Intensiver Musik hören

24. Mai: „Comeback der Schallplatte. In den USA hat Vinyl schon die CD überholt. In Deutschland boomen die schwarzen Scheiben besonders bei Jazz- und Klassikfans. Was dahintersteckt“

Der Trend ist nicht unbedingt neu. Ich habe meine alten Platten niemals weggegeben und kaufe seit rund zehn Jahren wieder Vinyl. Der Akt des Plattenauflegens ist ein Akt der Entspannung: Hülle aus dem Cover ziehen, Platte auflegen, Tonarm runter und auf dem Sofa Cover und Texte studieren. Man hört viel intensiver Musik, als es bei einer CD der Fall wäre. Man hat ja, außer bei Pink Floyd, auch nur etwa 20 Minuten Zeit, dann muss das kostbare Gut gewendet werden. Es lohnt sich also kaum, nebenbei etwas zu tun. Das Wenden ist übrigens ein Vorgang, den nicht jeder kennt: Als ich vor etwa 20 Jahren meinen Sohn fragte, ob er die Scheibe umdrehen wolle, fragte er: „Wieso? Kann man die umdrehen?“

Malte Gumpricht

Zuzug begrenzen?

24. Mai: „Warum in Hamburg 2022 überraschend viele Wohnungen entstanden sind. Hansestadt erreicht fast ihr Ziel von 10.000 Einheiten, während bundesweit viel zu wenig gebaut wird“

Die Meldung über den erfolgten Wohnungsbau in Hamburg hat zwei Seiten: Zum einen führt die Fertigstellung neuer Wohnungen zu einer leichten Entspannung auf dem Wohnungsmarkt, aber zum anderen verstärkt sich damit auch die Verdichtung innerhalb der Stadt. Als vor gut 20 Jahren die wachsende Stadt propagiert wurde, hat man leider versäumt, rechtzeitig und prospektiv die Voraussetzungen für eine verstärkte Ansiedlung neuer Bewohner zu schaffen. Das gilt im Übrigen auch für die Infrastruktur (Verkehrswege und -mittel, Schulen, Kitas etc.) Auch hat man sich offenbar keine Gedanken darüber gemacht, ob denn auch die Fläche ausreichend ist. Indem immer mehr Wohnungen auch auf ehemaligen Grünflächen gebaut werden, verändert sich der Charakter des Stadtbildes erheblich. Wo früher ein Einzelhaus auf einem großzügigen Grundstück stand, wird heute ein Mehrfamilienhaus mit minimalem Abstand zum Nachbarhaus errichtet und dass meistens in der immer gleich langweiligen Allzweckarchitektur. Auch die „Steinwüste“ in der HafenCity ist durchaus gewöhnungsbedürftig. Um aber langfristig bezahlbaren Wohnraum in Hamburg zu schaffen, wird eine Reglementierung der Mieten nicht zu vermeiden sein. Wohnen ist ein Grundbedürfnis und darf somit nicht den spekulativen Kräften des Marktes uneingeschränkt ausgesetzt werden. Vor allem dürfen keine ehemaligen Sozialwohnungen mehr an Investoren veräußert werden. Es wäre allerdings an der Zeit zu überlegen, ob es nicht sinnvoll ist, den Zuzug zu begrenzen, anstatt immer mehr Menschen in die Stadt zu locken, die dann keinen bezahlbaren Wohnraum finden. Denn so lange neu gebaute Wohnungen gerade einmal den Bedarf der Neubürger decken, wird sich die Lage am Wohnungsmarkt nicht verbessern.

Peter Westendorf

Klima – das wichtigste Thema

23. Mai: „Haspa-Umfrage: Wohnen ist Hamburgern wichtiger als Klimaschutz“

Das kann schon sein, dass einigen der Klimaschutz nicht wichtig ist. Aber mit Sicherheit ist dies nicht bei allen Hamburgern der Fall! Denn das Klima ist nun einmal unser wichtigstes Thema zurzeit und viele begreifen es auch immer mehr. Besonders wer Kinder hat, ist deshalb schon sehr beunruhigt.

Karin Wagner

Kein Mitleid mit Geschädigten

24. Mai: „Wie Betrüger Kartendaten über SMS abgreifen“

Wie dumm muss man sein, wenn man auf solche Tricks hereinfällt. Ich weiß doch, ob und von wem ich ein Paket oder Päckchen erhalte und ob es aus dem Ausland oder Inland kommt. Kein seriöser Absender verlangt Versand- oder Zollgebühren, wenn das Paket schon versendet wurde. Das wird alles vorher geregelt. Deshalb habe ich kein Mitleid für die Geschädigten.

