Warum wehrt sich der Senat?

24. April: „1,1 Milliarden mehr: Kommt U 5 noch? Linke fordert stattdessen abermals den Bau einer Straßenbahn. CDU kritisiert Senat scharf“

Nun ist es also raus, was bisher vor der Öffentlichkeit geheim gehalten wurde: Die Linie U5 – und auch die Ergänzung der Linie U4 – wird erheblich teurer als geplant und mit den jetzt veröffentlichten Zahlen wird das Ende noch nicht erreicht sein. Auch die Inbetriebnahme wird wohl um einige Monate, wenn nicht Jahre, verzögert werden. Warum sich der Hamburger Senat, vor allen Dingen unser Verkehrssenator Anjes Tjarks, bisher und wohl auch bis zur nächsten Wahl, vehement dagegen wehrt, ernsthaft über Straßenbahnlinien nachzudenken, dürfte sich einem Großteil der Bevölkerung unter Umwelt- und Finanzaspekten nicht erschließen. Nahezu jede größere Stadt in der BRD verfügt über ein Straßenbahnnetz – teilweise auch parallel zu einer U-Bahn. Und selbst Kopenhagen, dass von Herrn Tjarks immer gern als Beispiel für eine Mobilitätswende genannt wird, baut aktuell ein Netz von 28 km, das 2025 fertiggestellt sein soll. Machen alle anderen „Landes-/Städtefürsten“ alles falsch und nur Hamburg hat den Stein der Weisen entdeckt?

Uwe Breede

Keine leeren Versprechungen

Ich möchte an dieser Stelle meine Hochachtung vor den Mitarbeitern der Hochbahn und der Behörden zum Ausdruck bringen, die frühzeitig über die aus dem Ruder laufenden Kosten für dieses Bauvorhaben berichten. Das unterscheidet sich wohltuend von dem, was wir von Stuttgart 21, dem Flughafen Berlin-Brandenburg und der 2. Stammstrecke in München kennen. Gleichzeitig deutet sich aber an, dass das angesichts der geringen Lernfähigkeit unserer Politiker wenig hilft. Die einen wollen trotzdem weiter bauen, die anderen treiben mit der Straßenbahn sogleich die nächste Sau durchs Dorf. Als Steilshooper habe ich eine Bitte an die Politik: Hört endlich auf, uns mit immer neuen überteuerten Versprechungen zu belästigen. Die U5 ist nicht die erste für Steilshoop versprochene U-Bahn, und Straßenbahnen waren auch schon von der Bürgerschaft beschlossen. Umgesetzt wurde vor wenigen Jahren die Metrobus+-Linie 7, die von den Steilshoopern sehr gut angenommen wurde und jetzt unter den „U-Bahnbauvorbereitungsmaßnahmen“ leidet – mit ständigen Umleitungen. Bitte, bitte, liebe Politiker, gebt uns unseren funktionierenden Busverkehr zurück, statt uns immer neue viel zu kostspielige Versprechen zu machen.

Bernd Dieter Schlange

Dann aber alle Feiertage prüfen

22./23. April: „Rot-Grün will Tanzverbot aufweichen. Bisher waren Clubbesuche an einigen Feiertagen verboten. Was die Regierungsfraktionen planen“

Rot-Grün möchte also das Tanzverbot an Karfreitag aufheben, mit der Begründung, dass sich immer weniger Menschen den christlichen Kirchen verbunden fühlen. Aber dann auch bitte in aller Konsequenz. Die christlichen Feiertage außer Karfreitag wie Weihnachten, Ostermontag, Christi Himmelfahrt, Pfingstmontag gehören dann auch auf den Prüfstand. Warum sind sie dann für alle ein Feiertag, wenn sie in einer säkularen, multireligiösen Gesellschaft nicht mehr verstanden werden? Ist das auch eine Benachteiligung von andersgläubigen und konfessionslosen Menschen wie angeblich bei einem Tanzverbot an Karfreitag? Aber der freie Tag wird ja gern mitgenommen.

Marga Weiß

Passt nicht in die Spaßkultur

Ich bin bestürzt über die Pläne, die Regeln mancher Feiertage „aufzuweichen“. Gerne wird unsere christliche Gesellschaftsstruktur akzeptiert und angenommen, solange diese arbeitsfreie Tage ( z.B. an Weihnachten, Oster- und Pfingstmontage, Christi-Himmelfahrt) mit sich bringt. Aber sobald es ein klein wenig unbequem wird und nicht mehr in die heutige Spaßkultur passt, werden diese Feiertage vergessen oder außer Acht gelassen. Ich sehe also hier keinerlei Benachteiligung von andersgläubigen und konfessionslosen Menschen und halte dieses Argument an den Haaren herbeigezogen.

