Nachteil für die Innenstadt

5. Juli: „Hier verschwinden die Parkplätze“

Herr Tjarks hält sich endlich daran Auskunft zu geben, wie dies auch die anderen Behörden in einer zur Transparenz verpflichteten Großstadt tun. Da sich jedoch die Koalitionspartner SPD und Grüne die Stadtentwicklung und die Verkehrsentwicklung untereinander aufgeteilt haben, kann Herr Tjarks verschweigen, dass mit dem Bau des HafenCity-Einkaufszentrums den Besuchern zum Shoppen mindestens 1500 Stellplätze zur Verfügung gestellt werden. Das bedeutet, dass neben der immer autoärmeren Innenstadt, das anachronistische Gegenmodell eines autogerechten Einkaufszentrums in der HafenCity aus dem Boden gestampft wird. Der schon jetzt Not leidende Einzelhandel rund um Mönckeberg- und Spitalerstraße wird sich bedanken, ganz abgesehen von der Umweltbelastung durch das erhöhte Verkehrsaufkommen von Anliefer- und Besucherverkehr in der angeblich so kinderfreundlichen HafenCity.

Bruno Brandi

Ohne Autoverkehr geht es nicht

5. Juli: Kommentar „Autopolitik mit Augenmaß. Es ist richtig, die Zahl der Parkplätze zu reduzieren“

Nun verweist auch der ansonsten vernünftige Herr Iken auf die Kopenhagener und Amsterdamer Verkehrspolitik als leuchtendes Vorbild. Dabei wird verkannt, dass Hamburg eine Fläche von 755 Quadratkilometern hat, während Kopenhagen 180 sowie Amsterdam 219 Quadratkilometer haben. In solchen „Kleinstädten“ den Fahrradverkehr zu organisieren, sagt nichts aus über derartige Möglichkeiten in Hamburg, das 4,2-mal größer als Kopenhagen und 3,4-mal größer als Amsterdam ist. Hamburg dehnt sich vom Hauptbahnhof in alle Richtungen über jeweils 20 Kilometer aus. Wie soll diese Fläche mit Fahrradverkehr abgedeckt werden? Mit zwei bis drei Stunden Radfahren am Tag? Auch bei Regen und im Winter? Auch für alte und eingeschränkte Menschen? Wie will der ÖPNV mit dem Auto konkurrieren, wenn z.B. die S-Bahn von Blankenese zum Hauptbahnhof 26 Minuten benötigt, Fußweg zur Bushaltestelle, Busfahrt zum Bahnhof, Umsteige- und Wartezeiten hinzukommen, insgesamt also eine knappe Stunde benötigt wird, während das Auto in 30 Minuten von Tür zu Tür fährt? Ohne Autoverkehr geht es in einer Großstadt wie Hamburg nicht. Dem muss eine ideologiefreie Verkehrspolitik Rechnung tragen.

Axel Neelmeier

Parkhaus schon vormittags voll

Jeder einzelne weggefallene Pkw-Stellplatz ist einer zu viel. Wenn Matthias Iken wieder einmal den Vergleich mit Kopenhagen zieht, so führt das in die Irre. Hamburg ist auf einer Grundfläche mehr als viermal so groß wie Kopenhagen und hat auch mehr als dreimal so viele Einwohner. Da kann man in Kopenhagen durchaus mit dem Fahrrad schnell mal irgendwohin fahren. In Hamburg ist das eben nicht der Fall. Auch der Umstieg auf Bus und Bahn ist in der Regel nicht sehr zu empfehlen. Ich musste von Schnelsen nach Lurup und brauchte mit dem Bus deutlich mehr als eine Stunde. Mit dem eigenen Auto brauche ich dorthin nicht mehr als eine halbe Stunde. Es ist nachgewiesen, dass die Zahl der zugelassenen Pkw ständig steigt. Aber kein Mensch kauft sich ein Auto, um es auf der Straße oder dem eigenen Grundstück einfach stehen zu lassen, sondern weil er es braucht. Das von Herrn Iken beschriebene Überangebot an Parkhäusern in der Innenstadt kann ich aus eigener Erfahrung nicht bestätigen. Zweimal in der Woche fahre ich mit meinem Auto in die Innenstadt und versuche im sechsgeschossigen Parkhaus der Europa-Passage zu parken. Häufiger bleibt es bei dem Versuch, weil schon vormittags das Parkhaus vollständig besetzt ist. Und dann beginnt die Suche, für die ich oft mehr als eine halbe Stunde brauche und die nicht nur äußerst lästig, sondern auch umweltschädlich ist. Nein, gute Verkehrspolitik geht anders.

