Skepsis ist nachvollziehbar

3. Mai: „Was Pressefreiheit wirklich bedeutet“

Ich kann die Skepsis und Verdrossenheit weiter Teile der Bevölkerung gegenüber der etablierten Presse durchaus nachvollziehen. Meiner Einschätzung nach liegt das daran, dass die veröffentlichte Meinung viel zu wenig Rücksicht nimmt auf große Teile der öffentlichen Meinung. Zwei Beispiele dazu: Erstens die weitgehend kritiklose Haltung der Medien zu der nach wie vor ungeregelten Massenzuwanderung mit all ihren negativen Folgen wie Desintegration und Kriminalität. Stattdessen wird von bunter Vielfalt und benötigten Fachkräften fabuliert. Zweitens die bedingungslose Unterstützung des korrupten Oligarchen-Staates Ukraine bei gleichzeitiger Verdammung Russlands ohne Erwähnung der Absprachen der Großmächte USA und UdSSR im Jahre 1990. Eine Gegenöffentlichkeit, z. B. in Form von Sarah Wagenknecht, Alice Schwarzer und Richard Precht, wird viel zu wenig medial abgebildet, bzw. dann abgewertet. Daher verzichte ich mittlerweile weitgehend, wie wohl viele andere auch, auf Nachrichten aus dem Bereich des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sowie der Mainstreampresse.

Thomas Zimmermann

Nicht in einen Topf werfen

Es ist unter keinen Umständen akzeptabel, dass ein paar Irre auf Demonstrationen Reporter anpöbeln oder gar tätlich angreifen. Dieses Verhalten aber als Beleg für die Einordnung des Grades der Pressefreiheit zu verwenden und in einen Topf zu werfen mit staatlich verordneten Repressalien, mit Folter und mit Mord durch staatliche Organe, wie es in Diktaturen üblich ist, halte ich für eine grandiose Fehlleistung der Statistiker des Vereins. Oder, um mit Goethe zu sprechen: So fühlt man Absicht, und man ist verstimmt. Herr Schumacher hat sehr treffend zusammengefasst, was Menschen in Distanz zur Presse gehen lässt. Einen Zusammenhang zum Themenbereich grundgesetzlich garantierte Pressefreiheit, wie ihn Reporter ohne Grenzen versucht zu suggerieren, sehe ich da nicht.

Andreas Kaluzny

Unterstützung für Herrn Gauck

3. Mai: „Gauck bestürzt über Schmidt und Dohnanyi“

Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider verdient höchste Anerkennung für die Aufzeichnung der Ausführungen unseres Ex-Bundespräsidenten Gauck. Alles was Herr Gauck zu Herrn von Dohnanyi sagt, verdient zudem wirklich in jeder Hinsicht uneingeschränkte Unterstützung. Herr von Dohnanyi selbst, und ebenso sein Bruder wissen, wie die Familien seiner Eltern in Berlin 1939 bis zum Mai 1945 gedacht und gelitten haben. Gerade in Hinblick auf seine Vorfahren und seine Verdienste in der Zeit als Hamburger Bürgermeister bereiten von Dohnanyis Ausführungen nach dem 24. Februar 2022 zu dem Ukraine-Krieg immer wieder Schmerzen.

Christian Krienke

Was treibt Joachim Gauck um?

Was treibt den ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck im Rahmen der Werbeveranstaltung für sein neues Buch Zitate von Helmut Schmidt und Klaus von Dohnanyi aus dem historischen Kontext herauszulösen und diesen Politikern, die sich um unser Land verdient gemacht haben, unterschwellig mit den von Putin begonnenen Krieg in der Ukraine in Verbindung zu bringen? Helmut Schmidt ist im November 2015 verstorben. Dass er den Einmarsch Russlands in die Ukraine verurteilt hätte, wird wohl niemand ernsthaft bestreiten wollen. Helmut Schmidts Anmerkungen zur nationalen Identität des ukrainischen Volkes stellen keine isolierte Auffassung des ehemaligen Bundeskanzlers dar. In der Ukraine leben 17 Prozent Russen, auf der Krim lebten bis zum Jahr 2014 60 Prozent Russen und 25 Prozent Ukrainer. 40 Prozent der Bevölkerung im Donbass sind Russen. Die Geschichte der Ukraine und Russlands ist seit Jahrhunderten eng miteinander verflochten. Das Buch von Klaus von Dohnanyi ist vor dem Ukraine-Krieg erschienen. Dass von Klaus von Dohnanyi gezeichnete Bild, Russland habe immer wieder Angriffe aus dem Westen abwehren müssen, „die mit großen Verwüstungen und Millionen Toten verbunden waren“, findet Gauck „bitter und empörend“. Aber was soll an dieser Aussage falsch sein? Über die von den USA inszenierten und anderen Nato-Staaten begleiteten Kriege verliert der ehemalige Bundespräsident, der den Grünen nahestand (und steht?), offenbar kein Wort. Vielleicht sollte der ehemalige Pastor noch einmal in der Bergpredigt nachlesen, was dort zu „Wehrfähigkeit“ und Friedensliebe geschrieben steht.

