Ärzte gehen in die Schweiz

25. Mai: „Hamburg fehlen immer mehr Hausärzte – das sind die Folgen. Schon 20 Praxen unbesetzt“

Danke, für diese lesenswerten Artikel bezüglich der Hausärzteknappheit! Es fehlen jedoch nicht nur Hausärzte. Auch für Fachärzte findet man immer seltener zeitnahe Termine. Einen Aspekt lassen Sie in Ihren Artikeln jedoch völlig außer Betracht: Unsere Nachbarn, die Schweizer, bilden nur ca. 30 Prozent aller benötigten Akademiker selbst aus. Warum auch? Man kann doch kostenfrei – bestens ausgebildete – Ärzte, Architekten, Betriebswirte usw. aus den umliegenden gleichsprachigen Ländern, wie Deutschland/Österreich, Frankreich oder Italien mit hohen Lohnangeboten abwerben. Ein Medizinstudium kostet dem deutschen Steuerzahler sehr viel Geld. Und dann lassen wir die gut ausgebildeten Akademiker ziehen, ohne eine Ablösesumme zu verlangen. In vielen Betrieben ist es seit langem üblich, bei kostenloser, betrieblicher Ausbildung eine Mindestverweildauer bereits im Ausbildungsvertrag festzuschreiben. Wird diese nicht erfüllt, wird eine Ablösesumme fällig.

Elfi Schröder

Stuttgart 21 lässt grüßen

25. Mai: „U 5-Kostenschock: Tjarks unter Druck“

Senator Tjarks ist nicht zu beneiden, da die Grünen eine Stadtbahn anstelle einer U-Bahn wollten, nicht zuletzt aus Kostengründen. Wie berechtigt das war, zeigt sich jetzt, da sich ein wahrscheinlich nicht zu finanzierendes Milliardengrab auftut. Stuttgart 21 lässt grüßen. Ich prognostiziere, dass die Strecke von Bramfeld bis zur Sengelmannstraße gebaut wird, und danach das Thema beendet wird. Es wäre auch eine kluge Entscheidung, um die Stadt vor einem Finanzfiasko zu bewahren. Die Frage ist, ob die SPD-Politiker so mutig sind, eine falsche Entscheidung zu revidieren. Der Stadt wäre es zu wünschen.

Matthias Christen

Einseitige Sicht auf die Dinge

25. Mai: „Darf ein Restaurant Vorkasse verlangen?“

Herr Lenzen stellt in seinen Antworten ausschließlich auf die (vom Gastwirt zu erbringende) Gastfreundschaft ab, die nach seiner Auffassung eine Vorkasse verbiete. Dies scheint mir eine sehr einseitige Sicht der Dinge zu sein. In „Gastfreundschaft“ steckt eben nicht nur „Gast“, sondern auch „Freundschaft“ und die ist natürlich auch vom Gast zu pflegen. Wenn ich einen Tisch in einem Restaurant reserviere und einfach nicht erscheine, ist das im wahrsten Sinne unfreundlich, eben keine Gastkultur. Ob oder wie man dies sanktionieren möchte, muss dann den Beteiligten vorbehalten bleiben, Vorkasse ist also keine Frage des Dürfens.

Martin Börner, Henstedt-Ulzburg

Überwachung statt Motivierung

24. Mai: „Nächstes Heizungsgesetz: Was Verbraucher wissen müssen“

Was wir als Verbraucher vor allem wissen und uns klar machen müssen: Wer Verbotspolitik betreibt, will auch, dass die Verbote eingehalten werden und, wenn nicht, geahndet werden können. Dafür braucht man Daten. Also soll zukünftig erhoben werden, „mit welchen Heizungen überhaupt geheizt wird, wie hoch der Energieverbrauch ist, wie alt die Gebäude sind“. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt! Wer erhebt diese Daten? Vermutlich wieder die Schornsteinfeger, die bereits nach dem Gebäudeenergiegesetz als Kontrolleure tätig werden sollen. Was geschieht mit diesen Daten? Sie werden natürlich ausgewertet, wer sich an die Gebote und Verbote hält. Daraus können Konsequenzen gezogen werden, um die Ziele der gesetzlichen Regelungen durchzusetzen. Natürlich ist es sinnvoll, kommunale Wärmepläne zu erstellen, und natürlich brauchen wir Maßnahmen zur Erreichung der Klimaziele. Aber wer bisher dachte, die Wahl des Heiz- und Warmwassersystems für sein Haus sei seine Entscheidung, wird eines Anderen belehrt werden: Diese Entscheidung wird dann aller Voraussicht nach der Staat treffen, mit allen Konsequenzen, auch hinsichtlich der Kosten. Hilfreich, um alle Bürgerinnen und Bürger von der Notwendigkeit bestimmter Maßnahmen zu überzeugen und zu motivieren, ist das nicht. Hier wird ein Grundkonflikt ausgetragen: Staatliche Überwachung und Steuerung statt Motivierung, praktische Unterstützung und Belohnung.

