Erschreckende Zahlen

10. Mai: „Beziehungsgewalt nimmt in Hamburg dramatisch zu. Fast 30 Prozent mehr Körperverletzungen. CDU fordert, Täter häufiger mit Fußfessel zu überwachen“

Die aktuellen Zahlen über die zunehmende Gewalt in (beendeten) Beziehungen und gegenüber Kindern sind erschreckend. Erstaunlich auch, dass die registrierten Fälle üblicherweise nicht nach dem Geschlecht des Gewaltopfers differenziert aufgeführt werden, kann man doch davon ausgehen, dass gerade auch die körperliche Gewalt überwiegend von Männern ausgeübt wird. Die Differenzierung bei der Fallaufnahme nach Geschlecht könnte in der Folge noch zu gezielteren Präventionsmaßnahmen führen. Und auch beim Thematisieren im Schulunterricht könnte das die Sensibilität für die Problematik bereits im frühen Kindesalter fördern. Irritierend, dass die mögliche Überwachungsmaßnahme von Tätern, der Einsatz einer Fußfessel, in rund vier Jahren nur einmal erfolgte. Musste man in der Berichterstattung der letzten Jahre bedauerlicherweise immer wieder lesen, dass es oft schwierig sei, Stalking-Opfer angemessen zu schützen, könnte der Einsatz der Fußfessel, also der elektronischen Aufenthaltsüberwachung von Tätern ein probates Mittel sein, diese von weiteren Straftaten abzuhalten. Das wäre dann auch eine Präventivmaßnahme. (Potenzielle) Opfer müssen geschützt werden. Der angemessene Einsatz der Fußfessel zur Überwachung ist ein im Verhältnis geringfügiger Eingriff in die Freiheit. Der ja nicht erfolgen muss, wenn bspw. Stalker von ihren bedrohlichen und freiheitseinschränkenden Handlungen abließen. Ein Täter hat die Entscheidungsfreiheit Täter zu sein/bleiben oder eben auch nicht. Ein Opfer hat diese Freiheit nicht.

Reiner Gorning

Es gibt bessere Anlagen

9. Mai: „Wärmepumpe: Hohe Preise, lange Wartezeiten. Mit Umweltwärme Gebäude heizen – technisch möglich, aber kostspielig. Was Experten Hausbesitzern raten“

In dem Artikel wurde nicht erwähnt, dass es auch sogenannte Hochtemperatur-Wasserpumpen gibt, die für eine Vorlauftemperatur von 70 Grad und mehr ausgelegt sind. Beim Einbau einer solchen Anlage ist es zum Beispiel nicht notwendig, alte Heizkörper auszutauschen. Auch eine aufwendige Wärmedämmung muss nicht in jedem Fall durchgeführt werden. Heizungsbaubetriebe vor Ort bieten diese Wärmepumpen allerdings oft nicht an, weil sie auf diesen Anlagentyp nicht geschult sind oder ihr Vertragspartner, z. B. Viessmann, diese Wärmepumpen nicht herstellt. Das könnte sich aber in diesem Fall bald ändern, da man mit der US-Firma Carrier fusioniert. Und dieser Anbieter produziert Hochtemperatur-Wärmepumpen.

Hartmut Graf

Wie wär’s mit Arbeitsferien?

5. Mai: „Lernrückstand nach Corona: Stadt stellt Millionen für Schulen bereit. Senator Ties Rabe hält an Förderprogramm fest, auch wenn der Bund sich nicht mehr beteiligt“

Wenn ich als Kind mit Schulproblemen von den angekündigten Lernferien höre, wie mag es mir wohl dabei gehen? Lernen und Ferien – ein Widerspruch in einem Wort, den scheinbar keiner wirklich wahrnimmt. Was wäre, wenn man Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in die Arbeitsferien schicken würde, wenn der Urlaub ansteht, die Reaktion würde mich interessieren. Gerade Kinder mit Schulschwierigkeiten brauchen die Ferien. Eine adäquate Förderung muss während der Schulzeit gewährleistet werden. Ich wage auch zu bezweifeln, dass Lernferien zielführend sind. Fachpersonal steht schon während des Schulalltags immer weniger zur Verfügung. Welches Fachpersonal unterrichtet die Kinder in den Lernferien? Wie realistisch ist es, dass eine Absprache hinsichtlich des individuellen Förderbedarfs mit der Schule vorab effektiv abgestimmt wird? Wenn draußen schon der Freund mit der Badetasche wartet, wie motiviert und konzentriert ist ein Kind wohl dann in den Lernferien? Wie nachhaltig ist diese Förderung? Lernferien – was für eine Wortschöpfung!

