Ein wahres Trauerspiel

4. Mai: „Drama am Ohnsorg – Aufruhr nach Mitgliederversammlung. Schauspielerin Sandra Keck wird zur Aufsichtsratsvorsitzenden gewählt, künstlerischer Leiter legt sein Amt nieder. Die Hintergründe“

Vielen Dank für den sauber recherchierten und reflektierten Artikel über die aktuellen Geschehnisse am renommierten Ohnsorg-Theater. Für das schöne Theater ein wahres Trauerspiel.

G. P.
(Name ist der Redaktion bekannt)

Nicht nur Schenkelklopfer

Es ist nicht so, dass ein Theater Zukunft hat, wenn stets der alte Stil konserviert wird. Insofern ist der Intendant seit einigen Jahren bemüht, nicht nur Schenkelklopfer zu bringen, sondern auch mal was für den Verstand. Recht hat Herr Lang. Und das Plattdeutsche muss ja auch nicht ständig dominieren. Die alten Dinge kann man etwas begrenzen, aber neue müssen hinzukommen. Sonst stirbt Theater.

Roland Salchow, Staatsrat a. D.,

Kultur und Wissenschaft

Neuanfang mit Heidi Mahler

Nein, bitte nicht auch noch das Ohnsorg-Theater mit Quälereien. Seit Jahren gibt es solche Streitigkeiten auch beim HSV. Bitte wechseln Sie die Führungspersönlichkeiten des Theaters oder gar die wunderbaren Schauspieler nicht so wie beim HSV. Entscheiden Sie im Sinne des Theaterbesuchers. Und ganz zuerst im Sinne von Heidi Kabel. Mit Heidi Mahler als Führungspersönlichkeit ist doch ein wunderbarer Anfang gemacht.

Detlef Riedel

Eine soziale Zeitbombe

29./30. April: „Wohnungsbau: Senatsziel rückt in weite Ferne. Negative Entwicklung: Hamburg steht bei den Genehmigungen so schlecht wie nie da. Schneller Anstieg der Mieten droht“

Einem „Otto Normalverbraucher“ unter den Mietern bringt der weitere Neubau an Wohnungen fast nichts. Es gehört zu den oft erzählten Ammenmärchen, dass ein Wohnungsneubau wie in Hamburg die Mieten stabilisieren würde. Die Mieten im hochpreisigen Neubau sind über die Jahre ein Treibsatz für die gesamten Mieten im frei finanzierten Wohnungsbau. Gerade dort, wo in den letzten Jahren neuer Wohnraum mit Mieten von 15 Euro und heutzutage 20 Euro und mehr netto/kalt pro Quadratmeter monatlich entstanden ist und weiter entsteht, strahlen die hohen Neubaumieten auf die Bestandsmieten aus, was sich in den Mietenspiegeln der kommenden Jahre niederschlagen wird. Der in diesem Zusammenhang oft und gern bemühte „Sickereffekt“, dass Wohnungsbau im oberen Preissegment Wohnungen in den darunterliegenden Preissegmenten frei und bezahlbar machen würde, ist eine Chimäre, ein Gespenst, oft beschworen, nie gesehen. Diese Probleme sind in der Tat eine tickende soziale ­Zeitbombe. Ein Anstieg der Mieten droht nicht nur, er ist bereits programmiert und dieses nicht nur durch die Indexmieten.

Helgo Klatt

Ungepflegte Ecken

5. Mai: „Liegt in Hamburg zu viel Müll herum? Stadtreinigung bekommt mehr Personal und findet sich gut aufgestellt. Die Opposition sieht das allerdings ganz anders “

Eindeutig ja. Aber es sind nicht nur der ­herumliegende Müll und die unzähligen Zigarettenkippen. Es sind auch die vielen verdreckten Verkehrs- und Straßen­schilder sowie die unansehnlichen Straßenränder, die einen ungepflegten Eindruck vermitteln. Die sauber gehaltenen Orte HafenCity und Innenstadt mögen bei Touristen das Bild einer gepflegten Stadt hinterlassen; wenn man aber in die Ecken schaut, ist sie es nicht. Solange Hamburg keinen effektiven Ordnungsdienst hat, in anderen Städten eine Selbstverständlichkeit, wird sich daran auch nichts ändern.

