… Schweigen ist Gold

19. Juni: „Erste Forderung nach Absage von Rammstein-Konzert“ und 19. Juni: „Fall des 14-Jährigen empört Politik. Dennis Gladiator (CDU) greift wegen fehlender Zuständigkeiten SPD und Grüne an“

Mehrere wörtliche Zitate im Abendblatt belegen, dass Deutschland sich leider immer mehr davon entfernt Rechtsstaat zu sein, was mich als Richter a. D. besonders betrübt. Der Antisemitismusbeauftragte Felix Klein äußert sich „unabhängig davon, ob die Vorwürfe gegen Till Lindemann sich bewahrheiten“ und legt eine Absage der Rammstein-Konzerte nahe. Der Bürgerschaftsabgeordnete Dennis Gladiator sieht eine Mitschuld bei den Hamburger Behörden, „wenn seine nächste Straftat passiert“, obwohl der 14-Jährige keine Straftat beging, sondern freigesprochen wurde. NRW-Innenministerin Daniela Behrens sagt bezüglich der Armbrust-Schüsse in Peine, es gelte, „die Hintergründe dieser feigen Tat aufzuklären.“ Sie kennt die Hintergründe nicht, aber weiß, dass es sich um Feigheit handelte. Wenn die drei Genannten doch geschwiegen hätten!

Martin Weise

CO2-Verbrauch? Egal...

17./18. Juni: „Homeoffice am Urlaubsort – das erlauben Hamburger Firmen. Große Abendblatt-Umfrage bei Airbus, Beiersdorf, Otto und anderen Unternehmen. Die Regeln fallen sehr unterschiedlich aus“

Es ist doch schon seltsam, die junge Generation möchte zum Arbeiten an den Strand von Mallorca oder Ibiza oder vielleicht doch gleich mal schnell nach Bali. Ein Kurztrip nach Barcelona ist dabei auch noch drin. CO2-Verbrauch? Egal, wie es scheint. Aber uns, der älteren Generation, Umweltzerstörung vorwerfen und Verzicht predigen – dabei kann ich mich nicht erinnern, zum Arbeiten mal eben so zum Spaß ins Ausland geflogen zu sein. Und wir, aus der ehemaligen DDR, sowieso nicht. Sogar die Firma Reemtsma möchte dies ihren Mitarbeitern einräumen. Was meint denn unsere Klimapredigerin Frau Neubauer dazu? Unsere wohlstandsverwöhnten jungen Leute zieht es zurück zu ihren Wurzeln. Ist wohl doch nicht so einfach, das gewohnte Luxusleben herunterzuschrauben.

Marina Schulz, Winsen

Von der „Ampel“ enttäuscht

17./18. Juni: „Schumachers Woche: Zur Halbzeit kommt der neue Scholz“

Herr Schumacher trifft süffisant in seiner Kolumne den berühmten Nagel auf den Kopf. Es ist schon auffallend, wie Herr Scholz schmunzelnd und händereibend, seit neuestem mit Ehefrau Britta, auf dem politischen Parkett erscheint. Der Krieg in der Ukraine, das neue Heizungsgesetz, Inflation, Rezession, das Klima scheinen Herrn Scholz kaum zu tangieren. Es wird geschmunzelt und sich die Hände gerieben. Leider fühle ich mich persönlich von unseren derzeitigen Politikern mit unseren Sorgen nicht genügend ernst genommen. Ich fühle mich geradezu von ihnen drangsaliert durch das neue Heizungsgesetz, die Krankenreform etc. Ich empfehle unseren Politikern sich dringend unter das Volk zu mischen, dann würden sie schnell merken, dass hier große Angst herrscht. Aber es ist natürlich ganz wichtig für unsere Politiker in jeder Situation ein gutes Bild abzugeben, deshalb wird viel Geld für Visagisten und Fotografen ausgegeben, bezahlt vom Steuerzahler natürlich! Mir schwebt da eine Werbung immer vor Augen, die es vor vielen Jahren gab für Haarspray! „Heute Berlin, zwei Stunden später Paris und vier Stunden später New York. Aber die Frisur hält.“ Ich will kompetente Politiker, die sich an ihren Eid halten, nämlich „zum Wohle des deutschen Volkes“ und keine Fotomodelle und keine Dressmänner. Auch ist es mir völlig egal, was für ein Kleid/Anzug von welchem Designer unsere Ministerinnen und Minister bei Veranstaltungen tragen. Hoffentlich kommt es nie wieder zu einer derartigen Situation wie 2017 in Hamburg, wo Chaoten einen ganzen Stadtteil zerlegten und Herr Scholz als damaliger Bürgermeister lieber in der Elphi bei den Großen der Politik blieb, anstatt sich um seine Hamburger Bürger zu kümmern. Auf die von Herrn Scholz versprochene Führung wird immer noch gewartet. Und dann ist da noch der Cum-Ex-Skandal. So ist eine Wiederwahl nicht zu schaffen. Persönlich bin ich von der Ampel-Regierung nur noch enttäuscht.