Gerhard Lippe

Mit 92 im vierten Stock...

22. Mai: „Wo Senioren wohnen – und was ihnen fehlt“

Die Tante (93) lebt im Einfamilienhaus – regelt alles allein. Die Großmutter hat bis 87 im dritten Stock eines Altbaus gelebt und ist bis zuletzt täglich zum Einkaufen gegangen. Die Tante einer Freundin lebt mit 92 im vierten Stock einer Wohnung in Eppendorf – die alltäglichen Besorgungen werden mit Hilfen organisiert. Es wird uns medial vermittelt, als seien wir im Alter „auf jeden Fall“ auf Hilfe angewiesen. Und nun sollen vorausschauend alle Wohnungen „altersgerecht“ gebaut werden? Müssen wir alle „gepampert“ werden? Bloß keine Anstrengungen mehr… Auch alte Menschen können Stockwerke „ersteigen“. Warum werden so viele Neubauwohnungen mit Fahrstuhl gebaut? Baukosten, Unterhalt, Betrieb verteuern das Wohnen über die Nebenkosten. Niemand spricht davon! Übrigens – ich bin selber fast 68 Jahre alt und wünsche mir keine altersgerechte Wohnung.

Ulrike Schadow-Jäger

Auch die Eltern fördern

19. Mai: „Kirsten Boie über Lese-Fiasko: „Bin wütend“. Ein Viertel der Viertklässler kann nicht lesen. Weil der Staat seiner Aufgabe nicht nachkommt – sagt eine, die es wissen muss“

Frau Boje erkennt zutreffend, dass sich die Medien-Nutzung (oft fälschlich als digitale Kompetenz dargestellt) verheerend auf die Kinder auswirkt. Dies führt u.a. dazu, dass die Konzentrationsfähigkeit beständig abnimmt. Hamburg tut vieles in der Leseförderung. Die Lese-Rechtsschreib-Förderung findet hier aber nur außerhalb der Schule statt. Richtig ist, dass der Staat die Aufgabe hat, die Nachteile für Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern zu reduzieren. Die Erziehungsarbeit kann und sollte jedoch nicht komplett an den Staat abgegeben werden. Wichtig wäre ab einer ersten Auffälligkeit eine verpflichtende Eltern-Förderung, wie erziehe ich ein Kind, wie unterstütze ich es. Es fehlt mir der Hinweis, dass der Anteil der Analphabeten auch in der weiterführenden Schule (nicht nur) durch Zuwanderung steigt. Hier wäre erheblich mehr Personal nötig, das es allerdings nicht gibt.

Christian Martens

Null Toleranz beim Smartphone

Das Ergebnis einer solchen Studie wird von der Sache her keinen Lehrer überraschen. Fast immer werden jedoch zwei Faktoren unterschätzt, die zu den belegten Missleistungen führen. Zum einen, dass die fehlenden Kompetenzen nahezu ausschließlich in bildungsfernen Familien vorkommen, zum anderen dass sich vieles aus mangelnder Regelakzeptanz und zu wenig Konsequenz ergibt. Schon lange übernimmt die Schule Elternaufgaben, schon lange ersetzen Lehrkräfte in manchen Einzugsgebieten die Familie. Kinder lernen, dass Regeln in der Schule bei null Toleranz eingehalten werden müssen. Sie wissen, dass Smartphones in der Schule nicht aus der Tasche kommen, außer, wenn damit gearbeitet wird. Auf die konsequente Einhaltung dieser beiden Grundregeln bestehend, kann sich die Schule um die Verbesserung der Rechen-, Lese-, Schreibkompetenz und das soziale Miteinander kümmern. Tägliches Lesen und Vorlesen, tägliche Mini-Übungsdiktate, tägliches Kopfrechnen und viel Altbekanntes mehr – Und vielleicht gibt dann einer eine Studie in Auftrag, die belegt, dass es so tatsächlich gehen könnte.

Karin Brose, Studienrätin i.R.

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