Corinna Rüster

Wer hätte das gedacht?

9. Mai: „Umfrage: Große Mehrheit für Vier-Tage-Woche“

Nein, tatsächlich? Das ist ja wirklich nicht vorherzusehen gewesen! Da bedarf es erst einer Umfrage, einer von vielen Umfragen, diesmal des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung. Tatsächlich ist eine überwältigende Mehrheit der Vollzeitbeschäftigten dafür, nur noch vier Tage die Woche zu arbeiten, natürlich bei vollem Lohnausgleich. Außer mir werden sicherlich noch viele Menschen sehr erstaunt gewesen sein und dieses Ergebnis nicht erwartet haben! Ein großes Dankeschön an die Hans-Böckler-Stiftung! Allerdings hätte man die Kosten für diese Umfrage vielleicht auch sinnvoller einsetzen können.

Gerhard Maack, Hamburg

Vorbild München

5. Mai: „Liegt in Hamburg zu viel Müll herum? Stadtreinigung bekommt mehr Personal und findet sich gut aufgestellt“

Ich würde den Verantwortlichen der Hamburger Stadtreinigung dringend einmal einen Arbeitsbesuch bei ihren Münchner Kollegen empfehlen, denn München ist im Vergleich zu Hamburg wirklich eine saubere und gepflegte Stadt und das nicht nur im Innenstadtbereich. Auch Graffiti-Schmierereien sind deutlich weniger vertreten. Vermutlich färben die höheren Ansprüche auch auf die Bewohner der Stadt ab, so dass diese eher auf Sauberkeit achten. In öffentlichen Anlagen fallen zudem die zahlreichen Dixi-Klos angenehm auf. In unseren Breiten lamentiert man lieber über „Wildpinkler“.

Thomas Zimmermann

Anfragen enden im Labyrinth

8. Mai: „Streit um Flüchtlingskosten droht zu eskalieren. Bundesländer fordern vor dem Gipfel mit dem Kanzler deutlich mehr Hilfen vom Bund. Doch der will kein zusätzliches Geld geben“

Die Flüchtlingskosten sind ein absolutes Tabuthema. In der deutschen Politik und in der Medienlandschaft wird darüber eher nicht oder wenn überhaupt, dann doch verklausuliert gesprochen. Eine entscheidende Zahl, die alle Aufwendungen klar benennt, gibt es nicht, weil Anfragen in einem Labyrinth von Zuständigkeiten und Statistiken enden.

Jochen Schultz

Verfahren weiter vereinfachen

6./7. Mai: „,Traurige Gewissheit‘ über den Wohnungsbau. Zahl der Baugenehmigungen bricht ein. Wie der Senat dennoch Wohnraum schaffen will und was das für die SPD bedeutet“

Es ist für jeden klar, dass der Senat selbst keine Wohnungen bauen kann und dass seine Möglichkeiten deshalb sehr eingeschränkt sind. Dann sollte man aber diese wenigen Stellschrauben nutzen! Viele Bauinteressierte werden durch das überbürokratisierte Antragsverfahren abgeschreckt, das unnötig Zeit und damit Geld kostet. Warum muss beispielsweise ein Bauherr viermal das Amt für Geoinformation kommen lassen (Anfangsvermessung, Höhenplan, qualifizierter Gehölzplan, Endvermessung) und dafür ca. 3500 Euro zusätzlich auf den Tisch legen? Warum erhält man in den Verfahren immer neue Zwischenbescheide mit immer neuen Auflagen oder der Aufforderung zur Einreichung weiterer Unterlagen, was oft dazu führt, dass der Festpreiszeitraum beim Bauträger überschritten und damit ein hoher fünfstelliger Nachzahlungsbetrag fällig wird, dessen Höhe man bei der Finanzierungsplanung gar nicht abschätzen kann? Die Behörde sollte dafür sorgen, dass das sogenannte „vereinfachte (!) Verfahren“ diesen Namen endlich wieder verdient!

Michael Pommerening

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