Ingrid Kallbach

Der Senat wollte es so

17./18. Juni: „In Niendorf ist StadtRad ein Ladenhüter. Bescheidene Ausleihzahlen. Bewohner klagen über fehlende Abstellmöglichkeiten. Verkehrsbehörde kontert Kritik“

Das Erfolgsrezept ist doch durch die Geschäftsmodelle der stationsungebundenen Anbieter kaputt gemacht worden. Überall stehen oder liegen Roller und Bikes herum. Diese Anbieter müssen nichts in ihre Infrastruktur investieren und nutzen „wild“ den öffentlichen Raum, während StadtRad aufwändige Stationen mit Leihterminal vorhält. Das geordnete StadtRad Leihkonzept wird durch ein „use and waste“ der Mitbewerber torpediert. Aber der Senat bzw. die Bezirke wollten es ja so.

Martin Kleinert

Mehr Fahrgäste mit Stadtbahn

16. Juni: „U-Bahn und Bus: 100 Millionen Fahrgäste mehr. Hochbahn knüpfte im Jahr 2022 an Vor-Corona-Zeit an. Dennoch braucht sie Geld vom Staat, auch für Projekte wie die U5“

Ohne die heutigen Leistungen der Hochbahnerinnen und Hochbahner zu mindern und die Belastungen der Pandemie auszublenden, sei ein Blick zurück in ältere Geschäftsberichte der Hochbahn erlaubt. Auch wenn der heutige Senat es anders darstellt: Über Jahrzehnte war die Straßenbahn das Hauptverkehrsmittel in Hamburg. Sie stand aber einer autogerechten Stadt im Wege. 1958 war der Wiederaufbau nach dem Weltkrieg beendet, der politisch gewollte Abbau der Straßenbahn stand bevor. In jenem Jahr beförderte die Hochbahn 442 Millionen Fahrgäste, davon allein durch die Straßenbahn knapp 249 Millionen auf einem Streckennetz von 296 km. Es wurde ein Reingewinn von 1,349 Millionen DM erzielt. Ab 1973 begann die bis heute andauernde Verlustphase. Es liegt nahe, hierin einen Zusammenhang zu sehen mit der Abschaffung der Straßenbahn und einer Verkehrspolitik, die auf Massenmotorisierung und weniger komfortable Busse setzte. Angesichts der Personalknappheit sollte nicht verdrängt werden, dass eine moderne Straßenbahn mindestens drei bis vier Stadtbusse ersetzt. Aber die SPD ist weiter damit unterwegs eine moderne Straßenbahn als zu teuer und wenig leistungsfähig darzustellen, wider besseres Wissen. Und der grüne Verkehrssenator Tjarks macht sich diese Unwahrheiten zu eigen. Alles, um die sündhaft teure U 5 zu rechtfertigen.

Lutz Achilles

Nichts mehr los in der City

16. Juni: „Kinderboutique: ,Pop-up-Stores gefährden kleine Läden‘. Das Geschäft ,Mary Poppins‘ leidet unter dem Abverkauf günstiger Kindermode um die Ecke – und ist nun in ,großer Sorge‘“

Das Problem sind nicht nur die Pop-up-Stores … Inzwischen gibt es in jeder Stadt die gleichen Läden – das ist leider grottenlangweilig. Kein Wunder, dass in der Innenstadt nichts mehr los ist. Ich gehe schon seit Jahren dort nicht mehr einkaufen. Jetzt beginnt das gleiche Problem in den Stadtteilen. Die großen Firmen bekommen ihre Überproduktion nicht mehr verkauft, verramschen ihre Ware in den Pop-up-Stores und ruinieren damit die kleinen Boutiquen. Erschwerend kommen noch die völlig überteuerten Gewerbemieten dazu, die sich kleine Läden nicht leisten können. Bald wird sich das ganze Geschäft noch mehr ins Internet verschieben. Und die schönen kleinen persönlichen Boutiquen, die nicht mit der langweiligen Einheitsware bestückt sind, werden aussterben.

Karin Gloraine

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