Bernd Glodek

Erst den ÖPNV verbilligen

„Autohasser“ ist ein Begriff, der in Bild-Zeitung-Manier die CDU in bestimmten Kreisen verankern soll, falls nicht schon lange geschehen. Er geht auch an der berechtigten Motivation Anjes Tjarks vorbei, das Geschehen auf den Straßen zu entspannen und den Öffentlichen Nahverkehr zu stärken. Nur wird leider der zweite Schritt vor dem ersten getan: Bevor die Parkplätze verknappt werden, müsste der ÖPNV verbilligt und nicht weiter verteuert werden. Weiter müssten unter anderem die Parkgebühren insbesondere in der Innenstadt weiter erhöht werden wie in vergleichbaren europäischen Großstädten. Auch ein sinnvoll gestaltetes Anwohnerparken wäre ein Schritt in die richtige Richtung. Und: Hunderte Campingmobile blockieren in allen Stadtteilen wertvollen Parkraum. In einseitig bebauten Straße stehen oft mehrere hintereinander und die Anwohner haben das Nachsehen. Zur Ermittlung genauer Zahlen wäre eine Kleine Anfrage zu empfehlen, in deren Folge dann beispielsweise eine längenabhängige Gebühr von mindestens 100 Euro monatlich für ein Campingfahrzeug von über sechs Meter Länge eingeführt werden sollte. Und für viele Landwirte im weiteren Umkreis wäre die Vermietung von Stellplätzen ein willkommenes Zusatzeinkommen.

Dr. Klaus Schmeding, Hamburg

Nicht zu Ende gedacht

4. Juli: „Prepaid Card: HVV schafft Bargeld im Bus ab. Tickets können jetzt mit Karte bezahlt werden“

Wie so vieles im HVV ist auch diese Karte nicht praktikabel. Wenn ich zusammen mit meiner Oma fahre, die damit Schwierigkeiten haben könnte, kann ich zwar zwei Karten lösen. Unsere Wege dürfen sich aber später nicht trennen, weil ich ihr ihre rein digitale Fahrkarte nicht mitgeben kann. Und wenn ich selbst eine solche digitale Fahrkarte für eine Dienstreise zum Flughafen brauche, kann ich sie nicht abrechnen, weil die Personalabteilung ein besonderes Lesegerät bräuchte.

Martina Walbusch

Das ist kein Service

Alte Leute vom Dorf zwingen, sich erst einmal in der Stadt eine Karte zu holen und darauf viel Geld einzuzahlen, um dann Bus fahren zu dürfen, hat nichts mit Service zu tun. Und um am Ende übrig gebliebenes Guthaben zurückzubekommen, muss man dann noch einmal in die Stadt und betteln. Geht’s noch?

Hildegard Appuhn, Börnsen

Zu wenig Zeit für die Kinder

1./2. Juli: „Kinderärztinnen warnen: Eltern schätzen Krankheiten falsch ein“

Wie sollen denn Eltern den Gesundheitszustand ihrer Kinder im Krankheitsfall beurteilen können, wenn sie kaum noch Zeit mit ihrem Nachwuchs verbringen? Es ist doch inzwischen die Regel, dass Kinder nach ihrem ersten Lebensjahr (manchmal sogar noch früher!) die überwiegende Zeit des Tages fremdbetreut sind. Diese Praxis fällt uns nicht nur in Bezug auf überfüllte Arztpraxen auf die Füße. Ob es um die fehlende Lesekompetenz oder viele andere Probleme von Kindern geht, die es früher so nicht gab. Wenn den Eltern gesellschaftlich und politisch gewollt immer mehr Verantwortung und Kompetenzen abgenommen werden, kommt es zu solchen Problemen.

Yvonne Bergemann

Gutes und Schlechtes

1./2. Juli: „Heizungsgesetz: Ampel einigt sich“

Gut, wenn man sich einigt. Schlecht, wenn Handwerker die Geräte, die nicht verfügbar sind, nicht einbauen können. Ein Gesetz, das Neubauten betrifft, macht Sinn. Ein Gesetz, das Alt-Bauten in Neubauten verwandelt, ist Wunschdenken. Auf jeden Fall kommen auf den Bürger immense Kosten zu. Der Eine oder Andere wird in Zukunft wohl zur Miete wohnen.

Dieter Sachse

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