Die Wähler sind inkonsequent

16. Mai: Kommentar: „Das grüne Dilemma. Wenn Reformen wehtun, wenden sich Wähler ab“

Matthias Iken hat mit seinem Befund über das Dilemma der Grünen vollkommen recht. Die Inkonsequenz der Wähler ist entlarvend. Viele, wenn nicht die meisten reden vom Umwelt- und Klimaschutz, wollen ihn auch unbedingt. Aber kosten darf er nichts, wehtun darf er nicht, und unseren Komfort darf er auch nicht beschneiden. Wie sonst ist das geradezu hysterische Geschrei zu verstehen, wenn jetzt ernst gemacht werden soll, dass alte Heizungen gegen neue, energieeffiziente und schadstoffarme Anlagen ausgetauscht werden. Wie sonst ist es zu verstehen, dass immer noch benzinfressende SUV-Dickschiffe unser Straßenbild beherrschen? Schändlich ist es, wenn Parteien diese Bequemlichkeit und Inkonsequenz der Wähler noch befeuern, vermeintlich bürgerfreundliche Kampagnen starten und darüber unsere Umwelt vor die Hunde gehen lassen.

Christoph Lütgert, Hamburg

Fadenscheinige Ablenkung

Sicherlich hat der Streit um die Wärmepumpe sowie die Filzvorwürfe gegen Wirtschaftsminister Habeck den Bremer Grünen geschadet, aber der auch von Herrn Iken angeführte Hinweis des grünen Dilemmas scheint zu einem strukturellen Problem für die Grünen zu werden: Je mehr Maßnahmen für den Klimaschutz umgesetzt werden, desto schlechter scheint das für die Grünen zu sein. Es sind zwar (fast) alle Bürger für den Klimaschutz, aber nur wenige scheinen die damit verbundenen Konsequenzen akzeptieren zu wollen. Ganz im Sinne von „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.“ Dass sich in dem Zusammenhang nun auch Herr Merz von der CDU meldet und für die Niederlage der Grünen in Bremen lediglich von einem sogenannten „Habeck-Effekt“ als Erklärung spricht, ist, gelinde gesagt, ein fadenscheiniges Ablenkungsmanöver. Bis vor kurzem regierte dessen Partei 16 Jahre lang in Deutschland, war verantwortlich für die Rahmenbedingungen der Politik und insbesondere auch für den Klimaschutz und passiert ist – vergleichsweise wenig. Um aber nun den Klimaschutz-Erfordernissen zu genügen, die das Pariser Klimaabkommen abverlangt sowie die vom Bundesverfassungsgericht angemahnten erforderlichen Maßnahmen umzusetzen, um zukünftige Generationen nicht einzuschränken und zu belasten, muss schnell gehandelt werden. Fazit: Die CDU ist fast zwei Jahrzehnte für mangelhafte Klimapolitik verantwortlich und profitiert bei Wahlen davon, dass andere Parteien deren Versäumnisse aufarbeiten. Gewissermaßen ein Effekt für Untätigkeit in erheblichem Umfang.

Reiner Gorning

Aus der Seele gesprochen

16. Mai: „Peinliches Gegreine nach dem ESC. Hat Europa die Deutschen nicht lieb genug?“

Hajo Schumacher hat mir mit seinem Kommentar aus der Seele gesprochen! Wer den deutschen Vorentscheid gesehen hat, der weiß, dass eine hochkarätige europäische Jury einem ganz anderen Kandidaten übereinstimmend zwischen zehn und zwölf Punkten gegeben hat — einem „talentierten, sympathischen, nicht übermäßig egomanischen Einzelkünstler“ nämlich! Wenn aber nicht Profis, sondern ein lokalpatriotisches Publikum entscheidet, muss man sich nicht wundern und sollte die Schuld nicht bei anderen suchen!

Karin Wachtel

Typisch Deutsch!