Hermann Schmidt

Warum erst jetzt?

Herr Gauck muss sich fragen lassen, warum er seine „Überraschung“ und „Bestürzung“ über die von Helmut Schmidt im Jahre 2015 zur Ukraine geäußerte Auffassung nicht schon damals substanziell zum Ausdruck gebracht hat. Das wäre mit seinem Amt nicht nur vereinbar, sondern auch, wie wir heute wissen, politisch hilfreich gewesen. Zumindest hätte er anregen können, in der Energiepolitik über Alternativen zur Abhängigkeit von Russland nachzudenken. Das ist offenbar nicht geschehen. Heute entsteht ein wenig der Eindruck, dass er etwas Werbung für sein neues Buch macht.

Dr. Thomas Weise

Ist „Nazi“ kein N-Wort?

3. Mai: „Ein Monat Auszeit nach Eklat. Nach jüngstem Skandal will der umstrittene Tübinger Bürgermeister Boris Palmer in sich gehen“

In diesem Lande wird ständig provoziert, z. B. der von GEZ-Geldern bezahlte Jan Böhmermann, der wegen Corona-Angst die Kinder als „Ratten“ bezeichnete. Nun wird Boris Palmer von Demonstranten als „Nazi“ beschimpft. Sein in der Tat nicht passender Vergleich mit dem Judenstern wird ihm als Verharmlosung des Holocaust angelastet. Die Beleidigungen ihm gegenüber – auch schon vorher an der Tagesordnung – werden medial nicht bewertet. Ist die Verunglimpfung des Demokraten Palmer als „Nazi“ nicht eine ebenso abzulehnende Äußerung? Nein, in diesem Lande nicht – jeder darf einen Menschen mit abweichender Meinung als „Nazi“ beschimpfen – abweichend ist alles, was die Kaste der Moralapostel dazu erklärt. „Nazi“ gilt bezeichnenderweise hier nicht als „N“-Wort. Diskussionskultur in Deutschland 2023: einer Demokratie nicht würdig.

Chris Mahns

Für Grabreden ist es zu früh

2. Mai: „Verspielt der HSV wieder alles?“ und Leserbriefe

Ich finde es äußerst schade, dass der HSV in den Leserreaktionen mit soviel Häme überzogen wird. Bislang spielt der HSV per saldo seine beste Saison im Unterhaus. Spiele wie die deutlichen Heimsiege gegen den Club und 96 bleiben komplett unerwähnt ebenso wie das dramatische Derby. Es fehlt auch jeder Hinweis auf den Wegfall des wohl besten Defensivspielers der Liga, Vuskovic, wo die Umstände nach wie vor unklar sind. Natürlich sind Spiele wie in Kaiserslautern und Magdeburg im höchsten Maße unbefriedigend, aber solange die Chance auf den Aufstieg besteht, sollte man auf verfrühte Grabreden verzichten und versuchen, vor allem auch von medialer Seite, den Verein zu unterstützen und den Rücken für die letzten Spiele zu stärken.

Lutz Weiser

Frieden durch die Klingonen

3. Mai: „ChatGPT – das sind die großen Gefahren

Wir werden entweder von den Borg assimiliert oder von den Cybermen optimiert. Und Frieden auf Erden wird es wohl erst geben, wenn die Klingonen uns angreifen.

Heidi Butt

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