgeschafft. Eingeführt wurden sie von Ulla Schmidt und ihrem Chefberater – Karl Lauterbach! Er ist ein überzeugter Modellierer, der offensichtlich mehr von Zahlen versteht als von menschlichen Verhaltensweisen. Seine gut gemeinten Regulierungen im Gesundheitssystem wurden immer wieder unterlaufen: So kam es zur Regulierung der Regulierung der Regulierung… Bis kein Mensch mehr das System verstand, bis auf ein paar Findige, die massiv davon profitierten. Der Patient mutierte zum Klienten, das System wurde dysfunktional. Möge die neue Regulierung den Patienten zugute kommen und den Ärzten, die den Patienten im Mittelpunkt ihres Tuns sehen.

Dr. Ursula Augener

Verantwortung wird delegiert

10. Juli: „Flugkapitän klagt: ,Hamburg hat schlimmsten deutschen Airport‘. Verspätung durch langsame Kontrolle und Beladung: ,Vor allem am Wochenende eine Katastrophe‘“

Seit weit über einem Jahr reißen die Missstände am Hamburger Flughafen nicht ab. Die Schlangen vor der Sicherheitskontrolle reichen zum Teil bis weit vor die Gebäude. Stundenlange Wartezeiten am Kofferband sind auch keine Seltenheit. Vom Flughafen hingegen vernimmt man seitdem als einziges Mantra, dass die Verantwortung bei der Bundespolizei läge, Personalknappheit. Darüber hinaus möge man rechtzeitig erscheinen und sich auf die Sicherheitskontrolle vorbereiten. Die Verantwortung für die Missstände wird vollständig delegiert. Gleichzeitig werden gestiegene Passagierzahlen und ein erweitertes Angebot an Flugzielen als Erfolg des Flughafen-Managements gefeiert – was auch das Hamburger Abendblatt kräftig unterstützt. Dabei ist der Flughafen bereits heute organisatorisch und kapazitativ völlig überfordert.

Dr. Jost Schwaner

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