Hajo Schumacher hat recht, wenn er die Reaktion vieler Prominenter auf das abermalige worst case-Ergebnis im ESC als typisch deutsch und peinlich abkanzelt. Trotzdem glaube ich nicht, dass die Situation etwas mit mangelnder künstlerischer Qualität zu tun hat. Die Qualität bei dieser Veranstaltung (das Wort Kunst lasse ich bewusst außen vor) scheint mir beim ESC ohnehin sehr dünn gesät zu sein. Die permanente Abwertung der deutschen Beiträge, die aus meiner Sicht genau so schlecht wie alle anderen Liedchen waren, kann doch etwas mit Sympathie zu tun zu haben. Und in dieser Kategorie sind wir einfach unterirdisch, sozusagen umgekehrte Weltklasse. So überheblich, besserwisserisch und übergriffig wie wir, sind außer uns weltweit bestenfalls noch die USA. Wir haben die Moral gepachtet und versuchen nicht nur unseren deutschen Mitbürgern sondern quasi der ganzen Welt, ununterbrochen unsere Weisheiten aufzudrängen. Und wenn die das nicht mögen, versuchen wir sie in zunehmenden Maße dazu zu zwingen. Dabei steigern wir uns immer wieder in einen öffentlichen Rausch selbstgerechter ethischer (Selbst)-verkennung hinein, der auch den treuesten Deutschland-Freund erschaudern lässt. Und unsere Reaktion auf die internationale Ablehnung dieser deutsch-nationalen DNA, ist das I-Tüpfelchen auf diesem absurden Verhalten: Wir drohen uns zu entziehen und beschuldigen die, die uns abstoßend finden, der Verschwörung.

Dr. Philip Düwel

Verschwendung von Gebühren

Ich schätze Herrn Gottschalk nicht besonders, aber seinen Kommentar zum ESC-Debakel kann ich hundertprozentig unterschreiben. Schluss mit der Verschwendung unserer Gebühren.

Hans D. Biebau

Äußerst sympathische Band

Bei allem zerreißen und nachtreten in Richtung deutscher Beitrag könnte man ja mal erwähnen, dass die Band sich bei allen Gelegenheiten von Anfang an äußerst sympathisch und kollegial dargestellt hat. Immer wieder haben sie betont, was für eine tolle Erfahrung und Ehre es ist, im Wettbewerb der europäischen Musikgemeinde dabei zu sein und wie sehr sie ihre Mitstreiter schätzen. Sie haben vermittelt, dass es in erster Linie um Musik geht und die Freude daran. Insofern ist jeder Teilnehmer ein Gewinner.

Doris Wolff

Kirche im Dorf lassen

15. Mai: „Ein perfekter Sonntag für den HSV. 5:1-Sieg in Regensburg und die Niederlagen der Konkurrenz lassen die Hamburger wieder auf den direkten Aufstieg hoffen“

Alle Verantwortlichen und die Printmedien sollten die Kirche im Dorf lassen. Realistisch gesehen hat sich an der Situation des HSV wenig geändert. Aus eigener Kraft kann der direkte Aufstiegsplatz nicht mehr erreicht werden. Der Abstand zum Tabellenführer Darmstadt beträgt immer noch vier Punkte und darauf zu hoffen, dass Heidenheim ein weiteres Mal in den letzten beiden Spielen Punkte liegenlässt, ist mehr als optimistisch. Zudem hat gerade der HSV in der Rückrunde sehr wechselhafte Leistungen gezeigt. Auf grandiose Siege folgten viel zu oft ernüchternde Vorstellungen. Immerhin ist der Relegationsplatz nun so gut wie sicher. Ob die Mannschaft von Trainer Walter jedoch stark genug ist, um gegen den Tabellen- Sechzehnten der ersten Liga zu bestehen, muss sich dann noch zeigen.

Martin Wucherpfennig

Das Ziel des Preises ist Frieden

15. Mai: „,Danke, Deutschland!‘ Der ukrainische Präsident Selenskyj nennt die Bundesrepublik beim Besuch in Berlin einen ,wahren Freund‘ – und fordert eine ,Kampfjet-Koalition‘“

Dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj – der Verhandlungen mit den Russen kategorisch ablehnt – wird auf seiner Forderungstour durch Europa der rote Teppich ausgelegt und sogar der Karlspreis verliehen. Das Ziel des Preises ist aber Frieden und nichts anderes. Das passt überhaupt nicht zusammen. Auch werden die nächsten Forderungen rasch kommen: Kampfjets, EU-Aufnahme und Nato-Beitritt.

Jochen Schultz

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