Joachim Tappe

Ursachen beseitigen

4. Mai: „Immer mehr Schulschwänzer in Hamburg. Dramatischer Anstieg zwischen 2020 und 2022. In 113 Fällen wurde gegen Schwänzer sogar Jugendarrest verhängt“ und Kommentar: „Schulschwänzen ernst nehmen. Schulen müssen sich mit Ursachen beschäftigen“

Endlich wird die Aufmerksamkeit auf die erhebliche Zunahme des Schulabsentismus gelenkt. Obwohl ein Vergleich der Zahlen 2020 bis 2022 wegen der speziellen Corona-Situation hinkt und man auf jeden Fall die Zahlen vor Corona zum Vergleich hätte heranziehen müssen, spielt die Corona-Situation sicher auch eine Rolle: Zunahme der Nutzung der sozialen Medien, damit verbunden die Tag-Nacht-Umkehr. Das Phänomen des Schulabsentismus ist mir bereits seit längerer Zeit, sowohl im Freundes- und Bekanntenkreis wie auch unter den Kindern meiner Patienten, aufgefallen. Ich war entsetzt zu lesen, dass tatsächlich in mehreren Fällen in Hamburg ein Jugendarrest angeordnet wurde! Mit diesen Maßnahmen ist der Problematik nicht beizukommen. Ohne die Ursache zu erkennen, zu benennen und zu beseitigen wird es keine Abnahme der „Schulschwänzerzahlen“ geben. Ich erinnere mich an eine nachbarschaftliche Situation vor 25 Jahren in einem Gemeinschaftswohnprojekt, wo der zwölfjährige Sohn unserer Nachbarn morgens im Pyjama von Vater und Mutter über den Hof geschleift und ins Auto verfrachtet wurde, um ihn in die Waldorf-Schule zu fahren (hätten hier Bußgelder geholfen?). Übrigens nicht zu vergessen die „Schulabsentismuszeiten“ gedeckt durch ärztliche Krankschreibungen (auf Bitten der oftmals hilflosen Eltern) – auch hier, ohne die Ursachen der Problematik durch die Kinder/Hausärzte zu ergründen und Hilfestellung zu leisten.

Ulrike Schadow-Jäger,

Ärztin/Psychotherapeutin

Aus Sicht der Kinder

Die Zahlen erschrecken: Immer mehr Kinder und Jugendliche in Hamburg entziehen sich der Schule durch Schwänzen. Und es gibt noch weitere Schulpflichtverletzungen in unserer Stadt, die bislang meist schweigend hingenommen werden: Täglich werden schulpflichtige Kinder und Jugendliche mit besonderen Unterstützungsbedarfen von Hamburger Schulen nach Hause geschickt, weil Schulbegleitungen und/oder Sonderpädagogen fehlen. Genaue Zahlen über so versäumte Unterrichtsstunden gibt es auch hier nicht. Damit alle an Bildung teilhaben können, muss das System Schule stärker vom Kind aus denken, statt an veralteten Bildungsvorstellungen festzuhalten.

Silke Brockerhoff

(inklusion-in-hamburg.de)

Polemik auf Ballermann-Niveau

Die Zahl der Schulschwänzer stieg seit Beginn der Pandemie also dramatisch um 70 Prozent. Bußgelder wurden von Eltern kaum bezahlt, da viele als „sozial schwach/bildungsfern“ gelten. Folglich wurde in Einzelfällen Arrest verhängt. Frau Boeddinghaus beklagt dies und behauptet, Kinder würden in den Knast gesteckt. Statt Bildungs- und Integrationsverweigerern Schützenhilfe zu geben, hätte ich erwartet, dass sie sich dafür einsetzt, dass Kindern Bildung zuteil wird und Eltern ihre Kinder zur Schule schicken. Vielleicht fehlt ihr auch schlicht die Erkenntnis, dass die Schulschließungen, Quarantänen ganzer Klassen etc. seit 2020 dazu beigetragen haben, vermeintlich gute Gründe für Schulabstinenz zu liefern. Die Linken-Politikerin hat jedenfalls in der Bürgerschaft für Schulschließungen und Kontaktbeschränkungen gestimmt. Schließlich versteigt sich Frau Boeddinghaus noch zu der Aussage: „Wir brauchen Pädagogik statt Rohrstock.“ Polemik auf Ballermann-Niveau. Vielleicht sollte sie eine Schule besuchen, um sich einen Eindruck vor Ort zu machen.

Christian Marten

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