Cecilia Kleyer, Norderstedt

Ein absurdes Beispiel

21. April: Dohnanyi am Freitag: „Das Phänomen Selenskyj“

Altbürgermeister Dr. Klaus von Dohnanyi schreckt in seinen wöchentlichen „Meditationen“ mit seinem Verständnis für russische Standpunkte offenbar inzwischen vor nichts mehr zurück. Südtirol als ein Beispiel für vom Völkerrecht „geregelte autonome Strukturen“ mit Modellcharakter für den Donbass zu erwähnen, ist absurd. Im Unterschied zu Russland ist Österreich im Zusammenhang mit den Verhandlungen über den besonderen Status von Südtirol im Rahmen des italienischen Staatswesen dort zuvor nicht gewaltsam einmarschiert. Schon seit einiger Zeit fällt mir auf, dass Herr Dr. von Dohnanyi die freitägliche Kolumne regelrecht gezielt dazu nutzt, sich mit dem typischen Habitus des von keinerlei Selbstzweifeln geplagten „Elder Statesman“ an der deutschen Ukrainepolitik und insbesondere an Außenministerin Annalena Baerbock abzuarbeiten. In zumeist ziemlich herablassendem Ton gibt er zu erkennen, dass er Baerbock für eine naive Frau hält, deren in Wahrheit auf geltendem Völkerrecht beruhendes Politikverständnis aus seiner – des Altbürgermeisters – Sicht nicht hinreichend „putingerecht“ ist. Vielleicht sollte man künftig am Freitag auch einmal anderen Stimmen einen Platz geben.

Prof. Dr. Peter Rawert

Zu einer Lösung gehören zwei

Nun hat sich der Altbürgermeister auch noch Gedanken zum „Phänomen Selenskyi“ gemacht. Dabei ist er einmal mehr in seiner Analyse und Beurteilung zu kurz gesprungen. Zunächst möchte ich feststellen, dass eine Autonome Republik Krim 1994 im Zuge der Unabhängigkeit der Ukraine nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion deklariert wurde. In der Folge wurde 1997 die Nato-Ukraine-Charta verabschiedet. Nun kann man sicherlich die Entscheidung des souveränen Staates Ukraine hinsichtlich der Annäherung an das Nato-Bündnis kritisieren. Gleichwohl rechtfertigt das nicht die Annexion der Autonomen Republik Krim durch die Russische Föderation 2014. Das Minsker Abkommen (Minsk II) wurde auf Initiative Frankreichs und Deutschlands dann im Jahr 2015 als Reaktion auf die russische Annexion verhandelt. Es hielt, wie wir wissen, nur wenige Tage. Nun den Vorwurf zu erheben, dass Selenskyj ein „ewig Gestriger“ sei und sich einer Lösung des Konflikts entgegenstellt, indem er vermeintlich einer Autonomielösung, die im Falle der Krim schon versagt hat, im Wege steht, ist hanebüchen. Zumal zu dieser Lösung zwei gehören würden. Putin hat durch seinen imperialistischen Expansionsdrang wirklich bewiesen, dass er fortschrittlichen völkerrechtlichen Lösungen nicht zugetan ist. Wer sollte dann die Autonomie einer potenziellen Republik Donbass sicherstellen? Die Russische Föderation, die Ukraine, die Nato, die Vereinten Nationen? Leider liegt eine einfache und tragfähige Lösung nicht auf der Hand, wie Herr von Dohnanyi Glauben machen möchte.

Dr. Dirk Buddensiek, Norderstedt

Großartiger Theaterabend

22./23. April: „Die Dietrich und die Piaf – bewegend. Die Revue „Spatz und Engel“ begeistert im Ernst Deutsch Theater Alt und Jung“

Ihre lesenswerte und positive Theaterkritik kann ich nur bestätigen. Eine grandiose Aufführung im Ernst-Deutsch-Theater; fulminant von der ersten bis zur letzten Minute. Der frenetische Beifall, die Standing Ovations fürs Ensemble sind wohlverdient. „Spatz und Engel“ wünscht man viel Publikum. Ein bewegter, durch Chansons beschwingter – kurzum großartiger Theaterabend ist versprochen.

Rainer Neumann, Hamburg

Schreiben Sie uns gerne an oder per Post an das Hamburger Abendblatt, 20445 Hamburg
Von den vielen Leserbriefen, die uns erreichen, können wir nur einen kleinen Teil veröffentlichen. Teilweise müssen wir kürzen, um möglichst viele Meinungen zu veröffentlichen. Mit Ihrer Einsendung erlauben Sie uns, alle Inhalte und Ihre Kontaktdaten an die zuständigen Redakteurinnen/Redakteure und/oder an externe Autorinnen/Autoren weiterzuleiten. Sollte eine Weiterleitung Ihrer Kontaktdaten und ein Dialog mit uns nicht gewünscht sein, bitten wir um Mitteilung. Einsendungen werden sowohl in der gedruckten Ausgabe sowie den digitalen Medien vom Abendblatt veröffentlicht und geben ausschließlich die Meinung der Einsender wieder. Veröffentlichte Leserbriefe finden Sie auch auf abendblatt.de/leserbriefe.