Burghard Dziekan

Habeck blendet alles aus

19. Mai: „Wie beschädigt ist Robert Habeck?“

Ich kann nicht verstehen, warum Herr Habeck so verbissen am Heizungsgesetz klebt. Es gibt doch ernstzunehmende Kritik und Widerstände aus der eigenen Koalition, der Wirtschaft, dem Handwerk. Das geplante Heizungsverbot stellt Millionen Haushalte vor große finanzielle Probleme, ebenso den Staat, der angeblich großzügig unterstützen will, dabei aber an der Dimension dieser Zuwendungen scheitern wird. Der Bürger muss den Auftrag erteilen und finanziell in Vorleistung gehen, wenn seine Heizung plötzlich irreparabel wird, bekommt aber als älterer Mitbürger womöglich keinen Bankkredit mehr und kann doch nicht ein halbes Jahr warten, bis der Staat einen Zuschuss gewährt. Die Produktion dieser Vielzahl von geplanten Wärmepumpen kann nicht geleistet werden, den Handwerksbetrieben fehlen Know-how und Mitarbeiter. Und woher der Strom für Wärmepumpen und Elektroautos bei gleichzeitig fortschreitender Digitalisierung mit weiterem Stromverbrauch kommen soll, weiß keiner. Dass ein Wirtschaftsminister dies alles ausblenden und nicht erkennen kann, dass er hier ein nicht funktionsfähiges Gesetz durchpeitschen will, zeugt von enormer Arroganz und Ignoranz.

Andreas Kirchner

Den Leser auf Linie bringen?

23. Mai: „Habeck holt neuen Staatssekretär – er kennt ihn auch aus Kiel“

Über Patrick Graichen und die Gründe für seine Entlassung durch Wirtschaftsminister Habeck sind wir gut informiert worden bzw. haben wir uns ein Bild gemacht. Muss nun aber der Leser durch eine derart tendenziöse Überschrift sozusagen auf Linie gebracht werden? Oder was soll der Hinweis auf die zeitgleichen politischen Ämter in Kiel in so herausgehobener Form anderes insinuieren, als dass auch hier wieder „Vetternwirtschaft“ vorliegt? Unter Berichterstattung stelle ich mir etwas anderes vor.

Bernhard Rangnick

Fehlende historische Kenntnis

10. Mai: „Großer Streit um Benin-Bronzen. Rückgabe der geraubten Kunstschätze: Was MARKK-Direktorin Plankensteiner sagt“

Die Rückgabe der Benin-Bronzen ist ein Beispiel für das schlechte Gewissen der Europäer, insbesondere auch der Deutschen wegen der kolonialen Vergangenheit. Darüber gerät aber häufig die historische Wahrheit unter die Räder. Die Benin-Bronzen sind ein typisches Beispiel. Die Behauptung, die Bronzen seien durch Plünderungen britischer Truppen Ende des 19. Jahrhunderts als Raubgut nach Europa gekommen, stellt eine grobe Geschichtsfälschung dar. Zur wirklichen Geschichte gehört, dass das Königreich Benin seinen Reichtum dem Sklavenhandel verdankt. Das heißt, dass die Bronzen, deren Material aus Europa kam, diesem zu verdanken ist. Eine Gruppe von Engländern, die in friedlicher Absicht und ohne Waffen in das Königreich kam, wurde dort ermordet. Als daraufhin eine britische Truppe in das Königreich kam, fand sie dort eine große Zahl ermordeter Schwarzer. Sie nahmen die Bronzen als Repressalie mit, was zu diesem Zeitpunkt auf Grund internationaler Übereinkunft als legal galt. Wenn man den Zustand des damaligen Königreichs bedenkt, war es für die Bronzen ein Glück, dass sie nach Europa kamen. Es gäbe sie sonst wahrscheinlich nicht mehr. Das heutige Nigeria ist ein islamischer, also bilderfeindlicher Staat, der nicht für museale Pflege bekannt ist. Die deutsche Regierung, vertreten durch die Ministerinnen Baerbock und Roth, zeichnet sich eher durch moralischen Anspruch als durch historische Kenntnis aus.

Prof. Dr. Hubert Speidel, Kiel

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